Branchenmeldungen 02.09.2011
Wer sich häufig ärgert stirbt früher
Herzinfarkt-Patienten die sich häufig ärgern oder gestresst sind haben
eine schlechtere Prognose. Das sind die Ergebnisse einer
Zehn-Jahres-Studie des Instituts für Klinische Physiologie in Pisa
(Italien), die auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Paris
vorgestellt wurde. Negative Emotionen wie Feindseligkeit, Wut,
Depressionen, Angst und soziale Isolation sind herzschädigend, während
positive Gefühle wie Phantasie, Mitgefühl und spirituelle Interessen das
Herz schützen, berichten die Studienautoren.
Die Studie mit 228 Teilnehmern aus 13 italienischen Herzstationen, die
zwischen 1990 und 1995 einen Herzinfarkt erlitten hatten, untersuchte
den Einfluss von Verhaltensmustern auf die Prognose von
Infarkt-Patienten. Die Patienten wurden zunächst einem
Persönlichkeitstest (Cattells Sixteen Personality Factors Questionnaire
and Psy Inventory) unterzogen und dann zehn Jahre lang beobachtet. In
dieser Zeit gab es 51 kardiale Ereignisse wie einen neuerlichen
Herzinfarkt. Mithilfe eines statistischen Analyseverfahrens (Cox Modell)
untersuchten die Studienautoren, welche Faktoren (z.B. Alter,
Geschlecht, psychische Faktoren, klinische Daten etc.) eine Vorhersage
dieser Ereignisse ermöglichten. Die Ergebnisse zeigten, dass das in
besonders hohem Ausmaß auf Ärger- und Stress-bezogene Störungen zutraf.
Patienten mit einem hohen Niveau von Ärger und Wut hatten ein 2,3fach
höheres Risiko als Patienten die sich wenig ärgerten. Bei Menschen mit
einem hohen Stress-Niveau betrug das Risiko das 1,9fache gegenüber jenen
mit wenig Stress.
Während unter den Patienten, die sich wenig ärgerten, 78,5 Prozent in
zehn Jahren keinen weiteren Herzinfarkt hatten, waren es unter denen mit
einem hohen Wut- und Ärger-Niveau nur 57,4 Prozent.
„Diese Zusammenhänge sind bedeutsam für Patienten nach einem akuten
Herzinfarkt mit ihrer speziellen Verletzlichkeit und ihrem erhöhten
Risiko. Die gute Nachricht ist, dass diese Patienten die Chance haben,
ihr Verhalten zu ändern“, so Studienleiter Dr. Franco Bonaguidi. „Das
ist ein günstiger Zeitpunkt für psychologische Interventionen und
Verhaltenstherapie, wenn Patienten dies brauchen.”
Diese Ergebnisse, so die Studienautoren, legen die Notwendigkeit eines
multidimensionalen therapeutischen Zugangs nahe, der neben körperlicher
und medikamentöser Therapie auch eine psychotherapeutische Behandlung
einschließt. Diese sollte nicht nur übertriebene Wut und Ärger
behandeln, sondern auch tiefer liegenden Schmerz, der sich häufig in Wut
und Ärger ausdrückt.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung
e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische
Fachgesellschaft mit heute mehr als 7800 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die
Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären
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Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK
die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere
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Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.