Branchenmeldungen 15.06.2023

Cosmetic Dentistry – ein Bereich für „Universal-Spezialisten“



Cosmetic Dentistry – ein Bereich für „Universal-Spezialisten“

Foto: New Africa – Shutterstock.com

Im Jahr 2003 gründete sich die Deutsche Gesellschaft für Kosmetische Zahnmedizin e.V. (DGKZ) in München. Das Ziel war und ist es, Zukunftsperspektiven in der Kosmetischen Zahnmedizin aufzuzeigen und den Mitgliedern der Fachgesellschaft mit Fortbildungsangeboten und Patienteninformationen nachhaltig zu unterstützen. In diesem Jahr wird die DGKZ nun 20 Jahre alt. Turnusgemäß hat Dr. Jürgen Wahlmann das Amt des Präsidenten übernommen. Im folgenden Interview spricht er über die Highlights der diesjährigen Jahrestagung und erklärt, warum Cosmetic Dentistry ein so interdisziplinärer Bereich der Zahnmedizin ist.

Herr Dr. Wahlmann, in diesem Jahr feiert die DGKZ ihr 20-jähriges Jubiläum. Was waren Ihre persönlichen Highlights aus den vergangenen 20 Jahren?

Unsere Jahrestagung ist definitiv immer ein Highlight, da möchte ich auch gar kein Jahr besonders herausstellen. Wir konnten immer großartige Programme zusammenstellen, die unseren Mitgliedern ein aktuelles Update zur kosmetisch-ästhetischen Zahnmedizin gegeben haben. Auch die Intensivkurse zu den Themen „Veneers von A–Z“ oder „Chirurgische Aspekte der rot-weißen Ästhetik“ haben sich immer großer Beliebtheit erfreut. Ein Highlight für mich waren aber auf jeden Fall die Gemeinschaftskongresse, die wir als DGKZ zusammen mit der IGÄM (Internationale Gesellschaft für Ästhetische Medizin e.V.) und ihrem Präsidenten Prof. Dr. Werner L. Mang, z. B. in Lindau am Bodensee, veranstalten konnten. Hier hat man das Thema Ästhetik so interdisziplinär, wie es nun mal ist, präsentieren können, und ich freue mich sehr, dass wir Prof. Mang auch 2023 zu unserer Jubiläumstagung wieder als Referenten begrüßen können.

Welchen Punkt ich auch noch herausstellen möchte, sind unsere digitalen Lerninhalte. Die Coronapandemie hat uns in puncto Präsenzveranstaltungen vor allem 2020 ja einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber wir konnten hier wunderbar reagieren und mit Tutorials, die zu verschiedenen Fragestellungen der Ästhetischen Zahnmedizin produziert wurden, unseren Mitgliedern auf der Verbandshomepage weiterhin kompetente Fortbildungsinhalte liefern.

Passend zum Jubiläum kehrt die DGKZ quasi zu ihren Wurzeln zurück und veranstaltet Ihre Jahrestagung am 6. und 7. Mai in München. Welche Themen stehen im Fokus?

München als Austragungsort unserer 19. Jahrestagung ist wirklich etwas ganz Besonderes, und wir freuen uns, in der Gründerstadt der DGKZ auch unser Jubiläum zu feiern. Die Jahrestagung steht unter dem Schwerpunktthema „Rot-weiße Ästhetik im Gesamtkonzept“, denn genau das macht ein schönes Lächeln aus. Zahnform und -farbe müssen zu einem harmonischen Gingivaverlauf passen. Die Vorträge in unserem Hauptpodium beschäftigen sich daher u. a. mit Themen wie Rezessionsdeckungen, Erosionen, schmerzempfindlichen Zähnen und deren Folgen für die Ästhetik. Gleichzeitig möchten wir aber auch auf aktuelle Trends in der Cosmetic Dentistry eingehen und sie in den Kontext mit anderen zahnmedizinischen und medizinischen Disziplinen setzen. Denn am Ende ist ein Lächeln nur dann wirklich schön, wenn es zum Gesicht eines Menschen passt. Daher haben wir uns auch entschieden, nicht nur die Zähne, sondern auch das gesamte Gesicht in den Fokus zu rücken. Unser Bereich ist immerhin so interdisziplinär wie wohl kaum ein anderer der Zahnmedizin. Aber das muss er auch sein, um für unsere Patienten das optimale Ergebnis zu erzielen.

„Schönheit als Zukunftstrend“ ist auch das Thema des Expertentalks auf der diesjährigen Jahrestagung. Was wird von den Zahnmedizinern denn künftig erwartet?

Das Streben nach optimalem Aussehen wird die Nachfragesituation in der Zahnmedizin grundsätzlich verändern. Neben der Wiederherstellung natürlicher funktionaler Verhältnisse im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich geht es zunehmend auch darum, in diesem Zusammenhang auch optische Verbesserungen oder sogar Veränderungen zu erzielen. Ähnlich wie im traditionellen Bereich der Schönheitschirurgie sind auch wir Zahnärzte in der Lage, dem Bedürfnis nach einem jugendlichen, den allgemeinen Trends folgenden Aussehen zu entsprechen. Gleichzeitig eröffnen sich in der Kombination verschiedener Disziplinen der Zahnheilkunde bis hin zur Schnittstelle der Ästhetischen Chirurgie völlig neue Möglichkeiten. Um diesen hohen Anforderungen und dem damit verbundenen Know-how zu entsprechen, bedarf es einer völlig neuen Gruppe von Spezialisten, de facto den „Universal-Spezialisten“. Ich denke, dass Zahnärzte, die ihr erstklassiges Fachwissen in mehreren Disziplinen auf einer qualitativ völlig neuen Stufe – möglicherweise sogar bis hin zur Schnittstelle der Ästhetischen Chirurgie – umsetzen, in Zukunft sehr gefragt sein werden.

