Cosmetic Dentistry 10.10.2012
Ästhetisch anspruchsvollste Restaurationen
Obwohl direkte Restaurationen mit Kompositen in vielen Praxen zur täglichen Routine gehören, zählen unauffällige Restaurationen im Frontzahnbereich auch nach jahrelanger Erfahrung mit diesen Materialien zu den anspruchsvollsten Aufgaben eines Zahnarztes.
Trotz des geübten Umgangs mit den entsprechenden Werkstoffen gibt es, gerade im für die Ästhetik besonders wichtigen Frontzahnbereich, immer wieder Fälle, die den Behandler in besonderer Weise fordern. Die unsichtbare direkte Versorgung von Klasse-IV-Kavitäten zählt in dieser ästhetischen „High Risk Zone“ sicherlich zum höchsten ästhetischen Schwierigkeitsniveau. Neben der Forderung nach einer hochästhetischen und gleichzeitig langlebigen Versorgung erhebt die moderne Zahnmedizin einen Anspruch auf eine zahnsubstanzschonende und minimalinvasive Behandlung. Zwar können mit modernen Ästhetikkompositen optimale Ergebnisse auf diesem – vor allem in ästhetischer Hinsicht – anspruchsvollen Gebiet erreicht werden, jedoch erfordert deren Einsatz in der Regel das Bereithalten einer umfangreichen Palette von unterschiedlichen Farben sowie transparenten und opaken Massen.
Aber selbst bei derart materialintensiven und aufwendigen Restaurationen kann das Behandlungsergebnis gelegentlich vom eigentlich angestrebten Ziel abweichen. Aufgrund der hohen Viskosität der Materialien können beim Schichten und Stopfen Lufteinschlüsse und Blasenbildungen nicht immer vermieden werden; diese treten dann nach dem Ausarbeiten mit Silikonpolierern als unschöne Effekte oder kleine dunkle Punkte unangenehm in Erscheinung. Derartige Überraschungen könnten mit einem niedrigviskösen und gleichzeitig fließfähigen Komposit vermieden werden, weshalb ich mich als konservierend tätiger Zahnarzt lange Zeit auf der Suche nach einem Material befand, das zwar die physikalischen und mechanischen Eigenschaften eines stopfbaren Komposites besitzt, im Handling aber so einfach wie ein Flow-Material sein sollte und durch seine niedrige Viskosität Lufteinschlüsse und Blasenbildungen quasi ausschließt. Ohne allzu technikintensiv zu sein, müsste es zudem eine einfache Farbauswahl erlauben und nicht zuletzt ästhetisch gute, reproduzierbare Behandlungsergebnisse liefern.
Ein Produkt, das die beschriebenen Anforderungen erfüllt, liefert nun die Firma GC mit G-ænial Universal Flo. Die grundlegenden Vorzüge des neuartigen Materials sind herausragende Werkstoffeigenschaften bei einfachstem Handling. Das Flow-Material weist die physikalischen Parameter von stopfbaren Kompositen auf und ist vom Hersteller für alle direkten Restaurationen von Klasse I bis V freigegeben. Die ausgesprochen gute Fließfähigkeit von G-ænial Universal Flo macht sich gerade bei der Behandlung von Klasse-II-Kavitäten im Seitenzahn-bereich positiv bemerkbar, wo es zur Vermeidung von Unterschüssen oder Lufteinschlüssen beiträgt. Nichtsdestotrotz ermöglicht die Standfestigkeit des Materials ein Modellieren von Höckerabhängen sowie Randleisten. Im Vergleich zu stopfbaren Kompositen weist es zudem eine höhere Flexibilität auf, weshalb es sich sogar für die Schienung gelockerter Zähne eignet. Durch die sehr geringe Schrumpfspannung werden auch Areale mit dünner Restzahnsubstanz und frakturgefährdete Schmelzlamellen optimal unterstützt und Sprünge oder Abrisse vermieden. Durch die positiven Eigenschaften dieses Materials ist es zudem für Zahnhalsfüllungen gut geeignet, wobei Ästhetik und Langlebigkeit dabei Hand in Hand gehen. Mit G-ænial Universal Flo ist also ein Material vorhanden, welches für ein einfaches Handling am Patienten sowie bequeme Farbauswahl und Politur steht – und dabei gleichzeitig mit einem ausgezeichneten und gut vorhersagbarem ästhetischen Ergebnis überzeugt. Der Chamäleoneffekt des Materials ermöglicht eine hervorragende farbliche Adaption der natürlichen Erscheinung der Zahnsubstanz. Die folgenden Abschnitte dokumentieren eine von mir durchgeführte Behandlung mit diesem neuen Material.
Fallbeispiel
Anfang 2012 wurde meine Praxis von einer 33-jährigen Patientin aufgesucht, welche das Aussehen einer teilweise verfärbten und über 15 Jahre alten Klasse-IV-Restauration an Zahn 21 bemängelte – bei gleichzeitig unauffälligem Befund sowie einer allgemein guten Mundhygiene. Im Alter von 16 Jahren stieß sich die Patientin an einer Tischkante; infolgedessen frakturierte die mesiale Ecke. Die seinerzeitige Restauration wurde alio loco unter Einsatz von parapulpären Stiften angefertigt. Eine Erneuerung der Restauration empfahl sich nun zum einen aufgrund der (mittlerweile) zu kurzen Inzisalkante, zum anderen wegen der palatinal beginnenden Sekundärkaries. Die Patientin wünschte ausdrücklich eine möglichst zahnsubstanzschonende und minimalinvasive Therapie, nachdem im Vorfeld die Aufklärung über alternative Therapiemöglichkeiten erfolgt war (Veneer). Da G-ænial Universal Flo in Vita-Farben vorliegt, gestaltete sich die Farbanpassung und -bestimmung sehr einfach und erfolgte bei Tageslicht mithilfe des Vita-Farbrings (A2). Im Anschluss an die positive Reaktion auf die Vitalitätsprobe wurde Zahn 21 lokal anästhesiert. Auf das Anlegen des Kofferdams erfolgte zunächst die Korrektur der zu kurzen Inzisalkante mithilfe eines fließfähigen Materials. Ein aus knetbarem Silikon und von palatinal angefertigter Schlüssel fixierte diese optimierte Situation. Der Schlüssel fungierte als „Schablone“ und bot eine große Hilfestellung beim Schichten und Modellieren. Einerseits konnte das Komposit nun einfach gegen die Wand des Schlüssels geschichtet werden, andererseits war durch den Schlüssel jederzeit die Überprüfung von Zahnform, -achse und -länge möglich. Auf die Primärpräparation folgte die Entfernung der parapulpären Stifte sowie die zirkuläre Anschrägung und die Konditionierung des Schmelzes (etwa 1,5mm – 2mm). Nachdem ein Dentinadhäsiv gemäß Herstellerangaben (Syntac Classic) zum Einsatz kam, erfolgte mit G-ænial Universal Flo der schrittweise Wiederaufbau des Zahnes (ausschließlich in der Farbe A2).
Im Anschluss an das Reponieren des Silikonschlüssels wurde mit G-ænial Universal Flo die erste Schicht der palatinalen Wand aufgebracht. Gerade hierbei war wegen der gut in der Hand liegenden Applikationsspritze mit der dünnen Spitze eine sehr präzise und gezielte Materialapplikation möglich. Nun konnte gegen diese stabile palatinale Wand aus gut zugänglicher, vestibulärer Richtung ein schichtweise kontrollierter Aufbau vorgenommen werden. Im nächsten Schritt wurde die Matrize adaptiert – durch einen Interdentalkeil sowie mithilfe des lichthärtenden temporären Verschlussmaterials (Fermit). Bevor das Material aushärtete, erfolgte die Ausformung der Matrize entsprechend der gewünschten Zahnform: konvex in Richtung Approximalkontakt. In Schichten von maximal 2mm Stärke wurde nun die Kavität aufgebaut, wobei sich durch die Tendenz des Materials zur Bildung einer homogenen Fläche automatisch eine glatte Oberflächenstruktur bildete. Daneben liefen selbst kleinste Mengen nicht weg und ermöglichten so eine sehr präzise und zielgerichtete Positionierung des Materials – was Materialüberschüsse vermied und zudem das punktuelle Auffüllen von Unterschüssen ermöglichte. Dadurch wurde das abschließende Polieren enorm erleichtert, was gleichzeitig deutlich weniger Zeitaufwand bedeutete als nach dem Auf-bau mit den konventionellen stopfbaren Materialien. Als einer der letzten Schritte erfolgte nun die Einarbeitung der einzelnen Strukturmerkmale des kontralateralen unversehrten Zahnes in die vestibuläre Oberfläche der Restauration mithilfe eines Feinkorn-Finierdiamanten. Im abschließenden Arbeitsschritt wurde der Kofferdam entfernt und nach erfolgter Okklusionskontrolle die endgültige Hochglanzpolitur vorgenommen. Nachdem die Patientin die fertige Restauration begutachtet hatte, gab sie ihr Feedback: Sie war mit dem erzielten ästhetischen Ergebnis in höchstem Maße zufrieden.
Zusammenfassung und Fazit
Wie der geschilderte Patientenfall zeigt, kommen die zahlreichen positiven Eigenschaften von G-ænial Universal Flo neben dem eindrucksvollen ästhetischen Ergebnis auch in Sachen minimalinvasive Restauration zum Tragen. Dem Wunsch der Patientin nach einer möglichst substanzschonenden Therapie wurde mit dem Material zur vollsten Zufriedenheit entsprochen, während gleichzeitig ein äußerst zufriedenstellendes ästhetisches Endergebnis erzielt wurde. Ein grundlegender Aspekt ist nicht zuletzt das einfache und unkomplizierte Handling, welches durch die gut in der Hand liegende, ergonomische Spritze gegeben ist. Mithilfe der dünnen, biegsamen Kanüle können Unterschnitte und Überhänge problemlos erreicht und durch die „flowige“ Materialkonsistenz nahezu blasenfrei aufgefüllt werden. Die punktgenaue Applizier- und Dosierbarkeit macht G-ænial Universal Flo in der Handhabung zudem äußerst ökonomisch. Hierzu trägt auch die Tatsache bei, dass meist eine Farbe für das gewünschte Ergebnis genügt – womit ein kleiner Materialvorrat in verschiedenen Standardfarben ausreicht. In Sachen Ästhetik ermöglicht der Chamäleoneffekt, sehr zügig mit nur einer Farbe ein höchst zufriedenstellendes und darüber hinaus gut reproduzierbares Ergebnis zu erreichen. Der positive Gesamteindruck wird durch die einfache Polierbarkeit des Materials komplettiert. G-ænial Universal Flo vereint auf einzigartige Weise ökonomische Aspekte mit den höchsten Ansprüchen von Behandler sowie Patient – in ästhetischer wie funktioneller Hinsicht – und steht somit in mehrerlei Hinsicht seinem Ruf als modernes Hochleistungskomposit in nichts nach.
Autor: Dr. med. dent. Michel Kujawski/Freiburg im Breisgau