Branchenmeldungen 23.11.2012

Drei neue Studiengänge für Gesundheitsdienstberufe

Drei neue Studiengänge für Gesundheitsdienstberufe

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Das deutsche Gesundheitssystem steht vor erheblichen Umbrüchen. Der demografische Wandel wird innerhalb der nächsten Jahre zu einem Engpass in der medizinischen Versorgung führen. Gerade auch im zahnärztlichen Bereich hat u.a. die Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV) aus dem Jahr 2005 gezeigt, dass z.B. Parodontalerkrankungen auf dem Vormarsch sind. So leiden fast 40 Prozent der Senioren unter einer schweren Form der Parodontitis. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen sowohl für die zahnärztliche Versorgung als auch für die Entwicklung zukünftiger Versorgungskonzepte in der Zahnmedizin.

Die Herausforderungen der Zukunft

In den zehn Jahren zwischen 1995 und 2006 allein gab es einen Rückgang bei den Neuabschlüssen der Ausbildungsverträge im zahnmedizinischen Bereich um fast ein Drittel (1995: 15.021/2006: 10.987 nach der ­Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes). Bei einer stetig älter werdenden Bevölkerung wird bis 2030 ein eklatanter Fachkräftemangel prognostiziert. Sowohl in der Gruppe der „übrigen Gesundheitsdienstberufe“ (MFA und ZFA fallen in diese Gruppe) als auch in der Berufsgruppe „Ärzte und Apotheker“ wird ein negatives Arbeitskräftesaldo von –20 Prozent erwartet. Um das Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen, bedarf es drei Maßnahmen:

  • Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit: Nur wenn das Praxisteam Hand in Hand arbeitet, können die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden. Es ist dazu dringend erforderlich, ganz genau zu überprüfen, welche Aufgaben an hoch qualifizierte Fachangestellte delegiert werden können. Dies muss ­sowohl für Koordinations-, Verwaltungs- und Büroaufgaben als auch für Leistungen am Patienten gelten.
  • Höhere Attraktivität von Gesundheitsberufen: Gesundheitsberufe müssen für kommende Generationen von Auszubildenden wieder attraktiver werden, um dem drohenden Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen. Hier müssen Zahnärzte und Fachangestellte zusammenarbeiten, um hoch qualifiziertem Personal eine Perspektive für die Zukunft zu bieten.
  • Vorsorge statt Nachsorge: Aufklärung und Prophylaxe können häufig vorbeugend auf behandlungsintensive und damit teure Erkrankungen wirken. Daher muss dieser Bereich in allen Sektoren des Gesundheitswesens stärker ausgebaut werden. Für die Zahnmedizin bedeutet dies, dass der Dentalhygiene ein höherer Stellenwert eingeräumt werden muss.


Auf diesen drei Grundthesen zu den Herausforderungen im Gesundheitswesen gründet sich die Vision der praxisHochschule für Gesundheit und Soziales.

Duales Studium – das Profil der Hochschule 

Nach der seit Mai 2012 bestehenden Kooperation zwischen der ­Careum Stiftung und dem Fortbildungsunternehmen praxisDienste befindet sich die praxisHochschule für Gesundheitsberufe bereits im Prozess der Gründung und staatlichen Anerkennung und bietet ab Herbst 2013 innovative Studiengänge an, die ihre Absolventen in die Lage versetzen, Schlüsselpositionen in einem Gesundheitswesen der Zukunft einzunehmen. ­Angeboten werden im Herzen von Köln zunächst drei Studiengänge:

  • Bachelor of Science Dentalhygiene,
  • Bachelor of Science Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen,
  • Bachelor of Science Management von Gesundheitsnetzwerken.


