Branchenmeldungen 06.05.2025
Restaurative Zahnmedizin e.V.: Mitgliedschaft als direkter Weg zum Glücklichsein
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Frau Dr. Bäumer, die Studiengruppe für Restaurative Zahnmedizin e.V. hat sich den generationenübergreifenden Dialog zwischen erfahrenen und jungen Kollegen auf die Agenda geschrieben. Wie wird das konkret umgesetzt?
Wir fördern den lebendigen Dialog auf mehreren Ebenen: Bei unseren zweimal im Jahr stattfindenden Treffen (Frühjahrstagung im März, Jahrestagung im September) entsteht ein natürlicher Raum für Austausch – ob in fachlichen Diskussionen nach Vorträgen, in Pausengesprächen oder beim gemeinsamen Abendessen, das von der Atmosphäre einem gemütlichen Klassentreffen ähnelt. Die meisten Mitglieder kennen sich viele Jahre und sind mehr liebevolle Freunde als distanzierte Kollegen. Die Unterschiede durch individuelle Perspektiven, Erfahrungen und Fragestellungen bei Jung und Alt sehen wir als großen Gewinn. Die jungen Zahnärzte bereichern die Gruppe mit ihren frischen Ideen, viel Enthusiasmus und Drive und einer hohen digitalen Affinität, während die erfahrenen Kollegen mit ihrem langjährigen Wissen und strategischen Denken mit Souveränität bei schwierigen Behandlungsfällen punkten. Viele Jahre der klinischen Erfahrung, gepaart mit dem Anspruch der ständigen Fortbildung, resultieren in einer Vorgehensweise, die Patienten vorhersagbar behandelt und nicht experimentell. Es gibt so einige, ich nenne sie mal dentale Partner, die viel versprechen und viel verkaufen wollen, aber nicht jede coole Idee bringt in der Therapie einen Mehrwert. Gut reflektierte jahrelange Erfahrung kann hier helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Welche weiteren Dialog- und Lernformate bieten Sie an?
Neben den zwei festen Tagungen haben sich zudem Hands-on-Kurse und das Mentoring bewährt. Für die Hands-on-Kurse greifen wir auf unsere gruppeninterne Expertisenvielfalt zurück, denn wie in der Medizin der Internist von spezialisierten Fachkollegen wie Diabetologen, Nephrologen, Kardiologen und anderen flankiert ist, so wird auch in der Zahnmedizin der Generalist von Spezialisten unterstützt.
Das Schöne ist, dass sich in unserer Gruppe zwar mehrheitlich Generalisten befinden, wir aber auch viele Fachzahnärzte als Mitglieder haben. So können wir in kleinen Hands-on-Kursen Fortbildung der Extraklasse anbieten. Mentoring entsteht durch Vertrauen und das Angebot, andere am eigenen Wissen partizipieren zu lassen. So werden jüngere Mitglieder ermutigt, die „alten Hasen“ in den Praxen zu besuchen. Hier gehen wir alle in den offenen Austausch, denn es geht um eine Zahnheilkunde, die praktikabel und sicher ist. Die jun-gen Kollegen können bei Fragen zu umfangreichen Restaurationen von eigenen Patienten immer auch in der Gruppe Rat einholen. Das geht über unsere Mailgruppe oder ganz einfach, indem man den entsprechenden Kollegen in der Praxis anruft. Wie gesagt, der respektvolle, kollegiale Umgang auf Augen-höhe ist uns besonders wichtig. Wir verste-hen unsere Studiengruppe als lebendiges Netzwerk, das vom gemeinsamen Lernen und Weiterentwickeln lebt – unabhängig vom Lebensalter oder der Berufserfahrung.

Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung der restaurativen Zahnmedizin im Jahr 2025 ein?
Die restaurative oder auch rekonstruktive Zahnmedizin beschäftigt sich mit der Wiederherstellung von Form, Funktion und Ästhetik erkrankter Zähne, heute wie gestern. Minimalinvasive Verfahren, bessere Materialien mit besserer Bioverträglichkeit und die Integration des digitalen Workflows sind meiner Meinung nach die zentralen Entwicklungen der letzten Jahre. Aber, und das finden wir als „Zahn-Erhalter“ so spannend, die Restauration von erkrankter Zahnhartsubstanz können wir mit optimierten und heute viel mehr in den Fokus genommenen Prophylaxekonzepten verhindern oder zumindest doch im Ausmaß deutlich mindern. Als spezialisierte Parodontologin bin ich keine Expertin im Bereich Rekonstruktion von Zähnen. Als Parodontologin aber erkenne ich, wie meine rekonstruktiv tätigen Kollegen auch, das Potenzial der Vorsorge. Defekte in den Zähnen werden so kleiner und die Restaurationen langlebiger.
Durch die Prävention hat sich die Praxis in allen Bereichen der Zahnmedizin grundlegend geändert und verbessert. Neben der Prophylaxe spielt aber auch der Bereich der Ästhetik eine wichtige Rolle. Während früher der Schwerpunkt vor allem auf der reinen Wiederherstellung eines zerstörten Zahnes lag, hat unsere Studiengruppe von Beginn an den Fokus auch auf die Funktion gelegt – nicht nur den einzelnen Zahn betrachtet, sondern stets das gesamte craniomandibuläre System miteinbezogen. Dass, was heute zeitgemäß ist, nämlich funktionell einwandfreie Restaurationen zu schaffen, die zugleich ästhetisch höchsten Ansprüchen genügen, schon lange fester Teil unseres Fachverständnisses ist.
Die Jahrestagung der „Restaurativen“ findet am 5. und 6. September 2025 in Köln statt. Das Thema lautet: Zwischen Meisterwerk und Misere: Komplikationen in der Zahnmedizin verstehen, meistern und vermeiden. Zu sechs verschiedenen Bereichen der Zahnmedizin werden unsere Top-Speaker Teilnehmende erleuchten und in den ehrlichen Austausch gehen. Mehr Infos und Anmeldung auf www.restaurative.de/jahrestagung.
Dieses Interview ist unter dem Originaltitel: „Mitgliedschaft als direkter Weg zum Glücklichsein“ in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.