Branchenmeldungen 11.12.2024
„Die beste Möglichkeit, sich selbst auf die Probe zu stellen“
Am 29. Oktober 2024 fand in Garbsen (bei Hannover) die Deutsche Meisterschaft im Zahntechniker-Handwerk statt. Der VDZI ermittelte bereits zum vierten Mal mittels Durchführung einer Arbeitsprobe den Bundessieger. Im Interview mit dem Verbandsmagazin Zahntechnik TELESKOP sprachen Louisa Krügerke (1. Bundessiegerin), Tjorben Krüger (2. Bundessieger) und Lisa Dyvak (3. Bundessiegerin) über ihre Teilnahme am Bundeswettbewerb.
Was hat Sie motiviert an der Deutschen Meisterschaft im Zahntechniker-Handwerk teilzunehmen?
Louisa Krügerke: Mich hat motiviert, dass dieser Wettbewerb ein Erlebnis ist, welches man nur einmal im Leben mitmachen kann. Außerdem fand ich die Vorstellung cool, mich mit anderen Jungtechnikern in meinem Alter aus unterschiedlichen Bundesländern auszutauschen.
Tjorben Krüger: Tatsächlich musste ich nicht darüber nachdenken, ob ich an diesem Wettbewerb teilnehmen möchte oder nicht. Ich habe mich unglaublich gefreut, soweit gekommen zu sein! Soll ich nun aufhören weiterzukämpfen? Nein. Ich wollte natürlich zeigen, was ich kann und so wirklich verlieren konnte ich dabei ja auch nichts. Also, warum sollte ich nicht mitmachen, neue Kontakte für die Zukunft knüpfen und eventuell auf dem Treppchen landen? Genau so sah mein Chef dies auch und uns war beiden klar, dass ich an diesem Wettbewerb teilnehme.
Lisa Dyvak: Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich teilnehmen soll. Erst recht, da ich seit März überhaupt nicht mehr im Labor beschäftigt war! Dazu kam natürlich, dass ich nebenbei das Studium verfolgen wollte (Anmerkung der Redaktion: Zahnmedizinstudium). Doch kurze Zeit später sagte meine Mutter zu mir, dass ich, wenn ich Spaß daran hätte, die Chance einfach nutzen solle. Meine Liebe zur Zahntechnik hat nie geendet, und somit beschloss ich, am Wettbewerb teilzunehmen. Sowas erlebt man meistens nur einmal im Leben.
Welche Herausforderungen gab es für Sie?
Louisa Krügerke: Im Grunde gab es für mich keine sonderlich großen Herausforderungen. Die größte Herausforderung war eher der Reiseweg – wenn man mit der Deutschen Bahn reist, ist es schon etwas anstrengend. Da ich auch im Laboralltag hauptsächlich mit Keramik und Modellierwachsen arbeite, hatte ich schon viel Übung für den Wettbewerb.
Tjorben Krüger: Meine Herausforderung war die Keramik! Dadurch, dass ich in einem recht großen Labor ausgebildet wurde, haben wir diverse Abteilungen. Allerdings bin ich nach dem Ende meiner Ausbildung nicht in der Keramikabteilung eingesetzt worden. Also musste ich mich ganz neu in dieser Abteilung einarbeiten. Dafür hatte ich allerdings nur 1,5 Wochen Zeit, da ich vorab nichts von der Teilnahme am Wettbewerb wusste. Nachdem mir dies bekannt gegeben wurde, durfte ich meine wichtigsten Sachen packen und meinen Platz in der Keramikabteilung neu aufbauen. Nun hieß es üben und lernen. Denn schließlich arbeitete die Zeit gegen mich.
Lisa Dyvak: Naja, ziemlich viele. Ich hatte weder die passenden Materialien greifbar, noch hatte ich ein Labor mit einem Ofen, noch die Ahnung, wo ich überhaupt anfangen soll, meine Praxis aufzufrischen. Dazu kamen die Verpflichtungen, die ich nebenher habe. Das alles unter ein Dach zu bringen, hat viel Planung, Geduld und Unterstützung erfordert.
Welche Unterstützung haben Sie im Labor erfahren?
Louisa Krügerke: Im Labor waren meine Kollegen und meine Chefin natürlich total begeistert, als ich mich dazu entschlossen hatte, am Bundeswettbewerb teilzunehmen. Ich wurde super unterstützt, beispielsweise beim Packen meiner Materialien, die ich mit nach Garbsen nehmen musste, und mir wurde viel Mut gemacht, als mich die Nervosität doch etwas übermannt hatte.
Tjorben Krüger: Ich arbeitete mich Tag für Tag mehr in der Keramikabteilung ein und hatte Kollegen sowie Vorgesetzte, denen ich jede Frage stellen konnte und die mir Tipps gegeben haben. Mir wurde jede Unterstützung, die ich benötigte, gegeben. War es nun, ob man mir zeigen kann, wie etwas geht oder ob man mir Fehler aufzeigte, die ich noch immer machte. Ungefähr zwei Tage vor dem letzten Tag, den ich zum Üben hatte, arbeitete ich gut genug, dass nur noch auf hohem Niveau „gemeckert“ wurde. Damit konnte ich nach circa einer Woche üben mit mir zufrieden sein.
