Branchenmeldungen 02.05.2025

Hochschulbetrieb und Nachwuchs in Gefahr



Seit vergangenem Jahr bietet die MHB als einzige Universität im Land Brandenburg den staatlich anerkannten Zahnmedizinstudiengang. Im April 2025 begann die zweite Kohorte des Studiengangs mit 48 neuen Studierenden. In der Vergangenheit sagte die Landesregierung der MHB Mittel in Höhe von mindestens 6,6 Millionen Euro zu. Jetzt sollen diese Mittel drastisch reduziert werden.

Hochschulbetrieb und Nachwuchs in Gefahr

Foto: Portrait: LZÄK Brandenburg/ Hintergrund: Sina Ettmer – stock.adobe.com

Herr Herbert, wie ist Ihre Reaktion auf das über die Regionalpresse bekannt gegebene Ansinnen der brandenburgischen Landes­regierung, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) in den Haushaltsjahren 2025 und 2026 jeweils die Mittel um 1,6 Millionen Euro zu kürzen?

Wir sind sehr bestürzt. Ein solches Vorgehen wäre eine Katastrophe für die MHB, weil sie ohnehin Spitz auf Knopf kalkuliert und die Gelder knapp bemessen sind. Wenn uns jetzt noch mal 3,2 Millionen Euro fehlen, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Momentan gibt es noch keine staatliche Universität in Cottbus – allein des­wegen ist es auch eine staatliche Aufgabe, die MHB mitzufinanzieren. Perspek­tivisch ist eine staatliche Universität in Cottbus geplant, die durch Zuschüsse aufgrund des Strukturwandels im Energiebereich auch schon ausfinanziert ist. Das bedeutet, dass die zukünftige staatliche Einrichtung nicht auf die Einsparungen an anderer Stelle, wie beispielsweise bei der MHB, angewiesen ist.

Wie erklären Sie sich diese Kehrtwende in der vorläufigen Haushalts­planung und welche Gegenschritte planen Sie?

Man könnte meinen, das ist ein klarer Fall von „vor der Wahl versus nach der Wahl“. Uns wurde lange und wiederholt vor der Bundestagswahl versichert, dass die Mittel für den Standort Brandenburg an der Havel sicher seien und sie eher mehr werden würden. Nun nach der Wahl scheint der Blick in leere Töpfe einen Kürzungsaktionismus in Gang zu setzen – ohne zu dem zu stehen, was bisher galt und die gravierenden Auswirkungen, in unserem Fall auf die Zahnmedizinerausbildung, in Betracht zu ziehen. Wir suchen im Moment das dringende Gespräch mit der Politik und werden in Kürze unsere Gesundheitsministerin treffen – wie ergiebig ein solches Treffen sein wird, bleibt abzuwarten. Zudem habe ich einen sehr guten Draht zu unserem Ministerpräsidenten und werde ihn diesbezüglich natürlich auch unmittelbar kontaktieren.

Welche Folgen sehen Sie auch für die Gewinnung von Fachkräften in der Region, wenn die geplanten Kürzungen umgesetzt werden?

Wie schon eingangs gesagt, wären mögliche Kürzungen katastrophal für die kommunal betriebene Hochschule und für die zahnärztliche Versorgung in der Region. Uns fehlen händeringend Zahnärzte. Die Zahnmedizinerausbildung an der MHB soll einen top ausgebildeten Nachwuchs hervorbringen, der dann auch im Idealfall vor Ort bleibt. Denn die Mehrzahl der Praxen in Brandenburg sind mittlerweile brechend voll, und viele Kollegen suchen akut nach Nachfolgern. Der Ausbildung jetzt derart die Finanzierung abzusprechen, ist auch ein Signal an den alternden Berufsstand, der dann berechtigterweise sagen könnte: „Schluss, aus. Das tun wir uns nicht mehr an.“ Umso mehr hoffen wir, mit unseren Argumenten und Protesten die vorläufige Planung abwenden zu können.

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