Branchenmeldungen 27.01.2014
Alles bleibt, wie es war
Ein neuer Gesundheitsminister sollte kommen, aber Oberösterreichs Rote beharrten auf Stöger, einen Ersatz-Regierungsposten für die Region gab es nicht, also hieß es nolens volens, der große Macher war er nicht, so viel verkehrt gemacht hat er auch nicht, also macht er weiter.
Bürgern und Zahnärzten hatte er noch vor der Wahl ein Geschenk versprochen, von dem schon aufgrund der dubiosen Finanzierungsquelle klar war, dass nach der Wahl daraus nichts wird. Was hat Rauchen mit Kieferfehlstellungen bei Kindern zu tun, hieß es, die Tabaksteuer braucht der finanzmarode Staat in vollen Zügen. Wo kämen wir mit „Zwecksteuern“ noch hin? Zucker und Karies, dann eben Rauchen und Lunge oder Skisteuer und Beinbruch-Zuschuss fürs Krankenhaus.
Stöger hofft, was sonst sollte er sagen, noch vor 2018 – dann gibt es ihn wahrscheinlich als Minister nicht mehr – auf die „Einführung der Gratis-Zahnspange“, aber dann nur noch für „medizinisch wichtige Fälle“. Erreicht hat Stöger mit seiner Vision bisher nur das Gegenteil. Viele Eltern von möglichen KFO-Patienten haben die Behandlung Ende letzten Jahres in der Hoffnung auf die „Gratis-Zahnspange“ verschoben. Da wurden Katastrophenmeldungen von 40 Prozent Umsatzeinbrüchen in der KFO verkündet. Alles eine klassische Politposse.
Wie geht es mit der notwendigen Generalrevision der Kassenversorgung insgesamt weiter, hin zu einer, die den Anspruch, eine moderne Zahnheilkunde leisten zu können, erfüllen kann? Nichts wird passieren, wie in den letzten Jahrzehnten auch. Da ist gar nichts an Fortschritten zu erwarten. Ja, es stellt sich sogar die Frage, ob das nicht vielen, vor allem gar nicht wenigen Funktionären, nicht ganz unrecht ist. Auf der einen Seite ist der große Aufreger der Kassenentzug mit 72 Jahren, was viele Zahnärzte, vor allem bald Betroffene als „Frechheit“ und „Unding“ empfinden. Auf der anderen Seite schrillen in einzelnen Gebieten die Alarmglocken, weil Kassensitze immer öfter nicht mehr zu besetzen sind. Das nicht nur in schwachen und entlegenen Gebieten, sondern, weil der Kassenvertrag „einfach keinen Reiz mehr hat“. So kann es passieren, dass immer mehr freie Kassensitze durch Zwangsabgabe nicht mehr zu besetzen sein werden. Ja, der Patient ist für die gute Zahnarztordination das Maß der Dinge, nicht der Kassenkatalog.
Die neuen Freiheiten, in die sich die Zahnärzte begeben, müssen aber auch Folgen in einer Modernisierung des Berufsrechtes zeitigen. Stichworte: Ordinationsgemeinschaft, örtlich und überörtlich, Gemeinschaftsordinationen, Anstellung von Zahnärzten, Jobsharing in der Kassenvertretung, Übergabesysteme, Spezialisierungen und und und. Aber da beginnen sich, vorsichtig gesprochen, erste Liberalisierungstendenzen im verfassten Berufsstand abzuzeichnen. Die Rahmenbedingungen in der Zahnmedizin müssen sich wie in anderen freien Berufen öffnen.
Übrigens: Einen kleinen Lichtblick gibt es. Ein Zahnarzt, Dr. Andreas Karlsböck, Wien, wurde in eine wichtige Position im politisch-parlamentarischen Geschäft „gewählt“. Er ist neuer Vorsitzender im Wissenschaftsausschuss des Nationalrates und wartet auf Anregungen, wie er Fortschritte in der Zahnmedizin durch politische Initiativrechte aus seinem Amt heraus voranbringen kann. Sonst alles Gute weiterhin, positiv bleibt zu bemerken, dass, wer als Zahnarzt mit seinen Patienten auf seine Ordinationsleistung setzt, auch 2014 Erfolg haben wird,
toi, toi, toi, Ihr J. Pischel