Wissenschaft und Forschung 07.02.2022
Zähne verraten, ob Teenager ihren Eltern Sorgen bereitet haben
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Erwachsenwerden ist keine leichte Zeit – heute wie damals. Bioarchäologen fanden jetzt heraus, dass die Adoleszenz bereits im Römischen Reich eine eher wilde Phase war. Und dass diese das geistige und körperliche Wohlbefinden nachhaltig beeinflusste.
Wie sieht eine „normale“ Adoleszenz aus und was macht eine „gute“ Adoleszenz aus? Bioarchäologen versuchten, diese Fragen anhand von Knochen und Zähnen von Kindern im Römischen Reich zu beantworten. Durch die Untersuchung sowie die Einbeziehung von archäologischen Daten, Bestattungsmustern, schriftlichen Quellen und anderen Beweisen stellten sie fest, dass die Jugendlichen von heute viele Gemeinsamkeiten mit den Jugendlichen der Vergangenheit haben.
Im Jungpaläolithikum (vor 50.000 bis 12.000 Jahren) und Neolithikum (vor 12.000 bis 6.500 Jahren) waren Teenager innovativ und spielten eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Verbreitung neuer Ideen. Sie waren äußerst mobil und kreativ und fühlten sich dazu getrieben, neue Gruppen zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Auch heute kreieren Teenager mehr neue Wörter, TikTok-Tänze und soziale Trends als jede andere Altersgruppe. Sie entwickeln auch neue Methoden zur Erkennung von Krebserkrankungen und zur Beurteilung von Wunden und zeigen damit, dass das Alter keine Voraussetzung für Innovation ist.
Für die Jugendlichen von heute hat ein Teilzeitjob kurz- und langfristige Vorteile, darunter ein höheres Einkommen und bessere Netzwerkfähigkeiten im späteren Leben. Allerdings gibt es auch einige Risiken, insbesondere für diejenigen, die zu viel arbeiten. Die Untersuchung von Jugendlichen aus der Vergangenheit zeigt, dass dies nicht neu ist. Schon vor Tausenden von Jahren, in der Jungsteinzeit, übten sich Jugendliche im Erwachsenwerden, lernten Speere zu werfen und Großwild zu jagen und unterstützten die Erwachsenen bei der Versorgung ihrer Gemeinschaften. Auch im Römischen Reich vor 2.000 Jahren weisen bioarchäologische und literarische Quellen darauf hin, dass junge Männer als Teenager eine Lehre begannen oder unter halbwegs geschütztem Status dem Militär beitraten, obwohl dies nicht über Nacht geschah, sondern ein allmählicher Prozess war.
Wenn diese Veränderungen schnell vonstattengingen, waren die Jugendlichen mit schlechter Gesundheit und schlechtem Wohlergehen konfrontiert, was den Mustern entspricht, die wir heute beobachten.
Teenager hatten keine Identitätskrise
Heutzutage werden Teenager oft als lästig und schwierig angesehen. Auch antike römische Schriftsteller beschrieben die Adoleszenz als eine Zeit des „Rowdytums und der Ausschweifung“, in der junge Männer dazu ermutigt wurden, viel zu trinken und Bordelle zu besuchen. Im Jungpaläolithikum hingegen gab es keine „Teenager-Rebellion“, wahrscheinlich weil die paläolithischen Jugendlichen ein starkes Selbst- und Zugehörigkeitsgefühl sowie ein Gefühl der individuellen Autonomie hatten.
Seit Jahrtausenden haben Teenager den Drang, Neues zu entdecken, auszuprobieren und riskante Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Der entscheidende Unterschied scheint jedoch die Erfahrung von Rebellion oder Unruhe zu sein, die in der Vergangenheit nicht Teil der Adoleszenz war: Teenager waren nicht immer wild. Die damit einhergehenden vermuteten Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit wurden in den bisherigen Untersuchungen bestätigt.
Quelle: phys.org