Branchenmeldungen 03.03.2011
Ein Nachmittag voller geballter Prophylaxe-Power-Info – und dazu Champagner
In einem halben Tag auf den neusten Stand der zahnmedizinischen
Prophylaxe kommen – das schafften die 200 TeilnehmerInnen der
Oral-B-Weiterbildung „UP TO DATE“ am 21. Januar 2011 in der Deutschen
Nationalbibliothek in Frankfurt.
Die Vorträge zweier hochkarätiger Referenten machten es möglich. Dr.
Ralf Roessler, Oberarzt an der Universität Marburg, erläuterte moderne
Konzepte für „Prophylaxe in jeder Praxis und in jedem Mund“. Dr.
Karl-Ludwig Ackermann aus Filderstadt, Mitglied der Vorstände der DGZMK
und der DGI, legte den Schwerpunkt auf Implantatpatienten und
beantwortete die Frage „Risikoprofilanalysen – notwenige Übel oder
erfolgssichernde Maßnahmen?“
So manches Mitglied des Auditoriums war schon oft an der von außen recht
nüchtern, fast monumental wirkenden Deutschen Nationalbibliothek
vorbeigekommen, ohne jemals hineinzugehen. Da beeindruckte allein die
Atmosphäre im Gebäude! Ein tagesheller, freundlicher Veranstaltungsraum
mit großen Fensterfronten – eine „tolle Location“, freute sich Rüdiger
Kleis, Verkaufsleiter Deutschland Mitte und Österreich bei Procter &
Gamble mit seinen Marken Oral-B und blend-a-med, in seiner Ansprache
zur Begrüßung und Vorstellung der beiden Referenten.
„Frau Meier, jetzt übernimmt Ihre persönliche Assistentin“
Dr. Karl-Ludwig Ackermann, niedergelassener Oralchirurg mit
Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie, Spezialist Parodontologie (EDA) und
seit 1978 implantologisch tätig, präsentierte anhand einer Fülle
klinischer Bilder von eigenen Patientenfällen, wie eine erfolgreiche
Implantatbehandlung heute aussehen muss – bis hin zu Extrem¬beispielen.
Dazu zählt etwa eine Patientin, die trotz parodontaler Probleme jeden
entfernten Zahn durch ein Implantat ersetzen lassen wollte. Ein weiterer
Fall: Ein Patient klagte über das, was die Amerikaner eine „rock’n’roll
denture“ nennen, eine ständig rutschende Prothese. Hinzu kamen ein
übersteigerter Würgereflex, ein verschwindendes Knochenangebot und eine
riesige sagittale Stufe.
Dr. Ackermann betonte, dass gerade in solchen Fällen die Schnittstellen
besonders wichtig seien. So erfolge gemeinsam mit dem Zahntechniker ein
Backward-planning mit anschließendem Set-up, Wax-up und Mock-up sowie
einer schablonengeführten Insertion der Implantate. „Oft sitze ich
abends vor dem Rechner an der 3D-Planung solcher Patientenfälle“,
erzählte Dr. Ackermann.
Wer eine solch aufwendige implantologische Behandlung vornimmt, möchte
natürlich sicher sein, dass am Ende ein langfristiger Erfolg steht.
Darum kommt der Assistenz als weiterer Schnittstelle eine wesentliche
Bedeutung zu. „Implantat-Behandlungen sind kompliziert, daraus ergibt
sich die Notwendigkeit zur Kommunikation im Team“, betonte Dr.
Ackermann. Daher binde er die betreuende Assistenz von Anfang an ein –
etwa so: „Frau Meier, ich darf mich bei Ihnen als Patientin an dieser
Stelle zunächst verabschieden. Jetzt übernimmt Ihre persönliche
Assistentin Ramona.“
Diese erläutert der Patientin nun nochmals im Einzelnen die
Behandlungsoptionen und die Erfolgsaussichten gemäß dem persönlichen
Risikoprofil: Raucher/Nichtraucher, individueller Hygienestatus,
Plaque-induzierte Gingivitis – das alles gehört dazu. Im Anschluss an
die Behandlung liegt auch die Nachsorge, die genauso wichtig für
Implantate ist wie für natürliche Zähne, federführend in der Hand der
verantwortlichen Prophylaxe-Mitarbeiter.
