Wissenschaft und Forschung 08.11.2023
Röntgen in der Zahnmedizin: Bleischürzen überflüssig?
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Röntgenaufnahmen sind seit sieben Jahrzehnten Standard in der Zahnmedizin. Während dieser Zeit trugen Patienten oft Bleischürzen und Schilddrüsenschutz, um sich vor möglicher Strahlenbelastung außerhalb des Mundraums zu schützen. Doch Experten der zahnärztlichen Radiologie sagen, dass diese Praxis überholt ist.
Moderne digitale Röntgentechnologie in Zahnarztpraxen hat sich so stark weiterentwickelt, dass die externe Streustrahlung, auch als "Strahlenscatter" bekannt, nahezu keine Gefahr für Patienten darstellt. Die American Academy of Oral and Maxillofacial Radiology (AAOMR) empfiehlt nun, Bleischürzen und Schutzschilde bei zahnärztlichen Röntgenaufnahmen nicht mehr routinemäßig zu verwenden. Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass diese Schutzmaßnahmen keinen zusätzlichen Nutzen bieten.
Die geringfügige Strahlenexposition außerhalb des Kopfbereichs, die auftritt, ist auf "interne Streuung" zurückzuführen, wobei ein kleiner Teil der Strahlung, die in Kopf und Hals eindringt, zu anderen Teilen des Körpers abprallt. Eine Bleischürze kann dies nicht verhindern und könnte sogar die Qualität der Aufnahmen beeinträchtigen.
Obwohl Experten die überflüssige Verwendung von Schutzkleidung bei zahnärztlichen Röntgenaufnahmen betonen, werden die meisten Bundesstaaten vorerst an bestehenden Vorschriften festhalten. In Zukunft sollten Zahnärzte den Patienten klar die Gründe für die Änderung und die wissenschaftlichen Erkenntnisse dahinter vermitteln.
Es gibt jedoch auch psychologische Aspekte, da einige Patienten sich durch die Schutzkleidung sicherer fühlen. Für Schwangere und Eltern von Kindern ist es wichtig zu wissen, dass die Strahlenbelastung durch zahnärztliche Röntgenaufnahmen sehr gering ist und selbst ohne Schutz kaum Risiken birgt. Die Sicherheit und Qualität der Aufnahmen stehen im Mittelpunkt, während die überholten Schutzmaßnahmen nach und nach abgeschafft werden.
Quelle: Helene Ragovin, Tufts University