Personalmanagement 29.02.2024
Positive Führung – Ein Motivationsbooster für Ihr Team
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Mitarbeiter motivieren – klar, das ist eine Führungsaufgabe. Führungsstile und -methoden gibt es viele. Auf der Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse der positiven Psychologie hat sich ein besonders inspirierender Führungsansatz herausgebildet: die positive Führung. Statt der sonst oft üblichen Ausrichtung an Defiziten von Mitarbeitenden, richtet dieser Ansatz den Fokus bewusst auf positive Aspekte. Durch positive Führung können Sie die Mitarbeiterfluktuation und krankheitsbedingte Fehlzeiten sowie das subjektive Stressempfinden reduzieren. Gleichzeitig erhöhen Sie dadurch die Motivation, Freude und Leistungsbereitschaft.
Wer seine Stärken und sein volles Potenzial nutzen kann, fühlt sich energiegeladen und hat Freude bei der Arbeit. Beides steigert die Produktivität und Mitarbeiterbindung. Von positiver Führung profitieren also nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Führungskraft und das Labor selbst. Eine echte Win-win-Situation. Der Führungsansatz beruht auf dem sogenannten PERMA-Modell, welches von Martin Seligman, dem Begründer der positiven Psychologie, im Jahr 2011 entwickelt wurde und seitdem wissenschaftlich erforscht wird.
Das Wohlbefinden von Menschen wird demnach durch fünf Kriterien besonders gestärkt:
- Positive Emotionen (Erleben von Glück, Freude, Liebe, Dankbarkeit etc.)
- Engagement (Erleben von Flow und Versunkenheit in Tätigkeiten)
- Relationships (Erleben von wertschätzenden Beziehungen)
- Meaning (Erleben von Sinn)
- Accomplishment (Erleben von Zielerreichung)
Wie können Sie als Führungskraft an diesen Stellschrauben drehen? Sollen Sie jetzt nur noch nett und freundlich sein? Natürlich nicht. Sie dürfen und müssen als Führungskraft weiterhin auch unbeliebte Entscheidungen treffen und klare Grenzen setzen. Entscheidend ist, wie Sie dies kommunizieren und mit welcher Haltung Sie Ihrem Team und jedem Einzelnen gegenübertreten. Statt den Blick gewohnheitsmäßig darauf zu richten, was falsch läuft, blicken Sie ganz bewusst darauf, was jede einzelne Person besonders gut kann und wann die Zusammenarbeit besonders gut läuft. Und dann nutzen Sie diese Erkenntnisse!
Positive Emotionen
Sorgen Sie für positive Emotionen in Ihrem Team! Sicher pflegen Sie bereits einen höflichen Umgangston, schenken hier und da ein Lächeln, Anerkennung und ein offenes Ohr. Und nun überlegen Sie einmal, wann und wie Sie das noch mehr tun könnten. Gibt es Situationen, in denen es Ihnen noch schwerfällt, freundlich zu bleiben? Was brauchen Sie, um noch mehr Wertschätzung und Freundlichkeit auszustrahlen? Wer würde sich über mehr Anerkennung von Ihnen freuen? Wer zeigt besonders wenig positive Emotionen? Was könnte diese Person brauchen? Haben Sie schon mal nachgefragt?
Engagement
Fördern Sie das Engagement Ihrer Beschäftigten, indem Sie die Aufgaben möglichst so verteilen, dass alle ihre Stärken einbringen können. Wer das tut, was ihm besonders liegt, fühlt sich energiegeladen, zufrieden und motiviert. Jede Person – auch die, die zurzeit vielleicht (noch) keine besonders guten Leistungen erbringt – hat Stärken! Setzen Sie bewusst die Stärkenbrille auf. Welche Kompetenzen könnten noch mehr gefördert und eingesetzt werden? Und wenn Ihnen die Antwort schwerfällt, fragen Sie nach! Was macht die Person besonders gerne? Wann fühlt sie sich besonders energetisch? Und welche Fähigkeit könnte sie in Ihr Labor stärker einbringen? Dabei können Sie auch über den Tellerrand hinausdenken. Vielleicht ist jemand ein Organisationstalent und hätte Lust, eine Veranstaltung fürs Team zu organisieren? Vielleicht ist jemand besonders sportlich oder sozial und hätte Lust, ein gemeinsames Rückentraining in der Pause anzuleiten. Oder, oder… Nutzen Sie das Potenzial, das in Ihrem Team schlummert!
