Branchenmeldungen 15.12.2025

Mensch, Maschine, Innovation – Prothetik neu denken auf dem 28. Symposium von Merz Dental

MERZ DENTAL – Wer die Prothetik von morgen aktiv mitgestalten will, findet hier die Themen, Trends und Stimmen, die den Weg weisen. Das 28. Prothetik Symposium von Merz Dental und Quintessenz Verlag hat am 1. Adventssamstag einmal mehr gezeigt, wie spannend die Zukunft der Prothetik ist – und wie viel Potenzial in der Verbindung aus menschlicher Expertise und digitaler Technologie steckt.

Mensch, Maschine, Innovation – Prothetik neu denken auf dem 28. Symposium von Merz Dental

Foto: Nordquadrat

Vertriebs- und Marketingleiter Timo Bredtmann eröffnete das Symposium in lockerem Stil und schuf damit die perfekte Basis für einen Tag voller Inspiration und menschlichem Austausch. Perfekt vorbereitet und souverän moderiert von Prof. Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher bot das Event einen mitreißenden Mix aus Einzel- und Teamvorträgen, leidenschaftlichen Referenten und – endlich! – mehr Frauen auf der Bühne. Insgesamt 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – von Berufsschülern über Zahntechniker und Zahnärzte bis hin zu Hochschulprofessoren – sorgten für eine lebendige Atmosphäre im Berliner Marriott Hotel.

Bruxismus mit Schienentherapie behandeln

Die individualisierte Schienentherapie gilt als entscheidender Schlüssel für eine moderne und ganzheitliche Bruxismus-Behandlung. „Bruxismus ist keine Störung“ betonte Zahnarzt Dr. Matthias Lange, „sondern eine muskuläre Aktivität, die durch emotionalen Stress, Schlafproblemen und technologische Reizüberflutung häufig verstärkt wird.“ Dr. Lange zeigte auf, wie patientenindividuelle Schienenlösungen – von der klassischen Michigan-Schiene bis zu innovativen Vibrations- oder Unterkieferprotrusionsschienen – nicht nur Zähne schützen und propriozeptive Reize verbessern, sondern auch muskuläre Überaktivität regulieren und somit bis zu 80 % des Schlafbruxismus reduzieren können. Allerdings ist die Schiene nicht das alleinige Therapiemittel, wichtig ist für ihn die Kombination mit Entspannungsübungen und einer eigens entwickelten Brux-App. Für interessierte Zahnärzte stellte er zum Vortragsabschluss das neue dreiteilige Bruxismus-Curriculum für 2026 vor. 

Digitale Okklusion 3.0

Noch nie war die Okklusion so wichtig wie heute – das präsentierten Prof. Dr. Dr. Walter Lückerath (Universität Bonn) und ZTM Jochen Peters (Kleinmeinsdorf) mit ihrem protektiven Okklusionskonzept eindrucksvoll bei ihrem gemeinsam gehaltenen Vortrag. Die beiden, angekündigt als „Herren der Okklusion“, verbanden universitäre Perspektiven und zahntechnisches Know-how zu einer leidenschaftlichen Darstellung moderner digitaler Funktionsdiagnostik. Prof. Dr. Dr. Walter Lückerath gab einen Einblick, warum digitale Bewegungsaufzeichnungen, wie mit dem zebris-System, künftig unverzichtbar werden – gerade im Hinblick auf Langzeiterfolg, Interferenzfreiheit und die große Bedeutung teleskopierenden Zahnersatzes bei der Generation 65+. Mit Re:Think präsentierten die Referenten ein digitales Okklusionskonzept, das Unterkiefermotorik, Resilienz, Schnittbilder und dynamische Bewegungen virtuell sichtbar macht und so erstmals ein präzises funktionelles Designen ermöglicht. ZTM Jochen Peters ergänzte praxisnah, wie oft Interferenzen, Fehlkontakte und übermäßig eingeschliffene Arbeiten im Alltag immer noch auftreten. Digitale Tools, kontrollierte Biss-Scans und eine defensive okklusale Kontaktgestaltung (toZEROÆ-Konzept) können diese Fehler drastisch reduzieren. Beide Referenten vertreten die Meinung: Die okklusale Morphologie bleibt trotz digitaler Bibliotheken individuell und nur geführte Bewegungsaufzeichnungen schaffen die Basis für eine wirklich interferenzfreie Versorgung. Am Ende wurde deutlich, dass die Zukunft der Okklusion in der Kombination aus digitaler Bewegungsanalyse, funktionellem Design und mutigem Umdenken liegt – ein echter leidenschaftlicher Aufruf, Okklusion nicht nur neu zu planen, sondern digital neu zu denken.