Mehr als Putzen, Plaque und Zahnstein
„Ganz wichtig ist es, die Prophylaxe nach individuell erstellten
Risikoprofilen vorzunehmen!“ betonte Dr. Ralf Rössler in seinem Vortrag.
„Dieses bestimmt die Recall-Termine – nicht zu weit auseinander, aber
auch nicht zu eng. Denn es gibt sogar ein Zuviel an Parodontaltherapie.“
Die „Prävention nach Risikoprofil“ gilt für natürliche Zähne ebenso wie
für Implantate. Bei diesen, so betonte Dr. Rössler, fehlen die
natürlichen Schutzmechanismen des gingivalen Sulcus! Im ersten Moment
überrascht das vielleicht, gilt immerhin die Entfernung von Plaque als
eine wesentliche Aufgabe des Prophylaxe-Teams. Doch Dr. Rössler räumte
mit so manchen haarscharf an der ganzen Wahrheit vorbeigehenden
Vorstellungen auf – teilweise erfrischend launig: „Warum müssen wir nach
dem Essen putzen und nicht davor, wenn es Nahrungsmittel gibt, die die
Zahnhartsubstanz verletzen können? Wie oft müssen wir putzen, wenn es
Patienten gibt, die nur einmal pro Tag putzen und trotzdem mundgesund
sind?“
Als wesentliche Grunderkenntnis der modernen Prophylaxe hielt Dr.
Rössler fest: „Die Mundgesundheit ist von endogenen, genetisch
determinierten Faktoren und von zahlreichen exogenen Einflüssen
abhängig. Die Reduktion auf Einzelfaktoren oder gar die Verengung auf
das Selbstverschuldungs-Prinzip trägt dem nicht Rechnung. Es ist daher
insbesondere unzulässig, die Mundgesundheit allein mit der Häufigkeit
des Zähneputzens zu korrelieren.“
Zweifelsohne spielt die häusliche Mundpflege aber eine wesentliche
Rolle. Dazu merkte Dr. Rössler an: „Was mich überrascht hat, ist die
Eindeutigkeit des viel zitierten Cochrane Reports. So stellt diese
hochrangige, erst vor einigen Jahren veröffentlichte und kürzlich wieder
bestätigte systematische Übersichtsarbeit des renommierten
Cochrane-Instituts fest: Elektrische Zahnbürsten mit
oszillierend-rotierender Bewegung reduzieren Plaque kurzfristig stärker
als eine Handzahnbürste und helfen, Gingivitis langfristig zu
reduzieren.“ Den zuweilen als unvermeidliches Risiko des häuslichen
Zähneputzens hingenommenen Rezessionen wird bei der Oral-B Triumph durch
einen Drucksensor an der Zahnbürste vorgebeugt. Diese Andruckkontrolle
hält Dr. Rössler für äußerst hilfreich, denn „natürlich putzen wir mit
der Handzahnbürste häufig zu kräftig“. Auch den Timer, der die Putzzeit
kontrolliert, findet er „genial – da merken die Patienten, dass 20
Sekunden nicht drei Minuten sind und halten die empfohlene Putzzeit
sicherer ein“.
Darüber hinaus gab Dr. Rössler viele Tipps zum Prophylaxe-Alltag, zum
Beispiel diesen: „Sie schaffen nicht alles in einer Stunde – können Sie
auch nicht und müssen Sie nicht. Setzen Sie Schwerpunkte: Bei der einen
Sitzung entfernen Sie hauptsächlich Zahnstein, in der nächsten stellen
Sie die supra- und subgingivale Oberflächenpolitur in den Mittelpunkt.
Und sprechen Sie mit dem Patienten über Mundgesundheit, Inspektion und
Diagnostik. Der Begriff „Prophylaxe“ ist bei vielen negativ besetzt und
assoziiert primär nur „Zahnreinigung“!“
Rege Diskussion
Im Anschluss an die beiden Vorträge hatte das überwiegend weibliche und
junge Auditorium die Gelegenheit, Fragen zu stellen – und machte davon
ausgiebig Gebrauch.