Relationships
Bauen Sie wertschätzende Beziehungen zu Ihren Mitarbeitenden auf und unterstützen Sie den Aufbau guter Beziehungen innerhalb Ihres Teams. Für eine gute Beziehung braucht es vor allem echtes Interesse – nicht nur an der konkreten Arbeitsleistung, sondern an der Person selbst. Sie sind nicht für das Lebensglück Ihrer Mitarbeitenden verantwortlich. Aber Sie können es steigern – und warum sollten Sie dies nicht im beiderseitigen Interesse tun? Ein Mitarbeiter, der sich von Ihnen als Mensch wertgeschätzt fühlt, wird sich Ihnen gegenüber loyal verhalten. Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden, wie es ihnen geht und was Sie dazu beitragen können, dass es ihnen noch besser geht. Um gute Beziehungen im Team zu fördern, können Sie gemeinsame Mahlzeiten oder Ausflüge organisieren. Und, ganz wichtig: Sorgen Sie dafür, dass etwaige Konflikte, die das Team belasten, konstruktiv bearbeitet werden!
Meaning
In der Zahntechnik müssen Sie nicht lange nach einem Sinn suchen. Was gibt es Schöneres, als Menschen ein schönes und gesundes Lächeln zurückzugeben? Kultivieren Sie diesen Sinn und stellen Sie den Wert jeder einzelnen Tätigkeit heraus. Oft sind besonders die vermeintlich geringerwertigen Tätigkeiten wie Arbeitsvorbereitung und Reinigung essenziell für das große Ganze. Wie oft sprechen Sie das aus? Wer spürt, dass seine Arbeit einen Sinn hat, erledigt seine Aufgaben mit größerer Motivation und Freude.
Accomplishment
Sorgen Sie für Erfolgserlebnisse. Formulieren Sie klare Erwartungen und Ziele und feiern Sie, wenn diese erreicht werden. Auch Teilerfolge oder zufriedene Kunden kann man feiern! Es muss nicht gleich eine große Party sein – auch ein kurzes Beisammensein mit dankenden und anerkennenden Worten hat schon eine große Wirkung.
Es startet mit Ihnen
Wenn Sie Lust auf eine positive Führungskultur bekommen haben, beginnen Sie bei sich selbst und der eigenen Haltung. Sind Sie ein optimistischer Mensch, ausgeglichen und resilient? Erleben Sie selbst regelmäßig und bewusst Glück, Dankbarkeit und Sinn? Perfekt, dann bringen Sie gute Voraussetzungen mit. Sehen Sie bei sich noch Luft nach oben? Auch gut – diese Erkenntnis ist der erste und wichtigste Schritt. Wenn Sie Ihr Team positiv führen möchten, müssen Sie auch sich selbst positiv führen. Was brauchen Sie, um selbst eine positivere Haltung einnehmen zu können? Wie ist es in Ihrem Leben aktuell um die fünf PERMA-Kriterien bestellt? Was könnten Sie tun, um diese zu stärken? Erleben Sie an sich selbst, wie gut es tut, diese fünf Aspekte stärker zu verwirklichen!
Im Anschluss sollten Sie Ihr Team einbeziehen und mit einer gemeinsamen Bestandsaufnahme beginnen. Wenn es ein Führungsteam gibt, schaffen Sie zunächst innerhalb dieses Teams ein gemeinsames Verständnis. Laden Sie dann alle Mitarbeitenden zu einem offenen Austausch ein, je nach Laborgröße abteilungsintern oder -übergreifend. Wie ist es jetzt, wie soll es sein und wie kommen Sie gemeinsam dorthin? Wann läuft es gut? Was lässt sich daraus lernen, wo gibt es Potenzial zur Verbesserung? Es kann hilfreich sein, diesen Prozess von einer außenstehenden Person moderieren zu lassen.
Dann geht es in die Umsetzung. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Natürlich wird nicht von heute auf morgen alles anders – alte Gewohnheiten sind mächtig. Nehmen Sie das mit Humor und gehen Sie offen damit um! In regelmäßigen Personalgesprächen und Teamrunden sollten Sie reflektieren, wie die Umsetzung klappt. Behalten Sie dabei die Kriterien des PERMA-Modells im Blick und fragen Sie nach. Geben Sie sich gegenseitig Feedback! Sie werden sehen, dass allein schon Ihr Bestreben, Ihre Offenheit und das gemeinsame Ziel etwas verändern werden. Also, was könnte für Sie ein erster Schritt in Richtung positiver Führung sein? Was könnten Sie noch diese Woche tun? Ich bin sicher, Ihnen fällt etwas ein!
Dieser Beitrag ist in der ZWL Zahnarzt Wirtschaft Labor erschienen.