Lifestyle 26.12.2016
Malen als Spiegel des Lebens
Der Prozess des Malens weist viele Parallelen zum Leben auf. So empfindet es zumindest der Künstler Knut-Peter Hoffmann aus Leipzig. In seinen Werken spielt der Zufall eine zentrale Rolle. Das Ergebnis sind vielschichtige Bilder, die nicht nur den Betrachter fesseln, sondern auch den Künstler selbst überraschen.
Auch wenn Knut-Peter Hoffmann sich schon seit seiner Jugend für die Malerei begeistert und in den 80er-Jahren ein Studium an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig absolvierte, beschäftigt sich der heute 59-Jährige als freiberuflicher Künstler erst seit rund zehn Jahren wieder intensiv mit dem Malen. 2009 wird er Mitglied im Bund Bildender Künstler Leipzig und im selben Jahr in das „Lexikon der phantastischen Künstler“ des österreichischen Publizisten und Kurators Gerhard Habarta aufgenommen.
Warum der Zufall so bereichernd ist
Mit seinen „knutlands“ entwickelte der geborene Suhler vor einigen Jahren einen ganz einzigartigen Stil, der auf zufälligen Strukturen aufbaut und sehr eng mit dem Dadaismus verbunden ist. Hoffmann trägt willkürlich Farbe auf eine Leinwand auf und arbeitet dann Motive heraus, die sich vor seinen Augen aus den Strichen zusammenfügen. Der Künstler selbst weiß vorab nicht, was am Ende des Schaffensprozesses zu sehen sein wird. In der Regel entstehen fantastische Szenerien mit verwunschenen Landschaften und Traumgestalten, die oftmals auch mythologische Motive offenbaren.
Hoffmanns jüngstes Projekt trägt den Namen „Fehlstellen“. Alte Fotos aus dem Familienalbum und historische Postkarten dienten ihm als Inspiration für die neuen Bilderserien. Die Ölgemälde werden dominiert von Sepia-Tönen und Motiven aus vergangenen Tagen. Dahinter steht der Gedanke an die ständige Veränderung von persönlicher und kollektiver Erinnerung. Hoffmann kopiert die Vorlagen nicht, sondern setzt sie in einen anderen Kontext. Damit möchte er zeigen, dass Bilder mit der Zeit verblassen und umgedeutet werden – ganz so, wie die Erinnerungen in unserem Kopf.
Über Ästhetik und Schönheit sagt Hoffmann: „Schön ist für mich eine leere Leinwand. Das Versprechen der Offenheit, des Allesmöglichen. Es ist zwar eine Überwindung, den ersten Pinselstrich zu tun – wenn dieser aber erst einmal gesetzt ist, entsteht eine Kausalkette, der man sich fügt und in der man keine Rücksicht mehr auf die Leinwand nehmen muss. Ästhetik sind für mich Formen und Schwerpunkte, die miteinander korrespondieren – nicht unbedingt in süßlichen Harmonien, sondern vielmehr so, dass sie gerade noch im Gleichgewicht, aber kurz vor dem Moment des Kippens sind.“ Und so erschafft Hoffmann stets Bilder, die den Betrachter lange fesseln, weil sie eine innere Spannung haben und immer neue Details zum Vorschein kommen.
Zu sehen sind Hoffmanns Werke in verschiedenen Einzelausstellungen kleinerer Galerien sowie in einer Dauerausstellung bei Haus und Grund Leipzig. Eine Leipziger Steuerkanzlei hat eigens für ihn eine Ausstellungsfläche eingerichtet, wo ständig wechselnde Werke von Hoffmann präsentiert werden. Außerdem kann Hoffmann auf Exhibitionen in Köln, Wien, New York und Shanghai zurückblicken. Auch Allgemein- und Zahnarztpraxen nutzen seine Bilder, um ihre Räumlichkeiten damit zu gestalten. Viele Patienten werden, während sie auf die Behandlung warten, in den Bann der Gemälde gezogen und kommen nicht umhin, sich mit diesen über einen flüchtigen Blick hinaus zu beschäftigen.
Andere Ausdrucksform, gleiches Thema
Im heimischen Atelier im Leipziger Südraum ist Knut-Peter Hoffmann seiner Kunst ganz nah. Hier experimentiert er mit der pastosen Malerei, Öl-, Acryl-, Spritz- und Schablonentechniken. Doch auch er braucht manchmal Abstand von der Staffelei. Deshalb widmet er sich seit einem guten halben Jahr auch der Literatur und schreibt Kurzgeschichten. Die sind ähnlich wild und fantastisch wie seine Bilder. „Ich wollte gern eine andere Ausdrucksform ausprobieren. Die Texte entstehen auf ähnlich spielerische Weise wie meine Bilder. Es ist der gleiche Themenkomplex wie in der Malerei, nur mit anderen Mitteln“, erklärt Hoffmann zu seinem literarischen Exkurs. Am Anfang steht immer ein Schlüsselsatz auf dem weißen Papier, um den herum Hoffmann seine Geschichten strickt. Auch hier mündet sein kreatives Schaffen in fantastische Momente und surreale Welten.
Ob Malerei oder das Schreiben – für ihn ist in erster Linie der Prozess das Spannende, der auch, wie Hoffmann sagt, Rückschläge enthalten kann; wenn man beispielsweise etwas wegnehmen oder zerstören muss. Das sei für ihn wie ein Spiegel des Lebens.
Kontakt
Knut-Peter Hoffmann
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www.knut-peter-hoffmann.de
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