Branchenmeldungen 21.02.2011

Experten für ganzheitliche ZahnMedizin zeigen den Zusammenhang von Entzündungsreaktionen und Dentalmaterial

Experten für ganzheitliche ZahnMedizin zeigen den Zusammenhang von Entzündungsreaktionen und Dentalmaterial

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Anhand eines Patientenbeispiels beschreiben Dr. Uwe Drews und Dr. Frank Bartram aus dem Ressort Umwelt-ZahnMedizin der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin e.V. (GZM) den Zusammenhang von Dentalmaterialien und ausgelösten Entzündungsreaktionen.

Zur Eingrenzung von Patienten-Beschwerden mit unklarer Ursache sind adäquate Untersuchungsverfahren von entscheidender Bedeutung. „Der Nachweis von Entzündungsreaktionen, durch Dentalmaterialien ausgelöst, wird über die Messung der Zytokinausschüttung geführt“, sagt Dr. Uwe Drews , “denn die Entzündungsbotenstoffe werden von Makrophagen oder den T-Lymphozyten ausgeschüttet.“ Im Labor werden diese Immunzellen mit dem vermuteten Allergen stimuliert und die gebildeten Zytokine mittels hochsensitiver Messverfahren (ELISA, ELISpot) quantifiziert. Dabei kann genau unterschieden werden, ob die Zytokinreaktion einer zytotoxischen proentzündlichen (TH1-) oder der humoralen balancierenden (TH2-) Immunantwort zuzuordnen ist, so Dr. Uwe Drews. Der Test nennt sich Effektorzelltypisierung oder Effektorzellstatus.

Von Bedeutung ist der Effektorzellstatus immer dann, wenn durch die klinische Fragestellung Zusammenhänge zwischen Dentalmaterialien, Implantaten und wurzelbehandelten Zähnen zu bereits vorhandenen chronischen oder akuten Entzündungen im Körper, hergestellt werden sollen. Überwiegt im Test eine grenzwertüberschreitende Ausschüttung proentzündlicher Zytokine, wie Interferon-gamma, Interleukin 1-beta oder Tumornekrosefaktor-alpha, so ist das getestete Material oder der wurzelbehandelte Zahn am aktuellen Entzündungsgeschehen beteiligt.

Zur Verdeutlichung führt Dr. Uwe Drews ein Patientenbeispiel an: Die Patientin P.Z. wurde im November 2007 in unserer Praxis am Zahn 25 wurzelbehandelt und war danach beschwerdefrei. Das Röntgenbild nach endodontischer Behandlung zeigte den Erfolg der Behandlung.

Im März 2008 stellte sich die Patientin wieder in unserer Praxis vor. Sie hatte seit zwei Monaten linksseitig in nahezu allen Gelenken starke Schmerzen. Nach einer Odyssee durch verschiedene Arzt-Praxen konnte keine Ursache gefunden werden und die Patientin nahm gegen die starken Schmerzen Kortikoide ein. Im ersten Schritt – wegen des zeitlichen Zusammenhanges zwischen Eingriff und Auftauchen der Symptomatik – haben wir einen Effektorzellstatus auf die Eiweißzerfallsprodukte Thioäther und Mercaptane durchgeführt. Der Test ergab eine deutlich zu hohe Ausschüttung der Zytokine Interferon-gamma und Interleukin 10. Als Ursache fassten wir das eingebrachte Dentalmaterial ins Auge.

Aufgrund der Messergebnisse hat sich die Patientin für eine Extraktion des Zahnes 25 entschieden. Schon nach drei Tagen stellte sich eine wesentliche Verbesserung ihres Gesundheitszustandes ein. Acht Wochen später war die Patientin schmerzfrei. Im November 2008 haben wir bei der Patientin eine Kontrolle des Effektorzellstatus vorgenommen, der einen deutlichen Rückgang beider Zytokine zeigte.

Alle genannten Testverfahren sind auch auf die bereits im Mund vorhandenen Materialien sowie auf die zukünftig geplanten Werkstoffe anzuwenden, so Dr. Uwe Drews. Falls die im Mund befindlichen Materialien nicht zu identifizieren sind, kann durch die Entnahme eines Spans, der mit einem Klebestreifen aufgefangen wird, eine Analyse durchgeführt werden. Im Labor wird die Probe mit Immunzellen in Kontakt gebracht, und so kann ermittelt werden, ob eine Sensibilisierung auf das entnommene Material vorliegt. Eine noch größere Bedeutung gewinnen positive Testresultate, wenn die Suszeptibilität – die individuelle Empfindlichkeit des Patienten – hoch sei, merkt Dr. Uwe Drews an. Bei einem solchen Patienten würden durch einen Genpolymorphismus in den Zytokinen IL 1-beta und TNF-alpha bei jeder Entzündungsreaktion zu viele proentzündliche und zu wenige antiinflammatorische Zytokine ausgeschüttet. Dies führe daraus folgend immer zu einer überschießenden Reaktion.

Ebenso seien Genpolymorphismen bei den Detoxifikationsenzymen der Leber (z. B. Cytochrom P450 oder Glututhion-S-Transferase) verantwortlich für eine unvollständige Metabolisierung, der im Körper aufgenommen Ionen aus den Dentalmaterialien. Sie könnten somit zu einer Anreicherung von radikalischen Zwischenprodukten führen, die toxischer als ihre Ursprungsprodukte sein könnten, warnt der GZM-Experte des Ressorts Umwelt-ZahnMedizin.

Abschließend stellen Dr. Uwe Drews und Dr. Frank Bartram fest: Ein ganz wesentlicher Punkt bei der Betrachtung der Materialverträglichkeit sei die Qualität und die Zusammensetzung des im Dentallabor hergestellten Zahnersatzes. Hier komme es neben hochwertigen Ausstattungen, exakt eingestellten und gewarteten Geräten, material- und herstellergerechten Arbeitsabläufen insbesondere auf das geschulte Personal an, um homogene, korrosionsstabile und damit wenig Ionen abgebende Werkstücke herzustellen.

Quelle: Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin e.V., 22.11.2009


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