Wissenschaft und Forschung 11.08.2022

Forscher: Verbindung zwischen Mundbakterium und Alzheimer



Forscher: Verbindung zwischen Mundbakterium und Alzheimer

Foto: Orawan – stock.adobe.com

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Mäuse, die mit einer bestimmten Art von oralen Bakterien infiziert sind, im Vergleich zu nicht infizierten Tieren ein schnelleres Fortschreiten der Alzheimer-Symptome aufweisen.

Forscher der Tufts University School of Dental Medicine fanden heraus, dass das weit verbreitete Bakterium Fusobacterium nucleatum das Fortschreiten sowohl von Parodontalerkrankungen als auch von Alzheimer fördert. Jake Jinkun Chen, Professor für Parodontologie und Leiter der Abteilung für orale Biologie, und seine Kollegen glauben, dass die Bekämpfung des Erregers F. nucleatum das Fortschreiten dieser Krankheiten verlangsamen kann.

Schädigende Wirkung von F. nucleatum aus anderen Medizinbereichen bekannt

F. nucleatum wird bislang bereits mit einer Reihe von Erkrankungen wie Frühgeburten und Darmkrebs in Verbindung gebracht. Bei Parodontalerkrankungen greifen die Bakterien das Zahnfleisch und den Kiefer an, was zu lockeren Zähnen und Zahnverlust führt. Sie können auch Entzündungen verschlimmern, die in früheren Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes geführt haben.

In Chens neuester Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass F. nucleatum bei Mäusen ein abnormales Wachstum von Mikrogliazellen auslöst. Dabei handelt es sich um Immunzellen im Gehirn, die geschädigte Neuronen entfernen und die Gesundheit des zentralen Nervensystems aufrechterhalten. Das abnormale Wachstum der Mikrogliazellen führe zu Entzündungen, die als entscheidend für das Fortschreiten der Neurodegeneration bei Alzheimer-Patienten gelten.

„Unsere Studien zeigen, dass F. nucleatum das Gedächtnis und das Denkvermögen von Mäusen über bestimmte Signalwege verringern kann“, so Chen. „Dies ist ein Warnzeichen für Forscher und Kliniker gleichermaßen. In dieser Studie ist unser Labor das erste, das herausgefunden hat, dass F. nucleatum eine systemische Entzündung hervorrufen und sogar Gewebe des Nervensystems infiltrieren und die Anzeichen und Symptome der Alzheimer-Krankheit verschlimmern kann“, so Chen in einer Erklärung der Tufts University.

Zusammenhang von Parodontalerkrankungen und Alzheimer nicht unmittelbar bestätigt

Forscher haben bereits in der Vergangenheit mögliche Zusammenhänge zwischen Parodontalerkrankungen und Alzheimer vermutet. Diese jüngste Studie zeigt jedoch nicht, dass Parodontitis im Zusammenhang mit F. nucleatum direkt zu Alzheimer führt, sondern deutet eher darauf hin, dass sie, wenn sie unbehandelt bleibt, die Symptome der Alzheimer-Krankheit verschlimmern könnte. Letztendlich, so Chen, sollten die Ergebnisse seines Teams ein Zeichen für Ärzte sein, auf die Mundgesundheit von Patienten zu achten, insbesondere bei Patienten, die sich im Frühstadium einer kognitiven Beeinträchtigung befinden. Er hält es für möglich, dass eine wirksame Behandlung von Parodontalerkrankungen das Fortschreiten von Krankheiten wie Alzheimer verlangsamen könnte.

Zur Studie.

Quelle: eurekalert.org

 

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