Lisa Dyvak: Jede, die mir mein Labor aus der Entfernung bieten konnte! Ich habe per Post alle notwendigen Instrumente und Verbrauchsmaterialien erhalten, die mir gestellt werden konnten und sollten. An dieser Stelle möchte ich mich noch mal bei meinem Ausbilder Janis Rohde bedanken, der mich trotz meines Weges nicht im Regen stehen lassen und mir jegliche Hilfe geboten hat, die er bieten konnte. Nachdem man ein Labor verlassen hat, ist dies alles andere als selbstverständlich. Durch die Hilfe von Jan-Christian Osterholt hatte ich dann eine Woche vor dem Wettbewerb in München die Möglichkeit, zu üben und mich auszuprobieren. Bei Hubert Schenk wurde ich mehr als freundlich und herzlich empfangen und durfte sowohl die Räumlichkeiten nutzen als auch von der Erfahrung und Expertise von Herrn Schenk profitieren, wofür ich wirklich sehr dankbar bin. Diese beiden Labore haben mir die Unterstützung gegeben, die mir die Teilnahme und den 3. Platz ermöglicht haben.
Was ist das Besondere an der Zahntechnik?
Louisa Krügerke: Das Besondere an der Zahntechnik ist, dass jede Arbeit individuell ist und man sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen muss, sodass man seine eigene Vision, die des Zahnarztes und die des Patienten unter einen Hut bringen und so das bestmögliche Ergebnis erzielen kann.
Tjorben Krüger: Das ist eine gute Frage! Ich glaube, dass jeder eine andere Antwort darauf hat. Ich denke, für mich ist es die Individualität bei jedem Patienten. Keine Arbeit ist genau wie die davor. Die Abläufe mögen gleich sein, allerdings ist das Lächeln, was wir versuchen zu geben, immer ein anderes, auch wenn wir als Zahntechniker leider viel zu wenig von diesem „Lächeln“ im Labor mitbekommen.
Lisa Dyvak: Dass der Beruf wunderschön, vielfältig und kreativ ist, muss ich, denke ich, nicht erklären. Wie viel Spaß es bereitet, Menschen zu helfen und sie wieder lächeln zu sehen. Unglaublich ist das Netzwerk, welches in der Zahntechnik vorhanden ist – und ich durfte nun ein Teil davon werden. Auf der Reise der Vorbereitung wie auch am Wettbewerbstag selbst hatte ich die Chance, viele neue Menschen kennenzulernen und vielleicht werden sich diese Wege noch einige Male kreuzen.
Wie haben Sie den Wettbewerb rückblickend empfunden?
Louisa Krügerke: Rückblickend war der Wettbewerb eine supercoole Erfahrung und es ist wirklich eine einmalige Chance, auch einfach mal andere tolle und begabte Zahntechniker kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Alle Teilnehmer haben sich auf Anhieb gut verstanden und sich unterhalten, wir versuchen, auch weiterhin in Kontakt zu bleiben.
Tjorben Krüger: Der Wettbewerb war zwar auch ein Duellieren untereinander, allerdings war es auch ein unglaublich schönes Miteinander. Man konnte Leute kennenlernen, die man sonst nie getroffen hätte und Kontakte knüpfen, welche zukünftig eventuell mal wieder relevant werden. Ich denke, ich habe den Wettbewerb als ein Duell untereinander, aber gleichzeitig auch als Miteinander erleben dürfen, bei dem jeder rücksichtsvoll und hilfsbereit war.
Lisa Dyvak: Es war ein Vergnügen und hat sehr viel Spaß gemacht! Sich Herausforderungen zu stellen, eine neue Umgebung und vor allem neue Menschen kennenzulernen, die alle ihren eigenen Weg gehen. Das harmonische Miteinander, obwohl wir uns nur zwei Tage gesehen haben, war eine sehr schöne Erfahrung, und es war fantastisch, ein Teil davon zu sein.
Was würden Sie zukünftigen DMH-Teilnehmern mit auf den Weg geben?
Louisa Krügerke: Liebe zukünftige DMH- Teilnehmer, nutzt diese Chance, dabei zu sein! Es lohnt total, auch wenn ihr euch vielleicht nicht sicher seid, ob ihr dort etwas erreicht – es ist bereits ein großer Erfolg, dass ihr dorthin eingeladen werdet. Der größte Preis sind die Menschen, die man dort kennenlernt, die Erfahrung, die man dadurch sammelt, und die neuen Chancen, die sich eröffnen, wenn man daran teilgenommen hat.
Tjorben Krüger: Für die zukünftigen Teilnehmer: Nehmt den Wettbewerb nicht zu ernst! Ihr gehört schon zu den Besten aus Deutschland! Genießt die Zeit und zeigt trotzdem, zu was ihr in der Lage seid, auch wenn ihr es bereits vor dem Wettbewerb getan habt.
Lisa Dyvak: Einfach machen! Weltoffen bleiben – sich neuen Situationen zu stellen, ist manchmal erschreckend, aber das Gefühl danach ist unbeschreiblich. Es ist wichtig, sich weiterzuentwickeln, und so kurz nach der Lehre ist die DMH die erste und beste Möglichkeit, sich selbst auf die Probe zu stellen.
Weitere Informationen zur Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills unter www.vdzi.de und www.zdh.de.
Autoren: Sebastian Bauknecht und Gerald Temme
Dieser Artikel ist in der ZT Zahntechnik Zeitung erschienen.