Branchenmeldungen 02.06.2025

Implantologie im Spannungsfeld zwischen Praxis & Wissenschaft: Kongress in Hamburg im Oktober



Am 3. und 4. Oktober 2025 findet in Hamburg der 54. Internationale Jahreskongress der DGZI statt. Seit 2018 verfolgt die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI) mit ihrem Jahreskongress ein neu gestaltetes Konzept. Die Teilnehmenden erwartet seitdem ein Kongress, der nicht nur aktuelle Entwicklungen thematisiert, sondern auch die Weichen für die Zukunft stellt. Dr. Georg Bach, Präsident der DGZI, gibt im Gespräch spannende Einblicke in die Vision und das Programm der Veranstaltung. 

Implantologie im Spannungsfeld zwischen Praxis & Wissenschaft: Kongress in Hamburg im Oktober

Foto: Roisa – stock.adobe.com

Dr. Bach, Sie sprechen von einem Spannungsfeld zwischen Praxis und Wissenschaft in der Implantologie. Was genau verstehen Sie unter diesem „Spannungsfeld“ und warum ist es so wichtig, dass dieses Thema diskutiert wird?

Seit Jahrzehnten ist die Implantologie das zahnärztliche Teilgebiet, welches sehr intensiv, wenn nicht sogar am intensivsten wissenschaftlich begleitet wird. Die diesbezüglichen Ergebnisse überfluten die Praxen. Und wir haben ja auch gelernt, dass sich bei Weitem nicht alles, was dereinst mit großem Aufwand präsentiert wurde, letztendlich auch durchgesetzt hat. Die Unterscheidung „Was ist für den implantologischen Praxisalltag relevant und was nicht?“ ist nicht immer einfach. Das hängt zum einen mit der bereits erwähnten Informationsmenge zusammen, aber auch mit den individuellen Bedürfnissen der/des jeweiligen Kolleg/-in. Und so haben wir es uns als Ziel gesetzt, im Rahmen unseres diesjährigen Jahreskongresses in Hamburg diese Linie, die sehr individuell verlaufen kann, aufzuzeigen, zu hinterfragen, aber auch Wertungen zu geben, sodass jeder für sich seine entsprechenden Rückschlüsse und Konsequenzen ziehen kann.

Die DGZI wurde im Jahr 1970 gegründet, zu einer Zeit, als die dentale Implantologie noch in den Kinderschuhen steckte. Was hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Implantologie verändert und welche Fortschritte machen Sie heute besonders bedeutend?

Die Gründerväter der DGZI haben damals klar erkannt, dass die orale Implantologie ein festes, verlässliches Fundament der wissenschaftlichen Absicherung benötigt und eine gemeinsame Stimme, ein „Common Sense“ in der Implantologie vonnöten ist. Diese Erkenntnisse waren 1970 richtig und sind es übrigens 2025 immer noch! Vor diesem Hintergrund könnte man jetzt ausführen, dass sich eigentlich gar nicht so viel geändert hat – aber das ist nur die standespolitische Betrachtungsweise.

Ihre Frage hat aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen anderen Hintergrund – und klar, da hat sich Enormes getan. Nach dem ersten Jahrzehnt des Bestehens unserer Fachgesellschaft war die Implantologie so weit, dass man die primären Fragen der Implantatformen und Osseointegrationsprotokolle geklärt hatte. Und dann folgten die Phasen der neuen Oberflächen, der prothetischen Ausrichtung der Implantologie. Mit dem DVT wurde ein neues bildgebendes Verfahren etabliert, welches die präimplantologische Diagnostik revolutionierte, und dann kam die facettenreiche Phase der „digitalen Implantologie“, die bis heute anhält und letztendlich keinen Stein auf dem anderen ließ. Vor diesem „technischen“ Hintergrund hat sich die orale Implantologie ganz wesentlich verändert, keine Frage!

Was genau versteht man unter dem Konzept der „Table Clinics“ und wie trägt es dazu bei, dass die Teilnehmer einen besonders praxisorientierten und interaktiven Austausch erleben?

Die Table Clinics sind ein ganz wertvolles Instrument und wesentlicher Teil unserer Jahreskongresse. Relevante Meinungsbildner stellen in kurzen Eingangsstatements in kleinen Gruppen einen Themenbereich der oralen Implantologie vor und anschließend wird diskutiert, gerungen und im Rahmen von Hands-on ausprobiert und praktisches Know-how vermittelt.

Dadurch, dass man sich als Teilnehmer/-in drei Themen aussuchen kann, ist man in der Lage diese Table Clinics zu buchen, die das individuelle Wissensdefizit abdecken. Der implantologische Anfänger wird ganz andere Table Clinics buchen als der Versierte, der sich eher für Spezialthemen interessiert. Wir haben die Table Clinics bereits vor geraumer Zeit in unsere Jahreskongresse integriert, aber ich muss Ihnen sagen, dass ich immer wieder begeistert bin, wenn ich dann durch diesen großen Saal laufe und die Kolleg/-innen in den Kleingruppen an den Banketttischen diskutieren und sich austauschen sehe und all das in einer kollegialen und entspannten Atmosphäre – das hat was!

Der Kongress bietet ebenfalls ein Forum für junge Zahnärzte. Wie sehen Sie die Rolle der nächsten Generation von Implantologen und welche Chancen bietet der Kongress für diese?

Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen sind die Zukunft der DGZI. Sie werden in wenigen Jahren nicht nur die Hauptlast der zahnärztlichen Behandlung in Deutschland stemmen, sondern – auf unsere Fachgesellschaft runtergebrochen – auch hier Verantwortung übernehmen und dann die DGZI über weitere Jahrzehnte führen. Sie werden es unter den dann bestehenden Bedingungen tun, sicherlich mit anderen Themen und Schwerpunkten und – da bin ich mir sehr sicher – Sie werden es empathisch und erfolgreich tun.

Und um den jungen Kolleg/-innen dies schmackhaft zu machen und auch unsere DGZI „snackable“ darzustellen, widmen wir seit geraumer Zeit den ersten Tag unseres Kongresses deren Bedürfnissen. Ein Zukunftspodium mit visionären, hochaktuellen Themen, hochwertige Videosequenzen mit parallelen Live-Erläuterungen durch Top-Meinungsbildner und die bereits erwähnten Table Clinics, das ist das Paket, das wir für unsere jungen Kolleg/-innen schnüren!

Abschließend, was ist Ihre Vision für die Zukunft der zahnärztlichen Implantologie? Wie sehen Sie die Rolle der DGZI in den kommenden Jahren?

Da möchte ich eigentlich die Vision unserer Gründungsväter zitieren, die DGZI wird dieses Jahr 55 Jahre und fühlt sich den gleichen Zielen verpflichtet, wie 1970: Wir sind ein verlässlicher Partner für die implantologisch tätigen Kolleg/-innen, sehen nach wie vor die zahnärztliche Implantologie in den niedergelassenen Praxen verortet, werden die wissenschaftliche Entwicklung begleiten, werten und dann die Essenz an unsere Mitglieder weitergeben – in Form von Kongressen und in Form von Edukation, wie u. a. dem neuen Curriculum NEO. Die Zeilen 1970 und 2025 sind nahezu gleich, die Herausforderung ist es, diese an die jeweiligen Rahmenbedingungen anzupassen.

Herr Dr. Bach, herzlichen Dank für das informative Gespräch und die bereichernden Einblicke.

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Dieser Beitrag ist im IJ Implantologie Journal erschienen.

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