Patienten 21.09.2023
Großbritannien macht es vor: Erste Cohousing-Siedlung für ältere Frauen
share
Das zahnärztliche Versorgungssystem in Großbritannien ist immer wieder negativ in den Schlagzeilen: Ob innerhalb des National Health Service oder durch Zusatzversicherungen als private Leistung – der Gang zu den immer weniger werdenden Zahnärzten im Land scheint in der Regel eher unbefriedigend für Patienten. An anderer Stelle jedoch zeigt sich der britische Pioniergeist: Hinter dem Namen NEW GROUND verbirgt sich nämlich die erste britische Wohngemeinschaft ausschließlich für ältere Frauen.
In einem aktuellen Artikel1 der britischen Tageszeitung The Guardian wurde ein einmaliges Wohnprojekt vorgestellt: In Chipping Barnet, einem Vorort von London, befindet sich die erste Cohousing-Gemeinschaft von und für Frauen über 50. Das Cohousing-Projekt besteht aus 25 Wohnungen und beherbergt 26 Bewohnerinnen. Ein großer Aufenthaltsraum ermöglicht den Seniorinnen gemeinsame wöchentliche Abendessen und Filmabende und ist zugleich Treffpunkt für gemeinsame Sportaktivitäten wie beispielsweise Yogakurse. Zudem gibt es eine Gästesuite für Übernachtungsgäste. Dabei sind selbstverständlich auch Männer als Besucher erlaubt, denn die Frauen, die sich dem Wohnprojekt angeschlossen haben, sind vielfach verbunden – mit Brüdern, Söhnen, Enkelkindern und männlichen Freunden. Nur eben wohnen dürfen die Jungs und Herren nicht vor Ort. Das Cohousing hat zahlreiche Benefits, es schafft soziale Nähe, ohne dass die Frauen füreinander verantwortlich sind. Im Artikel wird eine Bewohnerin zitiert: „Wir passen aufeinander auf, wir kümmern uns nicht umeinander“. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Außerdem haben die Bewohnerinnen ein „Gesundheitsbuddy-System“ entwickelt, für das jede Bewohnerin ein oder zwei andere Bezugspersonen bestimmt, die regelmäßig nach dem Rechten schauen und bei Krankheit oder mobilen Einschränkungen gezielt Hilfe anbieten. So führt ein solches Projekt, das nicht automatisch für jeden Typ Mensch geeignet sein mag, zu einer gemeinschaftlichen Normalität, zu mehr Teilhabe an einer Gesellschaft, die, ob es ihr gefällt oder nicht, altert und für dieses Altern würdige Lebensformen braucht.
1 Chaudhuri, Anita. “We have brothers, sons, lovers – but they can’t live here!” The happy home shared by 26 women. The Guardian. 24. August 2023. www.theguardian.com
Dieser Artikel ist unter dem Originaltitel: „Digital, dynamisch und dreidimensional aufgezeigt: So geht Mundhygiene in der Pflege“ in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 09/2023 erschienen.