Zahntechnik 14.08.2023

Zahnversorgung: Ästhetik und Funktion im Einklang



Zahnversorgung: Ästhetik und Funktion im Einklang

Foto: © Wagner Zahntechnik

Warum ist die neue Zahnversorgung zur Einprobe schief im Mund? Im Artikulator sah es doch ganz gut aus! Zahntechnikerin Romy Spindler erläutert, wie die Erfassung von wichtigen ästhetischen und funktionellen Parametern am Patienten Abhilfe schaffen kann und wie diese Parameter eindeutig in einen Artikulator übertragen werden.

Zur Einprobe sehen wir, ob unsere Zahnversorgung ästhetisch und funktionell zur Patientensituation passt oder eben auch nicht. Was jetzt nicht passt, muss erst wieder passend gemacht werden – für alle Beteiligten wenig zufriedenstellend, zudem auch wenig wirtschaftlich. Daher stellt sich die Frage, warum sind wir hier gescheitert, warum müssen wir hier eine Zusatzrunde drehen? Die Ursache beginnt bei der Erfassung von Informationen am Patienten. Bei Wagner Zahntechnik in Chemnitz nutzen wir für die Erfassung der individuellen Parameter seit 2019 das therafaceline System der Firma theratecc. therafaceline ist ein Gesichtsbogensystem, welches am Patienten zur Camper’schen Ebene, zur Bipupillarlinie und zur Gesichtsmitte ausgerichtet werden kann. Die Anwendung ist smart und gut durchdacht. Zwei stufenlos höhenverstellbare Ohroliven ermöglichen eine genaue Ausrichtung des Gesichtsbogens zur Bipupillarlinie. Zur besseren Orientierung wird an den Gesichtsbogen eine Brille mit mehreren horizontalen Linien angebracht: So können Patienten und Anwender gleichermaßen prüfen, wann die Bipupillarlinie genau erfasst ist. Gleiche Einstellmöglichkeiten bietet die stufenlos höhenverstellbare Nasenstütze: Dadurch kann der Gesichtsbogen exakt zur Camper’schen Ebene der Patienten ausgerichtet werden. Zusätzlich kann auch die Bisshöhe erfasst werden, was vor allem bei komplexen Restaurationen im Abrasionsgebiss sinnvoll ist. Alle Parameter werden in einer 3D-Bissgabel gespeichert.

Nach der Erfassung wird der gesamte Gesichtsbogen in einen Übertragungsstand eingestellt. Dafür wird die 3D-Bissgabel mittels Bisssilikon direkt auf den zum System gehörenden Ebenentisch übertragen. Ein herkömmlicher Gelenksupport wird dadurch nicht mehr benötigt. Der Ebenentisch ist ein multifunktionales Tool und dient im ersten Schritt zur Artikulation des Oberkiefermodells. Dank der exakten Ausrichtung des Gesichtsbogens am Patienten steht das Oberkiefermodell nun exakt zur Bipupillarlinie und zur Camper’schen Ebene im Artikulator. Natürlich stimmt auch der Abstand zur Rotationsachse des Artikulators. Nach der Artikulation ermöglicht der Ebenentisch die klare Visualisierung der idealen Okklusionsebene. Die Oberfläche des Ebenentisches ist die zur Camper’schen Ebene und zur Bipupillarlinie exakt ausgerichtete Okklusionsebene. Damit haben wir endlich echte Gewissheit, wo wir unsere Oberkieferzähne positionieren, da die Frontzähne exakt zu den Gesichtsproportionen ausgerichtet werden können. Von besonderem Vorteil ist, dass die Anwendung sowohl im analogen als auch im digitalen Workflow genutzt werden kann.

Mit nur einem Scan kann der Ebenentisch in die CAD/CAM-Welt übertragen und wie ein Wax-up mit in den Designvorgang eingematcht werden. Damit wird auch in der digitalen Fertigung ein klarer Ebenenbezug möglich.

Fazit

Wir nutzen das System für alle größeren Zahnversorgungen, bei denen die komplette Okklusion oder der gesamte Frontzahnbereich neu gestaltet werden soll. Alle Versorgungen, die wir in den letzten vier Jahren mit diesem Konzept umgesetzt haben, konnten ohne Nacharbeiten direkt eingegliedert werden. Unsere Kunden sind mittlerweile ebenso begeisterte Anwender wie wir.

Dieser Beitrag ist unter dem Originaltitel „Ästhetik und Funktion im Einklang” in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor erschienen.

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