Digital ist der Schlüssel

Mit einem spannenden Plädoyer für eine konsequent digitale Implantatprothetik beeindruckte der rumänische Oral Designer und Klinikinhaber Cristian Petri das Publikum: Sein „Full Digital Approach“ zeigt, wie komplexe orale Rehabilitationen heute vollständig modellfrei, ohne TiBase, ohne Artikulator und mit monolithischen Zirkonversorgungen realisiert werden können. In seinem interdisziplinären Training Center – gemeinsam geführt mit seiner Frau – verbindet er die Inspiration großer Meister wie Willy Geller mit modernster Technologie wie Fotogrammmetrie mit extraoralem Scanning (iCam powered by iMetric). Anhand von Langzeitfällen über fünf bis dreizehn Jahre demonstrierte Cristian Petri eindrucksvoll, dass digitale Präzision, funktionelles Design und ein analoges Feingefühl im Finish kein Widerspruch sind, sondern die Basis langlebiger Implantatversorgungen darstellen. Ein Highlight war die 100 % digital hergestellte All-on-6-Versorgung eines 82-jährigen Patienten – inklusive monolithischer Zirkon-Suprastruktur, perfektem Passive Fit und finalem handgefertigtem Oberflächenfinish. Petris Kernbotschaft: Digital ist der Schlüssel – aber nur wer das analoge Handwerk versteht, kann digitale Exzellenz erreichen.

Alles digital? Vieles digital!

„Ich bin Pauline und mache Prothetik“ – mit diesem sympathischen Auftakt eröffneten Dr. Pauline Gutmann und Dr. Tobias Graf von der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main ihren eindrucksvollen Vortrag über die Totalprothetik im Wandel der Zeit. Die beiden zeigten, wie trotz sinkender Zahnlosigkeit weiterhin ein großer Bedarf an qualitativen herausnehmbaren Prothesen besteht – insbesondere bei Senioren und multimorbiden Patienten. Tobias Graf verdeutlichte anhand klinischer Fälle, wie entscheidend Anatomie, Adaptationsfähigkeit und ästhetisch-funktionelle Parameter für eine erfolgreiche Versorgung sind und wie sehr eine korrekt eingestellte Vertikaldimension Patienten spürbar verjüngen kann. Den digitalen Gegenpart präsentierte Dr. Pauline Gutmann mit besonderem Fokus auf das Baltic Denture System (BDS) von Merz Dental, das sie als eine der spannendsten und vielseitigsten Lösungen der modernen Totalprothetik bezeichnete. Hochmotivierend zeigte sie, wie das Baltic Denture System mit vorgefertigten Zahnaufstellungen, BDLoad-Rohlingen, intelligenter Software und monolithischer Fertigung ermöglicht, Totalprothesen in nur 2–3 Sitzungen vorhersehbar, effizient und reproduzierbar herzustellen. Das System bietet enorme Flexibilität für alle Angle-Klassen, Sofort- und Interimsversorgungen sowie Reise- und Overdenture-Konzepte, TryIn Prothesen für „echte“ Anproben – und macht die digitale Totalprothetik wirklich praxisreif. Studien belegen zudem, dass CAD/CAM-Prothesen, insbesondere die gefrästen BDS-Basen, eine höhere Bruchfestigkeit, bessere Oberflächengüte und deutlich weniger Plaqueanlagerung aufweisen als konventionelle Arbeiten. Ihr gemeinsames Fazit: Die Totalprothetik wird mit dem Baltic Denture System digitaler, schneller, stabiler und ästhetisch planbarer – bleibt aber ein Fachgebiet, das echtes menschliches Verständnis, Leidenschaft und interdisziplinäre Teamarbeit von Zahnarzt, Zahntechniker und Patient erfordert.

