Branchenmeldungen 09.01.2013
Gehirnerkrankungen kosten jährlich 20 Milliarden Franken
Psychische Erkrankungen sind zusammen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten die
teuersten Krankheiten der Schweiz. Sie verursachen jährlich Kosten von
fast 20 Milliarden Franken. Gemäss der neuen Studie der Universität
Zürich leidet die Schweizer Bevölkerung am häufigsten unter
Kopfschmerzen und Migräne sowie an Angststörungen.
Gehirnerkrankungen (psychische und neurologische Erkrankungen)
verursachen Gesundheitskosten von etwa 2600 Franken pro Einwohnerin und
Einwohner im Jahr. Gesamthaft sind dies fast 20 Milliarden Franken.
Damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich gleich an siebter
Stelle direkt hinter Deutschland, erklärt Prof. Andreas Maercker vom
Psychologischen Institut der Universität Zürich. Er hat zusammen mit
Kollegen die Kosten untersucht und jetzt in «Swiss Medical Weekly»
publiziert. Die Arbeit ist Teil der europäischen «Cost of Disorders of
the Brain in Europe»-Studie.
Die teuersten Krankheiten sind die depressiven Störungen mit 2,5
Milliarden Franken, gefolgt von Psychosen beziehungsweise den
Demenz-Erkrankungen mit jeweils rund 2 Milliarden Franken.
2,3 Millionen haben Kopfschmerzen, 1 Million hat Angststörungen
Am häufigsten unter den Gehirnerkrankungen sind Kopfschmerzen
und Migräne. Rund 30 Prozent der Gesamtbevölkerung oder 2,3 Millionen
Personen leiden darunter. Die dadurch verursachten Kosten betragen knapp
1 Milliarde Franken. 12 Prozent oder eine Millionen Personen haben
Angststörungen, 8,5 Prozent oder 700'000 Personen leiden unter
diagnostizierbaren Schlafstörungen. 6 Prozent der Bevölkerung oder
500'000 Personen haben depressive Störungen.
Maercker und Kollegen haben auch die direkten (Kosten für
Therapie insbesondere Pharmakotherapie) und indirekten Kosten (durch
Arbeitsausfall oder Frühpensionierung) der Gehirnerkrankungen
analysiert. Die indirekten Folgekosten machen rund 40 Prozent der
Gesamtkosten aus. Die höchsten direkten Kosten erzeugen gesamthaft die
Hirntumore mit 230 Millionen Franken. Bezogen auf Person und Krankheit
pro Jahr schlagen die neurologisch-neurochirurgischen Krankheiten mit
Kosten von 29'000 Franken für einen Patienten mit Multipler Sklerose zu
Buche, über 35'000 Franken bei Hirntumor bis zu 46'000 Franken bei
neuromuskulärer Erkrankung (z.B. Muskelschwäche).
Kosten für Gehirnerkrankungen wachsen weiter
«Dass Gehirnerkrankungen zusammen mit den Herz-Kreislauf-Krankheiten bei
den direkten Kosten zu den teuersten Krankheiten zählen, wird in der
Gesundheitspolitik und der Öffentlichkeit noch zu wenig beachtet», sagt
Prof. Maercker. Er erwartet, dass die medizinischen Kosten für diese
Krankheiten in den nächsten Jahren zu den teuersten Gesundheitskosten
überhaupt werden.
Literatur
Andreas Maercker, Axel Perkonigg, Martin Preisig, Karl Schaller,
Michael Weller. The costs of disorders of the brain in Switzerland: an
update from the European Brain Council Study for 2010. Swiss Medical
Weekly. Doi: 10.4414/smw.2013.13751
Quelle: Universität Zürich