Personalmanagement 29.10.2025

Starkes Team, starke Betreuung



Die aufsuchende Zahnmedizin braucht hoch motivierte und leistungsstarke Teams. Solche Teams wiederum sind keine Selbstläufer, sondern benötigen adäquaten Input und Support von der Praxisleitung. Genau dieser Thematik hat sich der erfahrene Münchner Zahnarzt Dr. Frank Hummel angenommen und dafür den Prak­tikerpreis der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) erhalten.

Starkes Team, starke Betreuung

Foto: Dres. Frank und Sebastian Hummel

Warum Prävention beim Team beginnt – darüber haben wir mit Dr. Hummel gesprochen.

Herr Dr. Hummel, was hat Sie veranlasst, das Team hinter der aufsuchenden Betreuung in den Fokus zu rücken?

Es gibt jede Menge Untersuchungen zur aufsuchenden Betreuung (AuB). In der Regel beschäftigen sich die Autoren mit den Fragen der Notwendigkeit, der Form der Durchführung, der verwendeten Materi­alien und Gerätschaften. Das ist alles gut und schön, aber der wichtigste Baustein in der zahnärztlichen AuB ist die Rolle der Mitarbeitenden, die für uns Zahnärzte unabkömmlich sind. In der AuB sind die Rahmenbedingungen für zahnärztliche Behandlungen deutlich erschwert, insbesondere die Durchführung prophylaktischer Maßnahmen. Wir, mein Sohn Sebastian und ich, haben im Laufe der Jahre fest­gestellt, dass unsere Mitarbeiter mit viel Energie die AuB angehen, dass diese anfängliche Verve aber auch schnell abklingen kann. Im Praxisbetrieb sind die Bedingungen für anfallende präventive Aufgaben doch bedeutend einfacher zu bewältigen. Es wurde uns sehr schnell klar, dass der Präventionsgedanke, der der AuB zugrunde liegt, nur dann umgesetzt werden kann, wenn die besonderen Herausforderungen der Mitarbeitenden erkannt und diese ge­stärkt werden. Wissenschaftliche Arbeiten zur Stärkung der Resilienz bei Mitarbeitenden, haben uns inspiriert, die dort verankerten Grundsätze auf die AuB zu übertragen. Als konkret anwendbares Modell haben wir uns für das PERMA-Modell nach Seligman entschieden.

Wie supporten Sie Ihre Mitarbeitenden?

Wir stärken unser Team, indem wir die große Bedeutung der zahnärztlichen AuB und damit auch den Stellenwert der Tätigkeit unserer Mitarbeitenden deutlich kommunizieren. Wir legen großen Wert darauf, dass alle Beteiligten, ob Pflegepersonal, Angehörige oder Betreuende, verstehen, welchen wichtigen Beitrag unser Team leistet. Konkret führen wir dafür jährlich einen Tag der Mundgesundheit durch und schulen regelmäßig das Pflegepersonal zu den Anforderungen der Mundhygiene in der Pflege. Ein weiterer sehr effektiver Baustein ist die kritische Besprechung vorangegangener Termine mit unseren Mitarbeiterinnen. Dazu finden regelmäßige Hybridmeetings statt, in denen Kritik und Verbesserungsvorschläge erwünscht sind. Diese Meetings werden sehr gut angenommen.

Bild von einem Quotenzeichen

„Es gibt jede Menge Unter­suchungen zur aufsuchenden Betreuung (AuB). In der Regel beschäftigen sich die Autoren mit den Fragen der Notwen­digkeit, der Form der Durchführung, der verwendeten ­Materialien und Gerätschaften. Das ist alles gut und schön, aber der wichtigste Baustein ­in der zahnärztlichen AuB ist die Rolle der Mitarbeitenden, die für uns Zahnärzte unabkömmlich sind.“ (Dr. Frank Hummel)

Sie betonen die Bedeutung von strukturierter Kommunikation, Wertschätzung und Teambindung für ein nachhaltiges Präventionskonzept. Wie setzen Sie diese Themen in Ihrer Praxis um?

