Finanzen 24.03.2023

GKV: Ausgaben für Zahnersatz um 71 Mio. Euro gesunken

GKV: Ausgaben für Zahnersatz um 71 Mio. Euro gesunken

Foto: Andrey Popov – stock.adobe.com

Mit einem Überschuss haben die gesetzlichen Krankenkassen das vergangene Jahr abgeschlossen. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die das Bundesministerium für Gesundheit vergangene Woche veröffentlichte. Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind um 3,4 Prozent und damit weniger stark als der Durchschnitt der Leistungsausgaben gestiegen.

Für 2022 weisen die 96 gesetzlichen Krankenkassen einen Überschuss von rund 451 Millionen Euro aus. Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen Ende Dezember 10,4 Milliarden Euro und entsprachen damit dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve, so das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Der Gesundheitsfonds verbuchte einen Überschuss von rund 4,3 Milliarden Euro; die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds betrug zum Stichtag 16. Januar 2023 rund 12,0 Milliarden Euro. Grund hierfür ist, dass sich die GKV-Beitragseinnahmen mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent deutlich besser entwickelt haben, als noch in der Prognose des Schätzerkreises von Oktober 2021 erwartet.

Um den durchschnittlichen Zusatzbeitrag im laufenden Jahr zu stabilisieren, ist bereits im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) festgelegt worden, dass von den Finanzreserven der Krankenkassen rund 2,5 Milliarden Euro und aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds rund 4,7 Milliarden Euro herangezogen werden.

Unterschiedliche Finanzentwicklung nach Krankenkassenarten

Mit Ausnahme der Innungskrankenkassen, die ein Defizit in Höhe von 105,7 Millionen Euro erzielten, haben die übrigen Kassenarten Überschüsse erwirtschaftet.

  • Ersatzkassen: 349,3 Millionen Euro
  • Betriebskrankenkassen: 113,7 Millionen Euro
  • Landwirtschaftliche Krankenkasse: 49,0 Millionen Euro
  • Allgemeine Ortskrankenkassen: 23,2 Millionen Euro
  • Knappschaft: 21,9 Millionen Euro

Ausgaben infolge der Covid-19-Pandemie

Zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie trug der Bund im vergangenen Jahr einen Großteil der Ausgaben, die aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds vorfinanziert wurden. Hierunter fielen insbesondere Aufwendungen für Corona-Testungen und für Covid-19-Schutzimpfungen sowie Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser. Insgesamt wurden rund 21,4 Millarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt und vom Bund refinanziert.

Entwicklungen bei den Ausgaben

Die Krankenkassen verzeichneten im vergangenen Jahr 2022 bei einem Versichertenzuwachs von 0,5 Prozentpunkten einen absoluten Zuwachs der Leistungsausgaben und Verwaltungskosten von 4,4 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 4,3 Prozent, die Verwaltungskosten um 7,2 Prozent. Der sehr deutliche Anstieg der Verwaltungskosten ist maßgeblich auf die Bildung von hohen Altersrückstellungen einzelner Krankenkassen zurückzuführen, was den Jahresanstieg entsprechend beeinflusst hat.

Bei der Interpretation der vorläufigen Rechnungsergebnisse ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen, insbesondere bei Ärzten und Zahnärzten, von Schätzungen geprägt sind, da Abrechnungsdaten für den betrachteten Zeitraum häufig noch nicht oder nur teilweise vorliegen. Auch die Aufwendungen für das Pflegebudget im Krankenhaus sind aufgrund der für einen Teil der Krankenhäuser noch nicht vorliegenden Abschlüsse der Verhandlungspartner vor Ort teilweise von Schätzungen geprägt.

Ausgaben für Schutzimpfungen überproportional hoch

Überproportional stark gestiegen sind die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen (14,6 Prozent), bei den Fahrkosten (11,0 Prozent) sowie im Bereich der Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen (10,7 Prozent). Der Anstieg bei den Schutzimpfungen ist auf die Ausgaben für Impfstoffe und dabei vorrangig auf die Gruppe der Herpes-Zoster-Impfstoffe zurückzuführen. Die Kosten für Covid-19-Impfstoffe fallen nicht darunter, da diese vom Bund und nicht von den Krankenkassen finanziert wurden.

Krankengeld

Im Bereich Krankengeld entwickeln sich die Ausgaben mit 8,1 Prozent überdurchschnittlich. Dazu trägt auch der Anstieg der krankengeldberechtigten Mitglieder in Höhe von 1,1 Prozent bei. Die Aufwendungen für Kinderkrankengeld liegen mit rund 540 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

Arzneimittel

Der Anstieg der Arzneimittelausgaben lag mit 4,8 Prozent wie auch in den vergangenen Jahren über dem durchschnittlichen Anstieg der gesamten Leistungsausgaben. Dies entspricht einem Plus von rund 2,2 Milliarden Euro. Seit dem Jahranfang 2023 greifen im Bereich der Arzneimittelausgaben die Regelungen des GKV-FinStG, welche eine Verlangsamung der Ausgabendynamik in diesem Bereich bewirken.

Ambulant-ärztliche Behandlungen

Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind um 3,4 Prozent und damit weniger stark als der Durchschnitt der Leistungsausgaben gestiegen. Der Anstieg entspricht einem Plus von rund 1,5 Milliarden Euro. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass gesetzliche Korrekturmaßnahmen, welche ungewollte Doppelfinanzierungen für besondere ärztliche Leistungen nach dem Terminservice- und Versorgungsgesetz korrigieren, im 1. Halbjahr 2022 ausgabendämpfend wirkten.

Krankenhausbehandlungen

Auch die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind mit einem Anstieg von 2,8 Prozent, was einem Plus von rund 2,3 Milliarden Euro entspricht, weniger stark als der Durchschnitt aller Leistungsausgaben gestiegen. Dies dürfte vorrangig auf eine weiterhin stagnierende oder gar rückläufige Mengenentwicklung zurückzuführen sein. Im Jahr 2020 wurden die Pflegepersonalkosten aus den DRG-Pauschalen ausgegliedert. Nach einem Anstieg von 13,9 Prozent im Jahr 2021 verbuchten die Krankenkassen im Jahr 2022 einen weiteren Ausgabenzuwachs von 10,0 Prozent.

Zahnersatz

Die Ausgaben für Zahnersatz sind um 71 Millionen Euro gesunken und lagen bei rund 3,8 Milliarden Euro. Der Anteil an den Gesamtausgaben lag damit bei einem Prozent.

Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen für das Gesamtjahr 2022 werden ebenso wie die Daten des 1. Quartals 2023 Mitte Juni 2023 vorliegen.

Quelle: KZV Berlin

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