Statements 24.05.2022

Her mit dem Bonus für ZFA-Heldinnen!



Her mit dem Bonus für ZFA-Heldinnen!

Foto: Krakenimages.com - stock.adobe.com

Warum? Auch wir Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) sind heimliche Heldinnen im Gesundheitswesen. Wir arbeiten in der Behandlungsassistenz und Parodontitistherapie, bei chirurgischen Eingriffen und in der Prophylaxe im Aerosolnebel direkt am Patienten.

Die Arbeitsbelastung bei den ZFA ist durch die verstärkten Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen deutlich gestiegen, der Stressfaktor durch die Pandemie, die vielen Terminverschiebungen und das veränderte Patientenverhalten sehr hoch. Die Zahnmedizinische Fachangestellte ist an der Seite der Zahnärzteschaft der Garant für die ambulante zahnärztliche Versorgung und wie die Medizinische Fachangestellte (MFA) unverzichtbar, doch werden beide von der Öffentlichkeit und den Verantwortlichen in der Politik nicht wirklich gesehen.

„ZFA im Nebel“ und „MFA am Limit“ waren zwei Aktionen vom Verband medizinischer Fachberufe e.V., der in Berlin auf die Situation der Zahnmedizinischen und der Medizinischen Fachangestellten in unseren Praxen aufmerksam gemacht hat, und das mehr als zu Recht! Die Hilferufe unserer Kolleginnen müssen endlich Gehör finden. Wir sind systemrelevant, wie man es heute zutreffend beschreibt, und auch unsere beiden Berufsgruppen haben neben Respekt eine Anerkennung, einen Bonus, für die erbrachte, weit überdurchschnittliche Leistung verdient, wie ihn viele andere Tätige in Gesundheitsberufen schon erhalten haben.

Doch warum sieht uns keiner? Ist in der Pandemiezeit niemand zum Arzt oder Zahnarzt gegangen? Anscheinend haben wir zwei Jahre in den Praxen von früh bis spät untätig gesessen und schon 8 Uhr morgens sehnsüchtig auf den Feierabend abends um 18 Uhr gewartet. Corona gab es in den Praxen wohl nicht?

Moooment, wer hatte nachweislich den „Goldstandard“ in puncto Hygiene? Richtig, das waren und sind all die Zahnarztpraxen – und das nicht nur zu den Corona-Hochzeiten, denn auch schon vorher wurde Hygiene bei uns großgeschrieben.

Seit Beginn der Pandemie mit COVID-19 hat zudem die körperliche und psychische Belastung stetig zugenommen, und wir alle, vor allem aber wir Mitarbeiterinnen, befinden sich seit mehr als 24 Monaten im absoluten Ausnahmezustand. Wir sind die erste Anlaufstelle für Kontaktpersonen, für Patienten und den ganzen anderen Wahnsinn, der uns tagtäglich in den Praxen erreicht. Das Beantworten von Fragen zum Testen, zum Impfen, zum Quarantäne-Verhalten, ein zusätzlicher zeitintensiver neuer Hygieneaufwand, Lüftungskonzepte für die Praxisräume, Selbsttestung in der Praxis, zusätzliche Dokumentationen, … – all diese Probleme und Maßnahmen, vor allem aber die Hürden bei der Materialbestellung und eine bisher nie gekannte Mangelverwaltung, waren komplett neu. Und wer hat alles gewuppt? Ja, genau wir, die Mitarbeiterinnen in den Praxen.

Der zunehmende Unmut unserer Patienten – ähnlich wie auch bei jedem von uns – über die sich im Wochenrhythmus ändernden gesetzlichen Regelungen, fehlende Impfstoffe, sich ändernde Maskenpflichten und Auflagen, die Pandemie im Allgemeinen und über eigene aktuell nicht realisierbare Wünsche führt zu einer steigenden psychischen Belastung. Wir sind auch hier die ersten Ansprechpartner, der Puffer zum Praxisinhaber.

Und auch das muss einmal gesagt werden: Selbst körperliche Übergriffe gehören leider inzwischen zum schlechten Ton. Aber wie gewohnt: Wir meistern alles, jede Situation in der Praxis, jeden schlecht gelaunten Patienten und sogar manchmal auch schlecht gelaunte Arbeitgeber. Wir sitzen einmal mehr zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite wollen wir dem kranken Patienten helfen, auf der anderen Seite bekommen wir an vorderster Front den Unmut über die Pandemie, die eigene Situation und die Fehler anderer ab. Seelsorge findet auch in Zahnarztpraxen statt, nur ist es diesmal nicht die Angst vor dem Bohrer, sondern Angst vor Erkrankung, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, häuslicher Gewalt … – alles Themen, die unsere Patienten beschäftigen und mit denen sie sich hilfesuchend an uns wenden.

Dieser Dauerstress kann und wird für unseren Berufsstand nicht ohne Folgen bleiben. Ein Blick in die Krankenhäuser, in denen das erste Pflegepersonal den eigenen Beruf verlässt und zukünftig nicht mehr ausüben möchte, muss die Politiker und auch die Arbeitgeber endlich wachrütteln und zum Handeln veranlassen. Unsere Probleme müssen gesehen und gehört werden!

In vielen Praxen haben die Inhaber selbst diese Prämie und damit ihren Beitrag der Anerkennung erbracht. Viele der Kolleginnen haben sich sehr darüber gefreut. Aber: Jetzt ist auch die Politik an der Reihe, ihren großen Worten und Versprechungen Taten folgen zu lassen. Eine Gleichstellung darf nicht bei den Auflagen, Anforderungen und Reglementierungen eines Berufes aufhören. Und ehrlich gesagt: Klatschen bringt auch uns nichts.

Wir vom Verband medizinischer Fachberufe fordern alle Zahnmedizinischen Fachangestellten auf: Schreibt uns bzw. für die Politik Protestbriefe, macht euren Unmut öffentlich, beschwert euch über das ungerechte Verhalten der Politiker, das „Nichtwahrnehmen“ unseres Berufsstandes. Ihr dürft alles schreiben, was ihr denkt. Wir werden die Forderung nach einem von der Politik finanzierten Bonus nicht aufgeben, denn auch wir freuen uns über diese monetäre Anerkennung unserer Leistungen. Und sind wir doch mal ganz ehrlich: Wir gehen mit dieser Pandemie inzwischen wirklich mehr als routiniert um. Wir sind eben die heimlichen Heldinnen! Und – wir Zahnmedizinischen Fachangestellten sind die Diamanten in jeder Praxis, denn unsere Arbeit ist genauso facettenreich wie der Edelstein.

Es werden außerdem immer noch Protestbriefe gesammelt und im Bundesgesundheitsministerium abgegeben. Diese Briefe und Statements können auch auf https://www.vmf-online.de/zfa/zfa-aktionen/protestbriefe-zfa nachgelesen werden. Ein Blick in die Schreiben zeigt, wie verzweifelt viele Beschäftigte in den niedergelassenen Praxen bereits sind. Umso wichtiger ist es, dass wir einmal mehr zusammenstehen.

In diesem Sinne, haut in die Tasten,

eure Silvia Gabel

Dieser Beitrag ist in der Publikation Zahnärztliche Assistenz erschienen.

Mehr News aus Statements

ePaper