Wissenschaft und Forschung 04.03.2024
Adipositas-Behandlungen bald Routine bei Zahnarztkontrollen?
share
Eine neue Studie der Universität Loughborough unter der Leitung von Kinderzahnärztin Jessica Large und Amanda Daley, Professorin für Verhaltensmedizin und Direktorin des Centre for Lifestyle Medicine and Behaviour (CLiMB), hat ergeben, dass Patienten die Unterstützung ihres Zahnarztes bei der Gewichtskontrolle begrüßen würden. Etwa 39 Millionen aller Kinder unter fünf Jahren und insgesamt 1,9 Milliarden Erwachsene weltweit leiden heute unter Übergewicht.
Verschiedene Methoden zur Gewichtsabnahme haben sich in den letzten Jahren etabliert. Operationen und Medikamente für die schnellere Reduktion des Gewichtes werden derzeit sogar den traditionellen Methoden Ernährung und Sport bevorzugt.
Forscher des CLiMB haben nun untersucht, welche Rolle Zahnärzte bei der Gewichtsreduktion ihrer Patienten spielen können. Dafür arbeiteten sie mit Gruppen aus Zahnärzten und Patienten zusammen, in der beide Gruppen ihre Meinung dazu äußern sollten, wie sie die Implementierung von Gewichtsmanagement-Screenings und Interventionen in zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen beurteilen.
Im Vereinigten Königreich gibt es bereits nationale Leitlinien als Empfehlung für die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsdiensten, um Menschen mit Adipositas zu unterstützen.
Ergebnisse der Studie
Die Studie ergab, dass Zahnärzte während der zahnärztlichen Kontrolltermine derzeit kaum oder gar nicht an der Behandlung von Patienten mit Adipositas beteiligt sind. Zahnärzteteams, die bereits an solchen Maßnahmen teilnehmen, berichten jedoch positiv über die Akzeptanz der Familien, die diese Dienste in Anspruch nehmen sowie über die Integration in die Patientenbeurteilung. Auch die Bevölkerung befürwortet die Einführung des Gewichtscreenings.
Kinderzahnärztin Jessica Large freut die positive Resonanz der Bevölkerung und Fachleute. Sie ist der Ansicht, dass alle, die in gesundheitlichen Berufen tätig sind, zur Reduzierung von Fettleibigkeit und Gesundheitsverbesserung beitragen sollten. Mit der entsprechenden Schulung können auch Zahnärzte ihren Beitrag dazu leisten.
Ergänzend eruiert Professorin Amanda Daley korrekterweise, dass die mindestens einmal jährlich stattfindende Zahnarztkontrolle eine ideale Möglichkeit sei, Fettleibigkeit zu untersuchen und entsprechende Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Schließlich sind Zahnärzte auch in den Bereichen der Raucherentwöhnung und Ernährungsberatung zur Zuckerreduzierung aktiv.
Allerdings stellte die Studie auch verschiedene Hindernisse bei der Umsetzung für Zahnärzteteams heraus, wie zum Beispiel Gewichtsstigmatisierung, Zeitmangel und Angst vor Beleidigungen. Neben Schulungen sind daher klare Richtlinien, die Fürsprache der Betroffenen und die Einführung einer Regulierungsbehörde notwendig.
Zur Studie: https://doi.org/10.1111/obr.13726
Quelle: medicalexpress/Loughborough University