Wissenschaft und Forschung 04.06.2012
Körpereigene Wundheilung aus der Spritze
Forscher des Klinikums rechts der Isar machen Heilkräfte des Organismus nutzbar
Wissenschaftler der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie
des Klinikums rechts der Isar der TU München haben ein Verfahren
entwickelt, das es ermöglicht, aus körpereigenen Zellen
Wundheilungsbotenstoffe zu gewinnen und für eine Therapie nutzbar zu
machen.
Die
Wundheilung ist ein Prozess, der im Körper automatisch abläuft. Sobald
die Zellen im verletzten Gewebe die Wunde registrieren, beginnen sie mit
der Ausschüttung verschiedener Botenstoffe. Diese
Wundheilungsmediatoren steuern die für die Wundheilung nötigen Prozesse
im umliegenden gesunden Gewebe. Bei sehr schwer verletzten Patienten
oder bei Patienten mit Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Diabetes
oder Infektionen sind die Zellen im Wundbereich teilweise so schlecht
versorgt, dass diese Signalstoffe nicht oder nur unzureichend gebildet
werden können. In diesem Fall findet die Wundheilung verzögert oder gar
nicht statt.
Die Forschergruppe um Dr. Ektoras Hadjipanayi und Prof. Arndt F.
Schilling hat nun ein System entwickelt, das die Produktion der
Wundheilungsmediatoren im Labor ermöglicht. Den Wissenschaftlern ist es
gelungen, vom Patienten gewonnenen Zellen außerhalb des Körpers eine
Verwundungssituation vorzutäuschen. Die Zellen beginnen daraufhin
Wundheilungsmediatoren zu produzieren. Mit dem neuartigen Verfahren
können diese gesammelt, im Gefrierschrank gelagert und dem Patienten bei
Bedarf gespritzt werden.
Prof. Schilling erklärt: "Wir können dem Patienten durch diese neue
Therapie seine eigenen natürlichen Wundheilungsmediatoren an der Stelle
zur Verfügung stellen, wo er sie braucht, aber nicht bilden kann. Diese
Strategie ist zum Beispiel bei chronischen Wunden vielversprechend, aber
auch bei Verbrennungen oder inneren Wunden wie sie bei Herzinfarkt oder
Hirnschlag auftreten."
Die Forscher arbeiten jetzt daran, die neuen Erkenntnisse für die Patientenversorgung nutzbar zu machen.
Der Artikel: „Injectable System for Spatio-temporally Controlled Delivery of Hypoxia-Induced Angiogenic Signaling“ erscheint online in der internationalen Fachzeitschrift Journal of Controlled Release. http://dx.doi.org/10.1016/j.jconrel.2012.04.048
Quelle: TU München