Branchenmeldungen 25.09.2015
„50 Jahre klinische Osseointegration“
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Vom 24. bis 26. September fand der Jahreskongress der European Association for Osseointegration (EAO) zum ersten Mal in Schweden statt. Über 2.500 Teilnehmer besuchten den 24. EAO-Jahreskongress in Stockholm, um ihr Wissen in zahlreichen Symposien, Workshops und Posterpräsentationen auf den aktuellen Stand zu bringen.
Der diesjährige EAO-Jahreskongress stand ganz im Zeichen der Arbeit von Prof. Per-Ingvar Brånemark, aber auch anderen Pionieren der dentalen Implantologie. Dennoch gilt der schwedische Arzt und Forscher Brånemark mit seiner bahnbrechenden Entdeckung, der Integration von künstlichem Material wie Titan in menschliches Knochengewebe, als Wegbereiter der modernen Implantattherapie. Bereits am 27. September, dem Sonntag nach dem Kongress, werden die Leistungen des im Dezember 2014 verstorbenen Medizinpioniers mit einem speziellen Symposium in der Aula Medica am Karolinska Institutet in Stockholm gewürdigt. Es ist jenes Institut, in welchem Brånemark die Ehrendoktorwürde verliehen wurde.
Impressionen aus Stockholm
Nicht nur aus diesem Anlass widmet sich das EAO-Kongress-Programm in einer Sondersitzung am ersten Kongresstag dem Thema „50 Jahren klinische Osseointegration“. „Unsere tägliche praktische Arbeit basiert auf 50 Jahre Erfahrung mit osseointegrierten Implantaten“, sagt Professor Björn Klinge, Universität Malmö, Schweden, und wissenschaftlicher Leiter des Kongress-Komitees. Das Ziel der EAO ist seit jeher, die wissenschaftlichen Daten für die Implantattherapie in der Praxis aufzubereiten und zu vermitteln.
So haben die Organisatoren mehr als 50 einheimische und ausländische Experten aus der ganzen Welt eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und klinischen Konzepte in der Implantologie zu diskutieren. Zusätzlich wurden neue Verfahren und Techniken auf etlichen Parallelsymposien, welche maßgeblich von führenden Unternehmen der Dentalbranche unterstützt wurden, vorgestellt. Die neuesten Produkte, einschließlich neuer Implantate und Lösungen für eine verbesserte Implantatbehandlung, standen ebenfalls im Mittelpunkt der Veranstaltung. Insgesamt präsentierten sich nahezu 100 Dentalunternehmen.
Die Pioniere der modernen Implantologie
Kein Geringerer als Prof. em. Tomas Albrektsson, Schweden, langjähriger Weggefährte Per-Ingvar Brånemarks, sprach über die Errungenschaften des schwedischen Implantologiepioniers. Bereits 1969 veröffentlichte Brånemark die erste Arbeit über die orale Implantologie. Allerdings wurde damals seine Entdeckung der knöchernen Integration von Titanimplantaten als Mythos abgetan. Erst durch im Laufe der Zeit entwickelte Schneidetechniken konnte die von Brånemark behauptete und später so bezeichnete Osseointegration eindeutig nachgewiesen werden. Wie zahlreiche andere große wissenschaftliche Errungenschaften auch, erbrachten zunächst unabhängig und unwissend voneinander weitere Spitzenforscher neue wesentliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Implantologie.
In diesem Zusammenhang erläuterte Prof. Daniel Buser im Anschluss an Albrektsson das Schroeder-Konzept, welches auf die Arbeit des Schweizer Zahnmedizinprofessors André Schroeder zurückgeht. Schroeder befasste sich Ende der 1960er intensiv mit Implantatmaterialien und entwickelte in enger Zusammenarbeit mit Dr. Fritz Straumann (damals MedTech) sowohl hohlzylindrische Implantate als auch solide Schrauben mit einer plasmabeschichteten Titanoberfläche (TPS). Schroeder und sein Team konnten als erste Forschergruppe überhaupt Implantate zeigen, die voll in nichtentkalkten Knochensektionen verankert waren. Seine Arbeit führte u.a. 1980 zur Gründung des International Team for Implantology (ITI).
Der dritte im Bunde der Implantologie-Pioniere wurde von Prof. Jörg Meyle, Deutschland, gewürdigt: Es handelt sich um den deutschen Implantologen Prof. Willi Schulte. Der Tübinger Zahnmediziner Schulte etablierte das später sogenannte Schulte-Konzept, welches die Sofortimplantation eines keramischen polykristallinen Aluminiumoxid-Stufenzylinderimplantates (Tübingen-Implantat) vorsah. Er konnte belegen, dass die sofortige Implantation in die Extraktionsalveole eine erfolgreiche und langlebige Implantattherapie sein konnte. Durch Schultes Tätigkeiten wurde das damalige Verständnis der dentalen Implantologie und des dazugehörigen chirurgischen Vorgehens entscheiden vorangebracht.
Mit diesen wissenschaftshistorischen Rückblicken auf die Anfänge der modernen Implantologie zeigten die Redner den Hintergrund auf, vor welchem die Experten des diesjährigen EAO-Jahreskongresses ihre aktuellen Einsichten in das Fachgebiet verstanden wissen möchten.
EAO-Fortbildungsprogramm für Studenten
Zusätzlich zu den Aktivitäten rund um den Jahreskongress, wurde auch ein internationales EAO-Fortbildungsprogramm vorgestellt. Bereits ab Frühjahr 2016 haben Studenten die Möglichkeit an ausgewählten europäischen Universitäten von weltweit anerkannten Implantologie-Experten unterrichtet zu werden. Das EAO-Fortbildungsprogramm wird durch eine Online-Lernplattform, dem so genannten EAO-Classroom, ergänzt.
Jubiläumskongress 2016
2016 jährt sich der EAO-Jahreskongress zum 25. Mal. Für den Jubiläumsevent vom 29. September bis 1. Oktober 2016 wurde Paris als Austragungsort gewählt.
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