Prophylaxe 21.02.2011
Individualprophylaxe leicht gemacht
Ohne Prophylaxe keine Mundgesundheit! Wie können wir dieser Anforderung in der täglichen Praxis gerecht werden? Neue Geräte und Materialien erleichtern uns hier das Arbeiten.
Fangen wir mit der professionellen Zahnreinigung an: Heute steht die maschinelle Reinigung im Vordergrund. Schall- und Ultraschallscaler, diverse Ansätze für die supragingivale und subgingivale Instrumentierung kommen dabei zum Einsatz. Effektiv und schonend sind diese Geräte, die richtige Handhabung vorausgesetzt. Dazu bedarf es Fachkompetenz und Training.
Fachkompetenz
Schallscaler haben eine kreisförmige Schwingung, piezoelektrische Ultraschallscaler eine lineare und magnetostriktive Ultraschallscaler eine elliptische Schwingungsform. Alle Geräte bieten neben den supragingivalen Ansätzen auch spezielle Spitzen für die subgingivale Instrumentierung. Diese werden in der professionellen Zahnreinigung, zur Parodontitisbehandlung und zum Biofilm-Management eingesetzt. Ziel ist ein schonendes Arbeiten – ohne Substanzabtrag! In der Parodontitistherapie wird ein parodontales Debridement durchgeführt. Immer häufiger wird im Anschluss daran noch eine Full Mouth Desinfektion vorgenommen. Um den Patienten nach der Therapie zu betreuen, wird regelmäßig der Biofilm „gemanagt“.
Training
Die Instrumentierung mit den genannten Instrumenten bedarf eines guten Trainings. Nicht Kraft und aggressive Instrumentierung führen zum Ziel, sondern das bewusst schonende Instrumentieren sorgt langfristig für optimale Mundgesundheit. Zu jeder Prophylaxesitzung gehören die richtigen Befunde. Abhängig von dem IST- Zustand des Patienten werden die notwendigen Entscheidungen getroffen. Beim Plaqueindex wird meist der API angewandt. Bei den Blutungsindizes wird patientenabhängig entschieden zwischen PBI, SPI, BOB und BOP. Der einfachste ist der BOB – (Bleeding on Brushing). Er ist sehr leicht durchzuführen und in jeder Sitzung zur Motivation optimal geeignet.
Durchführung: Der Zahnzwischenraum wird z.B. mit der IAP-Sonde ausgemessen (Titelbild). Danach werden mit den entsprechenden Bürstchen alle Zwischenräume gereinigt. Jeder blutende Zahnzwischenraum wird im Zahnschema markiert. Elektrische Zahnbürsten sind effektiver als Handzahnbürsten, dem ist nichts entgegenzusetzen. Doch welche ist für den Patienten die Richtige: Oszillierende oder Schall? Für den Patienten ist entscheidend, dass die richtige Handhabung leicht ist und er seinen Biofilm optimal entfernen kann. Die Akzeptanz des Patienten steigt, je mehr er mit der entsprechenden Technik vertraut ist.
Für die professionelle Zahnreinigung oder das Biofilmmanagement bietet uns die Industrie eine große Auswahl von Ultraschallinstrumenten:
Schallscaler: SonicFlex mit dem PARO Ansatz.
Piezoelektrische Scaler: Piezon Master, Prophy Max, mectron u.a. mit den entsprechend abgewinkelten Ansätzen.
Magnetostriktive Scaler: Cavitron SPS, Cavitron Select, PerioSelect mit den FSI Slimline Ansätzen.
Bei der Handhabung dieser Instrumente ist Folgendes zu beachten: Abhängig von der Schwingungsform wird das Instrument flächig an den Zahn angelegt (Abb. 1). Das subgingivale Instrumentieren hängt von den vorausgegangenen Befunden ab, dabei sind die Delegationsrichtlinien zu beachten. Eine sinnvolle Arbeitssystematik erleichtert das Instrumentieren (Abb. 2). Denken Sie daran, die Ansätze regelmäßig zu überprüfen, denn das Arbeitsende nutzt sich ab, abhängig z.B. von der Einsatzhäufigkeit und dem Anpressdruck. Trainings zum Einsatz der Geräte werden beispielsweise in Tagesseminaren angeboten. Nach der Ultraschallinstrumentierung empfiehlt sich eine gezielte Handinstrumentierung in schwer zugänglichen Bereichen, um eine sichere Biofilmentfernung zu gewährleisten. Zusätzlich kommt der Einsatz eines Pulver-Wasser-Strahl-Gerätes (Abb. 3) in Betracht. Dabei ist aber das entsprechende Pulvergemisch einzusetzen. Untersuchungen beziehen sich hier auf das Glycin Pulver (Clinpro™ Prophy Powder), welches eine schonende, effektive Biofilmentfernung bei bis zu 5mm tiefen Taschen erreicht.* Selbst leichte Verfärbungen auf der Wurzeloberfläche und auf dem freiliegenden Zahnhals können damit schonend entfernt werden. Eine Glattflächenpolitur mit einer feinen Polierpaste (Abb. 4), die Taschenspülung mit Chlorhexidin, die Fluoridierung mit Lack, Gel oder Fluid und die Keimzahlreduktion mit CHX Lack runden eine Prophylaxesitzung ab.
Wenn Sie alle diese Grundsätze beherzigen und daran denken, dass auch wir selbst Patienten sind, können wir mit viel Freude, Motivation und positiver Bestätigung unserer Patienten sicher sein. Denn sie kommen gerne zu uns.
Autorin: Genoveva Schmid, Berlin
Seitenanfang
Literatur
*Petersilka, G.J., Tunkel, J., Barakos, K., Heinecke, A., Haberlein, I., Flemmig, T.F., subgingival plaque removal at interdental sites using a low abrasive air polishing powder, Journal of Periodontology, 2003, 74:307–311.