Branchenmeldungen 28.10.2022
Implantate und die digitale Abformung in der modernen Zahnarztpraxis
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Bei dem hier vorgestellten Patientenfall handelt es sich um eine Freiendsituation im vierten Quadranten bei einer älteren Patientin, die den Wunsch nach festem Zahnersatz hatte. Der Knochen war stark eingefallen, daher war eine Augmentation mit Knochenersatzmaterial und Membran notwendig. Bei der Behandlung kam das Neoss ProActive Edge Implantat zum Einsatz, das für reduzierte Knochenentfernung und Stabilität des Zahnersatzes sorgt sowie optimal im Kiefer einheilt.
Implantatsystem sorgt für geringe Knochenentfernung
Das ProActive Edge Implantatsystem von Neoss reduziert durch die optimierte Kombination aus Implantatdesign und Bohrprotokoll die Knochenentfernung auf ein Minimum. Die Primärstabilität bei diesem Implantatsystem ist hervorragend, da das Implantat auf optimale Stabilität ausgelegt ist, egal, bei welchem Knochentyp. Gewindeschneider sind nicht notwendig, da das formende Design des Implantats (Abb. 1) als Gewindeschneider wirkt. Für zusätzliche Stabilität im Knochen sorgt das vorhandene Doppelgewinde. Die Neoss ProActive Oberfläche wird durch mehrstufiges Strahlen, Ätzen und Superhydrophiliebehandlung hergestellt.
Die Implantation
In Regio 45 und 46 erfolgten die Implantationen von zwei Neoss ProActive Edge Implantaten mit jeweils 9,0 mm Länge und einem Durchmesser von 3,5 mm (Regio 45) und 4,0 mm (Regio 46) unter Verwendung von Bohrstopps (Abb. 2). Beim Edge-System wird bei dem Implantatdurchmesser 3,5 bis 3,0 mm aufbereitet und dann der Versenkbohrer mit dem Durchmesser 3,5 mm verwendet. Bei dem Implantatdurchmesser 4,0 mm erfolgt die Aufbereitung bis 3,4 mm und anschließend die Verwendung des Versenkbohrers 4,0 mm. Nach Insertion beider Implantate und dessen Verschluss wurde das Knochenersatzmaterial (Abb. 3) und die Membran eingebracht. Trotz der Knochensituation wurde eine gute Primärstabilität erreicht.
Freilegung und Scan
Nach einer dreimonatigen Einheilphase zeigten die Implantate eine gute Osseointegration und es erfolgte bei der Patientin die Freilegung mittels Laser. Anschließend wurden die ästhetischen Heilungsabutments mit ScanPeg eingebracht (Abb. 4). Im Verlauf der Wundheilung wird so das Weichgewebe vor dem definitiven Einsetzen des Zahnersatzes geformt. In den Schraubenzugangskanal des Heilungsabutments passt der ScanPeg für die digitale Abformung, sodass es nicht vom Implantat entfernt werden muss. Während der Implantation ist es empfehlenswert, eine Nut im Implantat nach bukkal auszurichten. Diese Nut im ästhetischen Heilungsabutment wurde dann beim Einsetzen in das Implantat nach bukkal ausgerichtet und mit höchstens 10 Ncm festgezogen. Die Höhe des Heilungsabutments sollte nicht verändert werden, damit die Scangenauigkeit nicht beeinträchtigt wird. Kleine Anpassungen im Gingivaprofil können jedoch mit der Fräse vorgenommen werden, da es sich bei dem Material um PEEK handelt. Vor dem Einsetzen des ScanPegs sollte die Schraubenzugangsöffnung gründlich gereinigt werden.
Der ScanPeg ist korrekt platziert, wenn er auf der Bodenfläche im Schraubenkanal aufsitzt und die obere Kante der horizontalen Mitte bündig mit dem Heilungsabutment abschließt. Er ist kompatibel mit marktführenden Intraoralscannern. Die digitale Abformung des Unterkiefers erfolgt mit einem Scanner TRIOS (3Shape). Auch der Gegenkiefer wurde komplett eingescannt (Abb. 5). Wie detailliert der Scanner arbeitet, zeigen die Aufnahmen. Selbst die Bissnahme erfolgte komplett digital, sodass höchster Patientenkomfort garantiert wird. Nach dem Scan wurde der ScanPeg herausgezogen und weggeworfen. Beim TRIOS Scanner handelt es sich um ein hochmodernes und sehr präzises System. Der Intraoralscanner arbeitet nach dem konfokalen Prinzip mittels Videosequenz. Das zu scannende Objekt wird dreidimensinal berechnet und farbig abgebildet. Anschließend erfolgte die direkte Datenübermittlung zum Labor (Flemming Dental Tec).
Konstruktion und Herstellung des Zahnersatzes
Im Konstruktionsprogramm von 3Shape konstruiert und fräst das Labor auf die hier verwendeten Klebe-Abutments von Neoss das Gerüst (Abb. 6) für beide Kronen aus Titan mit geradem Schraubenkanal. Dieses Produktionsverfahren trägt zu einem reibungslosen Verlauf bei. Die fertigen Teile zeigt Abbildung 7. Im Labor erfolgte die weitere Verarbeitung, wie die Keramikverblendung und die Einklebung der Abutments (Abb. 8). Der hochwertige und ästhetisch sehr gut gelungene Zahnersatz wird anschließend bei der Patientin eingebracht. Der Zahnersatz wird okklusal verschraubt und mit Kunststoff verschlossen (Abb. 9). Die beiden Kronen fügten sich sehr gut in die vorhandene Zahnreihe ein.
Situation nach über einem Jahr
Nach über einem Jahr Einheilzeit sind die Implantate gut osseointegriert und die Patientin ist mit dem Verlauf sehr zufrieden.
Dieser Artikel ist im Implantologie Journal 10/2022 erschienen.