Branchenmeldungen 15.02.2012
Drei neue Risikogene für Neurodermitis identifiziert
Mit
einer geschätzten Häufigkeit von ca. 20 Prozent bei Kindern und ca. fünf
Prozent bei Erwachsenen ist die Neurodermitis in westlichen
Industrienationen eine der häufigsten chronischen Hauterkrankungen. Sie
geht oft der Entwicklung von Heuschnupfen und Asthma voraus und ist mit
einer Reihe anderer Erkrankungen assoziiert. Ein großer Teil des
Risikos, Neurodermitis und Allergien zu entwickeln, wird vererbt. In
Kombination mit Umwelteinflüssen kommt es zur Krankheitsentstehung.
Bislang größte internationale Genetik-Studie für Neurodermitis
Unter Leitung von Professor Dr. Stephan Weidinger, Exzellenzcluster Entzündungsforschung (Hautklinik des UKSH, Campus Kiel, und Medizinische Fakultät, CAU), Dr. David Evans von der Universität Bristol und Dr. Joachim Heinrich vom Helmholtz-Zentrum München wurde jetzt im Rahmen des „EAGLE“-Konsortiums (EArly Genetics and Lifecourse Epidemiology) die bisher weltweit größte Genetik-Studie zu Neurodermitis durchgeführt. Forscherinnen und Forscher aus zwölf Ländern, darunter Australien, Kanada, USA sowie neun europäischen Staaten, haben in Kooperation innerhalb von zwei Jahren das gesamte Erbgut bei mehr als 10.000 Patienten und 40.000 Gesunden untersucht.
Dabei zeigten drei bislang nicht mit Neurodermitis in Zusammenhang
gebrachte Genvarianten deutliche Effekte auf das Krankheitsrisiko. Zwei
dieser Genvarianten spielen eine Rolle für die Aufrechterhaltung der
natürlichen Hautbarriere, während die dritte Genvariante Auswirkungen
auf die Immunregulation hat und in der Vergangenheit schon mit Asthma-
und Allergieentstehung in Verbindung gebracht wurde. Professor Dr.
Stephan Weidinger kommentiert: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei der
Entstehung von Neurodermitis mehr Gene mit verschiedenen Funktionen
beteiligt sind, als bisher angenommen. Sie helfen uns, die Ursachen der
Krankheit besser zu verstehen und sie können zur Entwicklung neuer Tests
zur Risikoabschätzung und neuen Behandlungsmethoden beitragen. Bisher
kannten wir zwei gut untersuchte Risikogene, die wir nun auch erneut
bestätigen konnten, dazu kommen drei neue Risikogene, die wir
identifiziert haben. Wir wenden uns jetzt den Fragen zu, wie wir mit dem
neu erworbenen Wissen die Prävention und Diagnostik verbessern können,
um so neue Therapieansätze zu entwickeln.“
Über die Ergebnisse der Studie berichtet das Fachmagazin Nature Genetics
aktuell auf seiner Website: Link zum Abstract „Meta-analysis of
genome-wide association studies on atopic dermatitis identifies three
novel risk loci” auf der Website von Nature Genetics: http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.1017.html
Der Exzellenzcluster Entzündungsforschung
Der Exzellenzcluster Entzündungsforschung, angesiedelt an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, verfolgt einen einzigartigen
interdisziplinären Forschungsansatz, um die Ursachen der chronischen
Entzündung zu entschlüsseln und Therapien zur Heilung zu entwickeln. Der
Forschungsverbund bündelt die Kompetenzen von rund 200 GenetikerInnen,
BiologInnen, ErnährungswissenschaftlerInnen und ÄrztInnen der
Universitäten zu Kiel und Lübeck, des Forschungszentrums Borstel und des
Max-Planck-Instituts Plön. Mehrere Millionen Menschen leiden allein in
Deutschland an chronischer Entzündung der Lunge (Asthma), der Haut
(Schuppenflechte), des Darms (Morbus Crohn) und des Gehirns (Morbus
Parkinson). Auslöser ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems:
Unaufhörlich aktiviert es entzündliche Botenstoffe und Abwehrzellen und
zerstört dadurch gesundes Gewebe. Dieses Phänomen der modernen
Zivilisation ist zur Herausforderung für die Medizin des 21.
Jahrhunderts geworden. 2007 erklärten deshalb die Bundesregierung und
die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Entschlüsselung des komplexen
Entzündungsmechanismus zu einem nationalen wissenschaftlichen
Schwerpunkt.
Quelle: Exzellenzcluster Entzündungsforschung: