Digitale Zahnmedizin 25.03.2022

Sofortimplantation und Sofort­versorgung mit neuer Präzision



Sofortimplantation und Sofort­versorgung mit neuer Präzision

Foto: © Sperlich&Sperlich Zahnmedizin Freiburg

Auf Patientenseite wächst die Nachfrage nach weniger invasiven und langwierigen Behandlungen, welche die körperliche und psychische Einschränkung so gering wie möglich halten. Dies bestätigen jüngste Trends und Zukunftsanalysen1 und deuten auf eine steigende Nachfrage nach effizienten, sofortigen implantologischen und implantatprothetischen Lösungen hin. Infolge der Digitalisierung ist zudem der Informationsstand bzw. das Bewusstsein der Patienten zu implantologischen Sofortversorgungen deutlich größer geworden. Im nachfolgenden Beitrag befassen sich die Zahnärzte Dr. Markus Sperlich und Dr. Mathias Sperlich (Freiburg im Breisgau) mit dem Behandlungskonzept der implantologischen Sofortbehandlung.

Das Behandlungskonzept der implantologischen Sofortbehandlung mit Sofortimplantation und Sofortversor­ gung bietet dem Patienten eine moderne und vorteilhafte Behandlungsoption unter maximalem Erhalt der biologischen und physiologischen Gegebenheiten. Dadurch können die Gesamtbehandlungszeit für den Pa­tienten deutlich verkürzt und gleichzeitig Kosten reduziert werden.2 Der Eingriff verläuft atraumatisch, verkürzt die Heilungszeit und ermöglicht eine schnelle Rehabilitation. Somit wird dem Patienten zu mehr mundbezo­gener Lebensqualität verholfen. Physiologisch können durch dieses Behandlungskonzept die Dimensionsver­änderungen im Bereich der marginalen Knochenwände nach Zahnextraktion deutlich reduziert werden.3,4

Fallbeispiele einer Sofortimplantation

In einer Fallserie wurden hierfür 20 nichterhal tungswürdige Zähne durch Sofortimplantation mit Straumann BLX Implantaten und präope­rativ gefertigten CAD/CAM­Kronen sofortver­sorgt. Präoperativ erfolgte in allen Fällen eine dreidimensionale Implantatplanung mit dem Planungssystem SMOP Swissmeda (Abb. 1) zur Festlegung der optimalen prothetischen Implantatposition, um eine Sofortversorgung zu gewährleisten. Anschließend wurde die Bohrschablone konstruiert und gleichzeitig die Dimension für die spätere prothetische Supra­konstruktion mithilfe der Abutmentgeometrie definiert. Die STL­-Daten der prospektiven Im­ plantatposition wurden aus dem 3D-Implantatplanungssystem SMOP generiert und direkt in eine CAD­Software (exocad) eingespielt (Abb. 2). Auf dieser Grundlage erfolgte in exocad die präoperative CAD/CAM­Fertigung der Prothetik. In der beschriebenen Fallserie wurden präoperativ jeweils transokklusal verschraubte Einzelkronen aus Kunststoff hergestellt.

Operativer Workflow

Operativ wurden zunächst die atraumatische Extraktion der Zähne (Abb. 3), ein Alveolenmanagement und an ­ schließend die Sofortimplantation mit einem dafür ge ­eigneten Implantat (Abb. 4) durchgeführt. Bei Erreichen eines Eindrehmomentes von größer als 35 Ncm erfolgte die Sofortversorgung mit der präoperativ gefertigten transokklusal verschraubten Krone. Voraussetzung für dieses operative Vorgehen sind eine intakte Alveole, intakte Weichgewebsverhältnisse, Entzündungsfreiheit sowie die Compliance des Patienten.5 Für die Durchführung des beschriebenen Workflows ist eine dreidimensionale Planung unumgänglich.6–8 Nur durch die schablonengeführte Insertion ist es möglich, dass das Implantat chirurgisch in der durch die digi­tale Planung festgelegten vertikalen Höhe und Rota­tionsausrichtung der Innenverbindung platziert wer­den kann. Dafür muss die TorcFit­-Verbindung des Straumann BLX Implantats aus der digitalen Pla­nung chirurgisch exakt reproduziert werden. In un­serer Praxis speziell entwickelte Eindrehwerkzeuge H07/H09/H11 (Abb. 5 und 6) definieren die An­schlagshöhe auf dem Hülsenlager der Bohrscha­blone sowie die richtige vertikale Implantatposition, Angulation und Rotationsausrichtung der TorcFit­-In­nenverbindung (Abb. 7) über einen Positionierungs­marker. Dieses Vorgehen vermeidet eine nachträg­liche Bearbeitung der prothetischen Sofortversor­gung. Dadurch werden eine manuelle und chemi­sche Manipulation des Operationsgebietes aus­ geschlossen und eine ungestörte initiale Heilung er­ möglicht. Die Oberfläche der eingesetzten Kronen behält somit die im Labor erzeugte finale und po­lierte Beschaffenheit (Abb. 8) und dem Patienten wird eine prothetische Prolongation des Eingriffs er­spart. Die Sofortbehandlung weist gegenüber anderen Beispielen gleichwertige Erfolgsgrade auf. 9 Für den Erfolg entscheidend sind dabei die folgenden Pa­rameter:10 die Patientenauswahl, Knochenqualtität und -­quantität, das Implantatdesign, der Eindrehmo­ment (ITV) von größer als 35 Ncm,11 die Eindreh­werkzeuge H07/H09/H11 und die chirurgische Er­fahrung. Eine Grundvoraussetzung für diesen Work­flow ist eine wie oben beschriebene digitale Implan­tatplanung.7

Erfolgsraten präoperativ gefertigter Prothetik

In der oben beschriebenen Fallserie wurde eine Passgenauigkeit der präoperativ gefertigten Prothe­tik von 95 Prozent erzielt. Dabei wurde eine intraope­rative nachträgliche Manipulation der Prothetik als Misserfolg gewertet. Die Überlebensrate und Er­folgsrate der gesetzten Implantate lagen nach 18 Monaten bei 100 Prozent (Abb. 9 und 10). Die prothetische Erfolgsrate der präoperartiv hergestellten Sofortversorgung lag bei 90 Prozent. In zwei Fäl­len kam es zur Lösung der Krone von der Klebebasis im Laufe der ersten sechs postoperativen Monate. In einer Übersichtsarbeit zeigten die Autoren einen Ver­gleich zwischen den verschiedenen Implantations-­ und Belastungsprotokollen.12 Die Sofortimplanta­ tion zusammen mit einer Sofortbelastung zeigte in dieser Arbeit einer Erfolgsrate von 98,4 Prozent. Herkömmliche Protokolle einer Spätimplantation kombiniert mit einer konventionellen Belastung wei ­ sen eine Erfolgsrate von 97,7 Prozent auf. Beachten sollte man jedoch, dass es beim Vergleich der einzel­nen Protokolle einen zum Teil erheblichen Evidenz­ unterschied der eingeschlossenen Arbeiten gibt. Bei der Sofortbehandlung handelt es sich lediglich um klinisch dokumentierte Daten.

Fazit

Vorteile des oben beschriebenen Workflows sind ein Höchstmaß an Patientenzufriedenheit, eine verkürzte Behandlungszeit sowie ein optimaler Erhalt vorhandener biologischer Strukturen. Eine erfolgrei­che Umsetzung basiert auf der strikten Einhaltung der genannten Voraussetzungen sowie der Notwen­ digkeit einer ausreichend chirurgischen Erfahrung. Zukünftig benötigt es weitere wissenschaftliche Un­tersuchungen mit hoher Evidenz, um diese Ergebnisse zu bestätigen und zu festigen.

Literaturliste

Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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