In Zukunft kommt der Auftrag per Mausklick

ZTM José de San José González wies in seinem Vortrag „Digitales in der analogen Welt“ darauf hin, dass der Intraoralscanner längst kein kurzlebiger Trend mehr ist, sondern ein zentraler Baustein moderner Zahnmedizin. Er stellte die Horizon-Delphi-Studie 2030 vor. Sie prognostiziert, dass 2030 rund 90 % aller Abformungen digital erfolgen werden – unterstützt durch rund 20 Scanner-Hersteller und eine Vielzahl an digitalen Plattformen. Auch Zahlen zur Implantatprothetik untermauern den Wandel: 87 % der Versorgungen werden verschraubt, 13 % verschraubt und zementiert und 0 % rein zementiert. Mit viel Humor und praxisnahen Einblicken führte ZTM José González durch digitale Workflows – von Prime Taper EV Sofortimplantationen über zebris-Kieferregistrierung bis zur finalen prothetischen Umsetzung – und machte klar: Digitalisierung verlangt Anpassung, Mut und ein gutes Prozessmanagement. Doch wer diesen Weg geht, gewinnt Qualität, Effizienz und Zukunftssicherheit.

Vier kompakte Sessions mit Prothetik

Ein bewährtes Konzept lockte erneut viele Teilnehmer in der Mittagspause: „Prothetik für zwischendurch – Lösungen in 30 Minuten“ bot vier kompakte, praxisnahe Sessions. ZTM Stefan Sander, ZTM Frank Poerschke & Sebastian Pflesser, Daniel Reinke und ZT Henry Theiling deckten Themen von der CAD/CAM-Prothese über Werkstoffanalytik und Intraoralscannen bis hin zu Micro-Layering mit mµILLUSION ab. Kurz gesagt: Es war für jeden etwas dabei – schnell, fundiert und direkt umsetzbar.

Besserer Zahnarzt durch digitale Workflows

DGDOA-Präsident Dr. Ingo Baresel (Cadolzburg) referierte, warum digitale Workflows ihn zu einem deutlich besseren Zahnarzt gemacht haben – gestützt auf über 9.000 vollständig digital behandelte Fälle seit 2012. Er verdeutlichte, wie präzise und effizient die digitale Abformung arbeitet und präsentierte mit einer Rücklaufquote von nur 0,3 % einen außergewöhnlichen Qualitätsnachweis gegenüber rund 3,5 % bei konventionellen Verfahren. Nahezu jede Indikation lässt sich heute digital umsetzen – von Implantatprothetik über Totalprothesen und Modelguss bis hin zu Schienen und Alignern, ergänzt durch die exakte Erfassung des Emergenzprofils, individueller Scanbodies, Farbdaten, HD-Fotos und intelligenter Okklusionsanalysen. „Alles nur eine Frage der Übung“ lautete sein Fazit. Auch Funktionsaufzeichnungen, Outcome-Simulationen in der Alignertherapie sowie jährliche Hygiene- und Prophylaxe-Scans integriert er überzeugend in seinen Praxisworkflow. Besonders praxisnah zeigte Dr. Ingo Baresel, wie sein gesamtes Team die digitalen Prozesse mitträgt – und wie diese abgestimmten Abläufe zu besserer Diagnostik, höherem Patientenverständnis, gestiegener Effizienz und insgesamt zu einer spürbar verbesserten Behandlungsqualität führen.

Zahntechnik | Sehen. Verstehen. Lernen. auf YouTube

PD Dr. Thomas Klinke (Universität Greifswald) und Martin Julius Hauck zeigten in ihrem gemeinsamen Vortrag „Prothetik Basics als Kopfkino“, wie sich die Ausbildung in Zahnmedizin und Zahntechnik durch neue Lehrpläne und digitale Lernformate spürbar verändert. Martin Hauck betonte: „Es gibt gute Nachrichten für die Ausbildung!“ Als Gründer und Betreiber des barrierefreien Wissensvermittlungskanals stellte er die YouTube-Lernplattform „Zahntechnik / Sehen. Verstehen. Lernen.“ vor. Sie eröffnet Auszubildenden die Möglichkeit, komplexe Inhalte mit prägnanten No-Sound-Videos, visualisierten Abläufen und selbstorganisierten Lernmöglichkeiten zu nutzen. Aktuell erreicht die Plattform bereits über 160.000 Aufrufe. Angesichts sinkender Auszubildendenzahlen und reduzierter prothetischer Lehrinhalte in der universitären Lehre betonte Dr. Thomas Klinke die Bedeutung individualisierter Lernkonzepte, abgestimmter Sprachniveaus sowie handlungsorientierter Didaktik. Also, moderne Wissensvermittlung braucht digitale Tools, klare Struktur – und die Bereitschaft, Lernen so anschaulich zu gestalten, dass es im Kopf bleibt.

