Branchenmeldungen 16.07.2014

Freie Berufe sind keine „Lobbyisten“

Freie Berufe sind keine „Lobbyisten“

Foto: © Denis Junker - Fotolia.com

Korporatives Handeln – also gesamtgesellschaftliches Handeln von Verbänden – wird in der öffentlichen Wahrnehmung immer häufiger mit „Lobbyismus“ gleichgesetzt. Mit den Folgen und Konsequenzen dieser einseitigen Betrachtungsweise beschäftigte sich der Verband Freier Berufe in Bayern (VFB) anlässlich seines Parlamentarischen Abends. Abgeordnete der Landtagsfraktionen diskutierten über den Einfluss der Freien Berufe auf die politische Willensbildung in Bayern, im Bund und auch in Europa.

Dabei wurde deutlich, dass die Verbände der Freien Berufe – dazu gehören auch die Selbstverwaltungskörperschaften von Ärzten, Zahnärzten, Apothekern, Psychotherapeuten, Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern, Architekten und Ingenieuren – für die Politik als verlässliche Instanz gelten, wenn es um Expertenmeinungen geht.

Dass in Konkurrenz zur Selbstverwaltung thematisch oder regional begrenzte Initiativen öffentlich zunehmend wahrgenommen werden, bestätigte Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, in ihrem Impulsreferat. Die Besorgnis der klassischen Verbände, dadurch an Einfluss zu verlieren, mochte sie indes nicht teilen. Sie sieht in der großen Vielfalt unterschiedlicher Kompetenzen unter dem Dach der Freien Berufe sowohl Vor- als auch Nachteile hinsichtlich der Durchsetzungsfähigkeit berufsständischer Anliegen. „Sie müssen Ihren Gemeinwohlbezug gegenüber Politik und Öffentlichkeit herausstellen“, forderte die Politikwissenschaftlerin. Die heutige  „Mediendemokratie“ mit ihren beschleunigten Abläufen stelle eine Herausforderung für klassische Verbände dar, ihre Strukturen effizienter zu gestalten und dabei ihre Anliegen auch stärker zu personalisieren. Münch machte deutlich, dass sich die Freien Berufe intensiver mit der Zukunft befassten als temporäre Initiativen. Insbesondere durch die Übernahme von Verantwortung im Bereich der beruflichen Aus- und Fortbildung werde hier die Zukunft auch gesellschaftlich mitgestaltet.

Unabhängiger Partner der Politik

„Werden die Freien Berufe nur dann von der Politik wahrgenommen, wenn es um ihren Beitrag für das Gemeinwohl geht oder auch dann, wenn es sich beispielsweise um eine angemessene Vergütung ihrer Leistungen handelt?“, fragte Moderator Peter Knüpper, Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Landeszahnärztekammer, die Diskussionsrunde mit den Abgeordneten aus dem Maximilianeum Alfred Sauter, (CSU), Dr. Simone Strohmayr (SPD), Margarete Bause (Bündnis 90/Die Grünen) und Prof. Dr. Michael Piazolo (Freie Wähler). Die Antworten lassen darauf schließen, dass den Parteien bewusst ist, wie wichtig die Selbstverwaltung als unabhängiger Sachwalter wichtiger Gemeinschaftsinteressen vor dem Hintergrund immer komplexer werdender Entscheidungsprozesse für die Politik ist.

Angesichts der von der EU-Kommission angestoßenen Debatte, die vielfältige Regulierung der Freien Berufe, z. B. durch die von den Kammern wahrgenommene Berufsaufsicht, auf den Prüfstand zu stellen, wies VFB-Präsident Dr. jur. Fritz-Eckhard Kempter auf die Entlastungsfunktion der Kammern hin: „Wenn es keine Kammern mehr gäbe, käme das den Staat teuer zu stehen, weil er eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen müsste, die wir heute erfüllen“, so Dr. Kempter. Dem stimmte die Politikerrunde vorbehaltlos zu.

Quelle: Verband Freier Berufe in Bayern (VFB)

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