Alle Studiengänge werden sowohl in einer ausbildungsintegrierenden als auch in einer berufsbegleitenden Variante angeboten. Während die berufsbegleitenden Studiengänge eine abgeschlossene Berufsausbildung zur Medizinischen oder Zahnmedizinischen Fachangestellten voraussetzen und parallel zu ­einer beruflichen Tätigkeit studiert werden können, verknüpfen die ausbildungsintegrierenden Studiengänge das Bachelor-Studium mit der Berufsausbildung in intelligenter Art und Weise. Das führt dazu, dass die Absolventen nach drei Jahren nicht nur einen ­Bachelor-Abschluss, sondern auch eine abgeschlossene Berufsausbildung als Medizinische oder Zahnmedizinische Fachangestellte vorweisen können. In beiden Varianten – ausbildungsintegrierend oder berufsbegleitend – wird die Integration von Theorie und Praxis zum gelebten Teil des Studiums, anstatt wie in vielen anderen ­Fällen ein reines Lippenbekenntnis zu bleiben. Es liegt auf der Hand, dass ein solches Studium nicht in der an deutschen Hochschulen alltäglichen Form des Unterrichts gestaltet werden kann. An der praxisHochschule gibt es keine überfüllten Vorlesungen, wir setzen voraus, dass unsere Studenten selbst lesen können. Wir wollen unsere Studenten vielmehr dazu ermutigen, von Beginn an eigene Fragestellungen zu entwickeln, sich eigene Lernziele zu erarbeiten und die Ressourcen der Hochschule dazu zu nutzen, diese Lernziele zu erreichen. Das alles geschieht in Kleingruppen unter der Supervision und Anleitung von ausgewählten hoch qualifizierten Praktikern und von Wissenschaftlern aus europäischen Universitäten. Das dahinter liegende didaktische Konzept der Hochschule baut auf dem Grundprinzip des „Problem Based Learnings“ (PBL, auch Problemorientiertes Lernen POL) auf. Im Mittelpunkt stehen Problemfälle bzw. Cases, anhand derer die Studenten unter der Supervision von Wissenschaftlern und Praktikern Lernziele formulieren, sich diese Lernziele in Kleingruppen erarbeiten und zur Lernerfolgskontrolle wieder zusammenkommen. In die Lernzielerarbeitungsphase werden Praxiseinheiten in der Hochschulambulanz bzw. in der Ausbildungspraxis, Vorlesungen und Seminare sowie Selbstlerneinheiten integriert. Durch den didaktischen Ansatz des PBL wird neben der Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten auch die Persönlichkeitsentwicklung der Studenten zum zentralen Element des Studiums.

Zum Studiengang Dentalhygiene

Den hohen Stellenwert der Prophylaxe und der Dentalhygiene haben ­unsere europäischen Nachbarländer schon länger erkannt als wir in Deutschland. Bis 2030 rechnet die Mundgesundheitsbranche daher mit 76.000 zusätzlichen Beschäftigten. Das betrifft sowohl Praxen und zahntechnische Labore als auch den Handel mit Mundpflegeprodukten. Bis 2030 wird eine Umsatzsteigerung im Mundgesundheitsmarkt insgesamt von 23 auf 27 Milliarden Euro erwartet. Der größte Zuwachs resultiert dabei aus der präventionsorientierten Nachfrage im frei finanzierten zweiten Gesundheitsmarkt. Darüber hinaus kommt es zu einem deutlich höheren Therapiebedarf bei ­parodontologisch erkrankten Patienten. Schon heute weisen laut Mundgesundheitsstudie DMS IV über 70 Prozent der über 40-Jährigen eine parodontologische Erkrankung auf – aufgrund der Altersstruktur und zahnerhaltenden Maßnahmen mit stark steigender Tendenz. Dieser steigenden Nachfrage stehen in Deutschland kaum genügend qualifizierte Fachkräfte entgegen. Laut einer Datenschätzung auf Basis von Daten der FDI, der BZÄK und ­Berechnungen der Buchautoren „Zahnmedizinische Versorgung in Deutschland“ verfügt Deutschland über deutlich ­weniger als eine Dentalhygienikerin (DH) pro 100 behandelnden Zahnärzten. In den USA, Japan oder Schweden sind mit 100, 79 bzw. 39 DHs pro 100 behandelnden Zahnärzten deutlich mehr DHs beschäftigt. Die Absolventen des Studiengangs verfügen über eine fundierte und zukunftsorientierte zahnmedizinische Ausbildung in den Bereichen Prävention und Prophylaxe, die es ihnen erlaubt, im Delegationsbereich des Zahnarztes (im Rahmen des Zahnheilkunde­gesetzes §1 Abs. 5 und 6) eigenständig Patienten zu behandeln und zu betreuen. Sie ergänzen und erweitern die Leistungsmöglichkeiten des Zahnarztes und leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung und Erhaltung der Zahngesundheit ihrer Prophylaxepatienten sowie zur fachkundigen und engmaschigen Betreuung von Risikopatienten. Das Spektrum umfasst die Prophylaxe bei Kindern, zahnerhaltende Maßnahmen durch präventive Leistungen bei Jugendlichen und Erwachsenen, die Unterstützung in der Alters- als auch in der Behindertenzahnheilkunde bis hin zum engmaschigen Recall und der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) bei ­parodontalgeschädigten Patienten. Darüber hinaus können die DHs wissenschaftlich fundiert Beratungs- und Aufklärungsleistungen in den Bereichen Ernährung und Zahngesundheit erbringen.