Zwischen Zahnarztstuhl und Kinderzimmer

Der mutige Weg in die nachhaltige Selbstständigkeit - Dr. Manina Knobloch präsentierte, wie sie mit Mut, Vision und einem klaren Praxiskonzept den Schritt in die eigene nachhaltige Zahnarztpraxis wagte – einen Ort, den sie selbst als ihr „drittes Kind“ beschreibt. In einer Zeit, in der nur wenige junge Zahnärztinnen den Weg in die Selbstständigkeit gehen, machte sie deutlich, warum gerade Frauen mehr unternehmerische Gestaltungskraft übernehmen sollten: 2023 lag der Anteil weiblicher Zahnärztinnen unter 35 bereits bei 63 %. Herzstück ihrer Praxis ist das 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales –, das sich in jedem Detail widerspiegelt: von regionalen Partnern und recycelbaren Materialien über digitales Röntgen, smarte Warenwirtschaft und den Einsatz eines Intraoralscanners bis hin zu echten Work-Life-Balance-Strukturen für das gesamte Team. Mit praxisnahen Beispielen zeigte Dr. Manina Knobloch, wie sich CO₂-Verbrauch reduzieren, Prozesse modernisieren und Patienten aktiv in umweltbewusste Entscheidungen einbeziehen lassen. Ihre Botschaft an junge Zahnmedizinerinnen: „Selbstbestimmung, Verantwortung und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch – sondern der Schlüssel für zukunftsfähige Zahnarztpraxen – auch als Mutter.“

KI zwischen Innovationsschub und Verantwortungsbewusstsein

„Wir nutzen KI – oft ohne das zu merken.“ Mit dieser Aussage startete Dr. Fabian Langenbach den Abschluss-Vortrag und zeigte, wie große Sprachmodelle die Mensch-Maschine-Interaktion optimieren und digitale Innovationen in der Zahnmedizin massiv beschleunigen – von Bildgebung über Alignertechnik bis zu CAD/CAM-Automatisierungen. Gleichzeitig machte er deutlich, dass KI kein echtes Verständnis besitzt, sondern statistisch wahrscheinliche Antworten generiert und dadurch fehleranfällig ist: KI-Halluzinationen und scheinbar wissenschaftlich plausible, aber falsche Angaben stellen ein reales Risiko für die Zahnmedizin und Forschung dar. Praxisnah demonstrierte Dr. Fabian Langenbach Beispiele wie KI-gestützte OPG-Analysen oder patientengerechte Übersetzungen komplexer Befunde. Er betonte, dass Sprachmodelle vor allem eines sind: leistungsstarke Werkzeuge, die menschliche Kompetenz verstärken, aber nicht ersetzen. Sein Vorschlag an das Publikum: „Erstellt in euren Praxen und Dentallaboren eine KI-Hausordnung!“ Nur mit klaren Regeln, kritischer Prüfung jeder KI-Ausgabe und striktem Datenschutz bei Patientendaten kann künstliche Intelligenz verantwortungsvoll und sicher in der Zahnmedizin genutzt werden.

Fazit

In den letzten Jahren stand beim Prothetik-Symposium die Totalprothetik klar im Mittelpunkt – heute zeigt sich ein viel größeres Bild: Ihr Zusammenspiel mit der gesamten Zahnmedizin und Zahntechnik gewinnt enorm an Bedeutung. Dank digitaler Workflows wird das frühere „Stiefkind“ zunehmend zu einer Disziplin, die Präzision, Effizienz und Lebensqualität verbindet. Genau das wurde auch beim lebendigen Get-together und der Prothetik-Party in der Lützow Bar spürbar: In allen Vorträgen war Digitalisierung ein großes Thema – doch wie Prof. Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher so treffend formulierten, steht am Ende immer der Mensch im Mittelpunkt.

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