Rot-weiße Ästhetik ist essenziell für die (Re-)Konstruktion eines schönen Lächelns.

Also ist Cosmetic Dentistry heute Bestandteil vieler Behandlungskonzepte. Wie definiert sie sich daher in der Zahnmedizin?

Schöne Zähne bedeuten auch gesunde Zähne – deshalb ist Cosmetic Dentistry auch so interdisziplinär aufgestellt. Sie können beispielsweise nur dann Veneers einsetzen oder ein Whitening durchführen, wenn die Zähne kariesfrei sind. Vor vielen restaurativen Behandlungen stehen oft Vorbehandlungen wie zum Beispiel parodontale, endodontische und/oder kieferorthopädische Behandlungen an. Das oberste Ziel ist und bleibt es, natürliche Zähne zu erhalten. Cosmetic Dentistry arbeitet dann möglichst noninvasiv mit den erhaltenen gesunden Zähnen und kann diese in Funktion, Form oder Farbe weiter optimieren.

Gleichzeitig sind wir auch ganz stark im restaurativen Bereich gefragt. Besonders der Frontzahnbereich ist dabei für Patienten entscheidend. Fehlstellungen, abgebrochene Zähne oder starke Verfärbungen führen nicht nur zu einer optischen, sondern damit auch psychischen Beeinträchtigung. Natürlich bedienen wir uns hierbei Behandlungsmethoden z. B. aus der Kieferorthopädie oder Implantologie. Das Ziel ist hierbei jedoch immer, das natürliche Lächeln unserer Patienten wiederherzustellen und ihnen somit ein neues und besseres Lebensgefühl zu geben.

Eine abschließende Frage: Was gehört bei Cosmetic Dentistry für Sie heute zum „State of the Art“?

Diesen Punkt hatte ich bereits bei Ihrer Frage nach unserer Jahrestagung angeschnitten. Ein schönes Lächeln definiert sich nach ganz konkreten Punkten: dem optimalen Zusammenspiel von weißer und roter Ästhetik, Natürlichkeit sowie der Harmonie des Lächelns mit dem gesamten Gesicht des Patienten. Es gehört für mich daher ganz klar zu einer Behandlung dazu, das Lächeln nicht künstlich wirken zu lassen. Viele unserer Patienten möchten ein sogenanntes „Hollywood-Lächeln“ mit strahlend weißen Zähnen haben. Dabei ist es unsere Aufgabe als Behandler, die Voraussetzungen des Patienten zu betrachten: das Alter, die Lebenssituation des Patienten, die Langlebigkeit unserer Arbeit und natürlich das Gesicht und die Ausgangssituation des Gebisses. Gingivatyp und -verlauf sowie die ursprüngliche Zahnform und -farbe müssen evaluiert und deren Verbesserung wieder ins Gesamtbild des Gesichts gesetzt werden. Auch eine möglichst minimalinvaisve Behandlung zum Beispiel durch kieferorthopädische Vorbehandlung gehört für mich heute zwingend zum Behandlungskonzept. „State of the Art“ beginnt daher für mich schon beim Aufklärungs- und Beratungsgespräch und nicht erst bei der Wahl des Kompositmaterials oder der Veneers.

Wenn man die Voraussetzungen, die der Patient selbst mitbringt, in die Behandlungsplanung einfließen lässt, kann die Therapie ideal auf diesen Patienten angepasst werden. Aus unserer täglichen Praxis wissen wir, dass zu viele Termine eher abschreckend auf die Patienten wirken. Daher ist schon im Vorfeld genau zu klären, welche Behandlungen denn überhaupt notwendig sind, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Bei der Planung selbst gehört es für mich heute dazu, die Endsituation für den Patienten mit abzubilden. Dank Intraoralscans, Planungssoftware und digitalem oder analogem Mock-up können wir Ergebnisse funktionell und ästhetisch überprüfen und für den Patienten greifbar machen. Ich finde, dass ist gerade in der Cosmetic Dentistry eine enorme Erleichterung. Ich sprach zuvor von der Natürlichkeit des Lächelns. Wenn die Endsituation schon vor Behandlungsbeginn digital veranschaulicht werden kann, hilft es den Patienten dabei, unsere Empfehlungen für oder gegen bestimmte Versorgungen besser zu verstehen. Auf der anderen Seite können wir durch digitale Modelle z. B. die ideale Form und Länge für Veneers oder Kronen wählen. Die digitalen Möglichkeiten der heutigen Zahnmedizin zu nutzen, gehört für mich auf jeden Fall auch zum „State of the Art“.

Dieser Beitrag ist in der CD cosmetic dentistry erschienen.

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