Zum Studiengang Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen betont in seinem aktuellen Sondergutachten zum „Wettbewerb an den Schnittstellen der Gesundheitsversorgung“ die Notwendigkeit der „Entlastung der Ärzte von Verwaltungs­aufgaben und Dokumentationstätigkeiten durch Einstellung von entsprechend qualifizierten Verwaltungsfachkräften und Nutzung von Informationssystemen“. Diskutiert wird auch die „Delegation nicht unbedingt ärztlicher, gegenwärtig aber von Ärzten durchgeführter Tätigkeiten an andere Gesundheitsberufe“. Der Studiengang beinhaltet neben der paralle­len Ausbildung zur ZFA/MFA fundierte Seminare in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Gesundheitsökonomie, Ethik, Organisation, Personalführung, Marketing sowie Abrechnung und IT. Die Absolventen dieses Studiengangs verfügen damit über ­fundierte Kenntnisse zu allen betriebswirtschaftlichen und organisatorischen ­Aspekten einer Arzt- bzw. Zahnarztpraxis. Sie können mit diesen Kompetenzen und Kenntnissen den Arzt bzw. Zahnarzt in vielen Bereichen der ­Praxisorganisation und Verwaltung entlasten und ergänzen sowie ein Praxisteam ­leiten. Sie können ­darüber hinaus eine tragende Rolle beim Erstellen und Einführen von ­professionellen Re­call­systemen, bei Qualitätsmanagementprozessen und innovativen Versorgungsformen, wie ­Disease-Management-Programmen, übernehmen und insgesamt stärker in die Praxis­organisation eingebunden werden.

Zum Studiengang Management von Gesundheitsnetzwerken

Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der leistungsfähigsten, die sich im internationalen Vergleich der Systeme finden lassen. Jeder einzelne Sektor für sich genommen ist in der Lage, exzellente Leistungen zu erbringen. Als Ganzes betrachtet ist die Versorgung, die ein einzelner Patient erfährt, allerdings oftmals eher Mittelmaß, zum Teil auch ­unzureichend. Das liegt nicht so sehr an der schlechten Leistung einzelner Institutionen als vielmehr an der fehlenden Koordination. Jeder am Versorgungsprozess Beteiligte übernimmt die Verantwortung für einen Teil der ­Gesundheitsversorgung, die der Patient erfährt. Wenn es um die Verantwortung für den gesamten Versorgungsprozess geht, weist das deutsche ­System jedoch Lücken auf. Hier setzt das Berufsbild des Managers von Gesundheitsnetzwerken an. Die Absolventen dieses Studiengangs zeichnen sich durch eine fundierte Kenntnis der Struktur des deutschen Gesundheitswesens und der Anreizstrukturen der unterschiedlichen Akteure aus und sind in der Lage, Versorgungszusammenhänge zu konzipieren und operativ zu verantworten, die die sektoralen Grenzen der ­Gesundheitsversorgung und die Verantwortungsbereiche der verschiedenen Sozialsysteme im Sinne einer besseren Patientenversorgung integrieren. Sie handeln hierbei im Auftrag von Kostenträgern, größeren ambulanten wie stationären Leistungserbringern oder Versorgungsnetzwerken. Die Absolventen verfügen über die soziale und fachliche Kompetenz, als sogenannte Case-Manager, die Patienten insbesondere mit chro­nischen Erkrankungen in einer Art „Lotsenfunktion“ durch das Gesundheitssystem zu begleiten, um die Patienten an einer sinnvoll abgestimmten und damit effizienten Versorgung teilhaben zu lassen.

Fazit

Die von der praxisHochschule für Gesundheitsberufe angebotenen Studiengänge bieten Schulabgängern eine innovative Kombination aus Ausbildung und Studium und stellen für ausgebildete ZFA und MFA attraktive Entwicklungsperspektiven dar, weil sie die Absolventen optimal auf die zentralen Herausforderungen des Gesundheitswesens vorbereiten. Sie tun dies, indem sie

  • die interprofessionelle Zusammenarbeit in besonderem Maße fördern,
  • die Attraktivität des Ausbildungsberufs durch eine damit verbundene akademische Qualifizierungsmöglichkeit erhöhen und
  • auf ein nachhaltig finanzierbares und werteorientiert gestaltetes Gesundheitswesen ausgerichtet sind.


Durch die Kombination von Ausbildung und Hochschulstudium bietet die praxisHochschule eine zukunftsweisende Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft. Problemorientiertes Lernen in Kleingruppen ist ebenso integraler Bestandteil wie das Skill-Training an Phantomköpfen oder der direkte Patientenkontakt. So ausgebildet, können sie den anstehenden Veränderungen im Gesundheitswesen selbstbewusst entgegenblicken.

Fordern Sie Ihr Informationspaket mit weiteren Informationen zum Bewerbungsverfahren, zum Studienbeginn und zu Finanzierungsmöglichkeiten bei praxisDienste an und lassen Sie sich gleich auf die Interessentenliste ­setzen. Eine frühzeitige Registrierung wird aufgrund der starken Nachfrage dringend empfohlen. Weitere Informationen finden Sie unter www.praxisdienste.de
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