Kommunikation im Praxisteam halte ich für einen ganz wichtigen Baustein, um Resilienz zu fördern. Natürlich ist dazu eine Strategie bzw. Struktur, notwendig, die in unserer Praxis mit großer Konsequenz eingehalten wird. Dazu gehören halbjährliche Einzelgespräche, vierteljährliche AuB-Meetings, monatliche Teambesprechungen des gesamten Praxispersonals und der jährliche Fachtag. Diese Gelegenheiten sind fachlichen und praxisinternen Themen vorbehalten. Wir glauben, dass wir dem Team dadurch zeigen, dass wir die einzelnen Persönlichkeiten wertschätzen und die geleistete Arbeit würdigen. Ergänzend spielen Weihnachtsfeier, Praxisausflug, Afterwork Events zu Geburtstagen oder auch mal ganz spontan zu persönlichen Annäherungen, fern von Themen aus dem Praxisalltag, eine wichtige Rolle, den Teamspirit der einzelnen Teammitglieder zu fördern und zu halten.

Wie messen und bewerten Sie den Erfolg Ihrer Teammaßnahmen?

Wir sehen, dass die Mitarbeitenden sich im Team wohlfühlen und wir, also mein Sohn und ich, betrachten das Praxisteam aufmerksamer als früher und das wird bemerkt. Das Team fühlt sich „gesehen“ und besser unterstützt. Das Engagement in der AuB ist deutlich angewachsen und das macht sich in der guten ­Organisation und dem reibungsarmen Ablauf bemerkbar.

Bild von einem Quotenzeichen
„Wohlbefinden kann nicht nur in deinem Kopf existieren. Wohlbefinden ist eine Kombination aus gutem Gefühl sowie dem tatsäch­lichen Vorhandensein von Sinn, guten Beziehungen und Leistung.“ (Prof. Dr. Martin Seligman)

Sie sind seit April 2025 neuer Pflegebeauftragter der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK). Was möchten Sie in dieser Funktion voranbringen?

Meine Aufgabe sehe ich in erster Linie darin, die Betreuung Pflegebedürftiger in Bayern flächendeckend zu verbessern. Dazu werde ich im Herbst zu einem ersten informellen Treffen mit in der AuB engagierten Kollegenschaft, dem Pflegebeauftragten der bayerischen Staatsregierung, der Pflegebeauftragten der Bundesregierung, den Vertretern ambulant und stationär Pflegender und Vertretern von Seniorenverbänden einladen. Als Teilnehmer des Präventionspaktes der bayerischen Staatsregierung sehe ich meine Verantwortung darin, dass die Bedeutung der Mundgesundheit für die Allgemeingesundheit bei den ärztlichen Vertretern und den Apothekern angesprochen und Vernetzungen angedacht werden. Weiterhin werde ich meine bereits begonnene Initiative zur Aufklärung von Familienangehörigen im Bereich der Mundpflege in der Pflege intensivieren. Zu den Onlinevorträgen für die Demenzstellen der Bezirke und der Alzheimergesellschaften sollen die Volkshochschulen vermehrt eingebunden werden, um für pflegende Familienangehörige Vorträge anzubieten. 

Weitere Infos zu Dres. Frank und Sebastian Hummel auf www.zahnarzt-drhummel.de

PERMA-Modell nach Martin Seligman

Prof. Dr. Martin Seligman ist ein US-amerikanischer Psychologe und gilt gemeinhin als Begründer der Posi­tiven Psychologie. Sein 2011 ins Leben ge­rufene PERMA-Modell zeigt fünf Wege auf, die zu mehr subjektivem Wohl­befinden führen.

Hierzu zählen: Positive emotion P , ­Engagement E , Relationships R , ­Meaning M und Accomplishments A . Auf Deutsch sind diese Begriffe: Positive Emotionen, Engagement, ­Beziehungen, Sinnerleben und Ziel­erreichung.

Menschen, die in diesen Themen­bereichen erfolgreich agieren, können, nach Seligman, ein ausgewogenes und erfülltes Leben führen. Das Modell lässt sich in vielfältigen Kontexten ­einsetzen.

Weitere Infos zur Positiven Psycho­logie gibt es auch bei der ­Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP) auf www.dgpp-online.de

ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 09/25

ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis


Diese Interview ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

Seit 31 Jahren ist die ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis das führende Wirtschaftsmagazin für den Zahnarzt. Als General-Interest-Titel deckt sie das gesamte Spektrum der Praxisführung ab.

Das Wirtschaftsmagazin zählt mit seinen 12 Ausgaben im Jahr und einer Auflage von 40.800 Exemplaren zu den frequenz- und auflagenstärksten Titeln im deutschen Dentalmarkt. Zudem enthält jede Ausgabe das Supplement „ZWP spezial“, in dem besondere Themen vertieft werden.

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