Businessnews 03.12.2012
Nur jede dritte Führungskraft fühlt sich in der Karriere gefördert
Die
Unzufriedenheit in deutschen Chefetagen wächst. Zwei von drei
Führungskräften in Unternehmen fühlen sich von ihrem Arbeitgeber bei der
Entwicklung der persönlichen Karriere vernachlässigt. Nur ein Drittel
der Manager gibt an, durch den Arbeitgeber aktiv gefördert zu werden.
Das zeigt eine Befragung des Führungskräfte Instituts (FKI) im Auftrag
der Bertelsmann Stiftung.
Die zunehmende Arbeitsbelastung macht es der Studie zu Folge jeder
dritten Führungskraft kaum noch möglich, das Berufs- und Privatleben
miteinander zu vereinbaren. Mittelmäßige Noten erhalten betriebsinterne
Strukturen und Prozesse. 56 Prozent bewerten die „Ausprägung der Fehler-
und Innovationskultur“ überwiegend negativ. 44 Prozent meinen, dass das
Krisen- und Veränderungsmanagement sowie die Bereichs- und
abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zu wünschen übrig lassen. Immer
stärkere Verteilungskämpfe bei der Ressourcenverteilung beklagen 47
Prozent der Befragten.
Die Beurteilung des unternehmerischen Umfeldes fällt vergleichsweise
besser aus. Die Manager sehen ihre Firmen im Wettbewerb (noch) gut
positioniert: 86 Prozent bescheinigen einen reibungsarmen Umgang mit
gesetzlichen Vorgaben und Nachhaltigkeitsforderungen, 37 Prozent
vergeben hier sogar Bestnoten. Der Denkansatz, dass Compliance einen
maßgeblichen Beitrag für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg leistet,
scheint sich offenbar immer mehr durchzusetzen. Mit der
Kundenorientierung, den Beziehungen zu Lieferanten und dem Umgang mit
Wettbewerbern sind über 70 Prozent zufrieden. Zwei Drittel der Befragten
halten ihr Unternehmen für einen attraktiven Arbeitgeber.
Auch das allgemeine Betriebsklima scheint zu stimmen. 71 Prozent der
Befragten halten es für gut, was aber möglicherweise in einer deutlich
positiven Bewertung der Arbeitsplatzsicherheit begründet ist (84
Prozent). Viele Führungskräfte vertreten zudem die Meinung, ihr
Unternehmen verhalte sich gegenüber den Mitarbeitern prinzipiell fair,
konstruktiv und wertschätzend.
Der Blick auf die nächsten sechs Monate ist allerdings nicht ungetrübt:
61 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich das Umfeld für ihr
Unternehmen geringfügig oder sogar stärker verschlechtern wird. Diese
Situation dürfte aber zunächst noch keine gravierenden Auswirkungen auf
die betrieblichen Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima haben, die
man auch in der nahen Zukunft als relativ stabil einschätzt.
„Angesichts des hohen Anpassungsdrucks durch den globalen Wettbewerb und
unsicherer Perspektiven mit ersten Anzeichen für eine konjunkturelle
Eintrübung zeigen die Ergebnisse Handlungsbedarf in den Unternehmen. Sie
sind gut beraten, der Führungskräfteentwicklung zukünftig ein noch
größeres Augenmerk zu widmen als bisher“, sagt Martin Spilker von der
Bertelsmann Stiftung.
Dem stimmt Ludger Ramme vom Deutschen Führungskräfteverband zu: „Jede
Investition in die nachhaltige Karriereentwicklung ihrer Führungskräfte
wird sich künftig doppelt auszahlen. Unternehmen sichern sich nicht nur
ein solides Reservoir an Spitzenkräften. Eine gute Reputation als
Arbeitgeber verbessert auch ihre Position im Wettbewerb um junge Talente
und Nachwuchsführungskräfte.“ An der Umfrage nahmen 375 Führungskräfte
aus großen und mittleren Unternehmen in Deutschland teil. Sie sind
Mitglied des Umfragepanels des FKI – Führungskräfte Instituts „Manager
Monitor“. Dieses setzt sich zusammen aus rund 1.000 Personen aus den
Mitgliedsverbänden des Deutschen Führungskräfteverbands ULA.
Quelle: Bertelsmann Stiftung