Branchenmeldungen 29.10.2014
Lasertechnologie erleichtert Tests der Kosmetikindustrie
Durch eine neue Lasertechnologie müssen Kosmetikfirmen keine Gewebeproben mehr entnehmen, um die Wirksamkeit von Anti-Aging-Produkten nachzuweisen. Auch Ärzte können damit in Sekundenschnelle Hautflächen abscannen und sehen sofort, ob es sich bei einer Wucherung um den bösartigen schwarzen Hautkrebs handelt. Für die Entwicklung des Laser-Tomografen wurde Karsten König, Professor für Biophotonik und Lasertechnologie der Universität des Saarlandes, jetzt in Mailand als „Man of the Year“ mit dem IAIR Award 2014 ausgezeichnet. Der Preis gilt als die international führende Auszeichnung für globale Ökonomie und Nachhaltigkeit.
Mit der ausgefeilten Lasertechnologie können Forscher in die
Hautzellen hineinschauen. Die räumliche Auflösung ist dabei tausendmal
höher als bei Ultraschallgeräten, weltweit erreicht kein anderes Gerät
solche Werte. „Viele Salben und Cremes verändern die Hautzellen und
versuchen zum Beispiel, bestimmte Mechanismen des Alterns zu verzögern.
Mit dem Laser-Tomografen kann man beobachten, ob diese Produkte
überhaupt wirken“, sagt Karsten König. Über die von ihm gegründete Firma
Jenlab arbeitet König mittlerweile mit vielen Kosmetikfirmen zusammen.
Da diese für ihre Tests keine Tierversuche mehr einsetzen dürfen,
mussten bisher freiwillige Versuchspersonen Hauttests über sich ergehen
lassen, bei denen immer wieder Gewebe entnommen wurde. „Jetzt kann man
sich diese zeitaufwändige und mitunter schmerzhafte Prozedur ersparen
und erhält auf Knopfdruck gleich die Ergebnisse“, erläutert König.
Mit dem Laserverfahren lässt sich zum Beispiel analysieren, ob in der
Haut mehr Kollagen produziert wird. „Dieses Eiweiß sorgt dafür, dass
sich das Bindegewebe strafft und die Haut dadurch jünger wirkt“, erklärt
der Saarbrücker Professor. Die Technologie wird aber auch für die
Krebsfrüherkennung verwendet, da der Arzt damit direkt einzelne
Krebszellen wie etwa das schwarze Melanom bestimmen kann. Dabei wird die
fluoreszierende Eigenschaft von Krebszellen genutzt, die, angeregt
durch Laserstrahlen, heller leuchten als gesunde Zellen. In Kliniken in
Australien, Japan und Europa wird der Tomograph auch dafür eingesetzt,
Patienten mit Hauterkrankungen oder schwer heilenden Wunden zu
beobachten. „Mithilfe von dreidimensionalen Bildern können Ärzte die
charakteristischen Strukturen der Hautzellen erkennen und unterscheiden,
ob sich die Hautzellen durch Krankheiten, Umwelteinflüsse oder wegen
eines medizinischen Wirkstoffes verändert haben“, sagt König. Die
Therapie könne dadurch individuell auf den Patienten abgestimmt werden.
Im November ist Professor König noch in besonderer Mission gefragt: Er
wird die Haut des deutschen Astronauten Alexander Gerst untersuchen,
wenn dieser nach einem halben Jahr im All zurückkehrt. Ziel ist dabei zu
erforschen, wie man Astronauten künftig vor der Strahlung im All besser
schützen kann.
Der Laser-Tomograf wird von der Firma JenLab GmbH vermarktet, die
sowohl im Science Park 2 der Universität des Saarlandes als auch in Jena
einen Sitz hat. Karsten König gründete diese Firma im Jahr 1999 als
Spin-off-Unternehmen der Universität Jena, um darüber schlüsselfertige
Diagnosegeräte für den medizinischen Einsatz zu entwickeln und zu
vermarkten. Heute verkauft das Unternehmen zertifizierte Geräte an
Kliniken und Unternehmen in die ganze Welt. Für seine Technologie wurde
Professor König schon mit verschiedenen Preisen geehrt. In Mailand
erhielt er jetzt nicht nur als Forscher den IAIR Award, sondern die
Firma JenLab GmbH wurde zudem als „Best Company for Innovation &
Leadership Biomedicine“ prämiert.
Hintergrund: IAIR Award 2014
Der Biophysiker Karsten König erhielt den Preis als „Man of the Year“
für seine „exzellenten Beiträge zur Wissenschaft und Innovation nicht
nur aufgrund seiner akademischen Studien und seiner Lehrtätigkeit,
sondern auch durch seine kontinuierliche Suche nach innovativen
Laser-basierten Medizinprodukten auf dem Gebiet der Diagnostik und
Krebsdetektion“. Zudem wurde in der Laudatio sein „Beitrag zur Förderung
von Studenten durch den JenLab Young Investigator Award“ hervorgehoben.
Er repräsentiere damit die nächste Generation von Wissenschaftlern und
Entrepreneuren. Weitere Preisträger sind in diesem Jahr die Firmen
Philips, Subaru, BPC, Veeam Software, Deutsche Bank, Power Japan Plus,
Eurasian Bank, B2X Care Solutions sowie Professor Thomas Piketty.
Quelle: Universität des Saarlandes