Zum Beispiel so: „Wir haben aktuell in unserer Praxis eine im vierten
Monat schwangere Patientin. Jetzt hat eine mikrobiologische Analy¬se
eine hohe Aktivität des orangenen Komplexes ergeben – mit dem Ratschlag
des Labors zur Metronidazol-Gabe. Wie reagieren wir?“
Darauf Dr. Rössler: „Mit Metronidazol sollten Sie in der Schwangerschaft
natürlich vorsichtig sein. Nun ist aber Parodontitis keine akute,
sondern mehrheitlich eine chronische Erkrankung. Daher kommt es in der
Regel nicht so sehr darauf an, ob Sie jetzt oder in einem halben Jahr
mit einer medikamentösen Behandlung beginnen. Ob Sie das Antibiotikum
dann überhaupt brauchen, würde ich zum augenblicklichen Zeitpunkt sogar
für fraglich halten. Ich würde diese Patientin während der
Schwangerschaft zunächst in einen engmaschigen Recall nehmen: regelmäßig
alle vier bis sechs Wochen. Nach der Stillzeit sollten Sie nochmals
eine eingehende Untersuchung vornehmen. Die Chancen stehen nicht
schlecht, dass sich die entzündlichen Erscheinungen bis zu diesem
Zeitpunkt bereits zurückgebildet haben.“
Eine andere Frage betraf rundum mundgesunde Patienten: „Soll ich ihnen
eine Mundspülung empfehlen?“ Klare Erwiderung: „Nein, einem solchen
Patienten können Sie auf der Basis der aktuellen Datenlage nur raten:
mit der bisherigen Hygiene weitermachen.“ Und ebenso eindeutig lautete
die Antwort auf die Frage, ob Schallzahn¬bürsten gegenüber
oszillierend-rotierenden Elektrozahnbürsten zu bevorzugen seien – noch
einmal Dr. Rössler: „Die wissenschaftliche Datenlage sagt, dass die
oszillierend-rotierende Zahnbürste absolut gleichwertig oder besser
ist.“
Jetzt antwortet das Auditorium – die Champagnerfragen
Umgekehrt verdienten sich zwei Mitglieder des Auditoriums je eine
Flasche Champagner, indem sie auf Fragen von Rüdiger Kleis antworteten.
Zum Vortrag von Dr. Ackermann wollte er wissen: „Was versteht man unter
einem Mock-up?“ – Richtige Antwort: „Eine Attrappe für die
vorausschauende Darstellung eines Zahnersatzes; der Zahntechniker
erstellt sie auf dem Situationsmodell.“ Die Preisfrage zu Dr. Rösslers
Vortrag lautete: „Ist Parodontitis eine Virus- oder eine bakterielle
Infektion?“ Die richtige Antwort auf dem Stand der Wissenschaft: „Eine
bakterielle Infektion.“
Es sind längst nicht alle Fragen rund um die Prophylaxe abschließend
geklärt. Ein kontinuierlicher Abgleich des Wissens in den Praxen vor Ort
mit den Fortschritten der Wissenschaft ist daher für eine
professionelle zahnmedizinische Prävention unerlässlich, und so fragten
einige Teilnehmerinnen gleich im Anschluss an die Veranstaltung: „Herr
Dr. Rössler, wann machen Sie denn Ihre nächste Fortbildung?“
Zur Belohnung für den intensiven Nachmittag in der Deutschen
Nationalbibliothek und das Ausfüllen eines Fragebogens zu seiner
Beurteilung bekamen jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ein
Spitzenmodell elektrischer Zahnbürsten, die Oral-B Triumph mit
SmartGuide. Darüber hinaus gab es ein Zertifikat sowie drei
Fortbildungspunkte gemäß den Richtlinien der BZÄK/DGZMK.
Die Antwort auf die noch offene letzte Frage lautet: Die nächsten UP TO
DATE-Fortbildungen finden an den folgenden Terminen statt.