Branchenmeldungen 02.08.2022
Neue Wege in der Implantologie – Wohin kann die Reise gehen?
Die Vorbereitungen für den 51. Internationalen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI) am 30. September und 1. Oktober in Berlin laufen auf Hochtouren. Vor wenigen Wochen ist das Kongressprogramm veröffentlicht worden. In diesem Interview gibt DGZI-Präsident Dr. Georg Bach einen Vorgeschmack darauf, worauf sich die Teilnehmer in diesem Jahr freuen können.
Herr Dr. Bach, mit ihren 51 Jahren ist die DGZI die älteste europäische Fachgesellschaft in der zahnärztlichen Implantologie. Wie ist sie heute aufgestellt?
Die DGZI wurde 1970 in Bremen gegründet, also gibt es uns eigentlich schon seit 52 Jahren. Wenn Sie mich nach dem heutigen Stand der Fachgesellschaft fragen, so kann ich Ihnen sagen, dass sich alles und gar nichts in der DGZI verändert hat. Verglichen mit der Ausgangssituation am Anfang der 1970er-Jahre ist alles anders: Unsere Gründer unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Grafelmann hatten sicherlich größere Visionen und mehr Mut als therapeutische Möglichkeiten. Millionen gesetzte Implantate, 3D-Diagnostik, digitale Planungs- und Insertionshilfen sowie viele andere Behandlungsmöglichkeiten, die wir in der heutigen Implantologie als selbstverständlich erachten, waren damals noch Träume. Als Fachgesellschaft hat die DGZI diese signikanten Veränderungen nicht nur beobachtet, sondern immer eine aktive Rolle bei ihren Entwicklungen gespielt.
Diese faszinierenden neuen Möglichkeiten werden auch immer von dem Streben nach Expertise durch erlernbare praktische Fähigkeiten und theoretisches Fachwissen begleitet. Vor diesem Hintergrund hat die DGZI umfangreiche Fortbildungsformate aufgebaut, die sich an die stetig wachsenden Ansprüche der Implantologen anpassen. Dahingehend – um zu ihrer Ausgangsfrage zurückzukommen – ist die DGZI hervorragend aufgestellt.
Wenn ich eingangs auch sagte, dass sich nichts verändert hat, dann meinte ich damit, dass wir den Werten unserer Gründer seit über einem halben Jahrhundert treu geblieben sind. Unser Credo lautet nach wie vor, die zahnärztliche Implantologie den Praktikern in all ihren Facetten zu präsentieren und sie für diese spezielle Disziplin auszurüsten. Das galt 1970 und gilt auch 2022.
Letztes Jahr feierte die DGZI ihren Jubiläumskongress in Köln. Wird der große Erfolg in diesem Jahr wiederholt?
Wir wollen auch in diesem Jahr wieder mit unserem Kongress erfolgreich sein. 2022 findet er in unserer Hauptstadt statt. Aber es ist natürlich klar, dass wir so ein außergewöhnliches Event wie im vergangenen Jahr nicht wiederholen können. Unsere Tagung 2021 in Köln war ein großartiges Event mit vielen wundervollen Momenten: wie dem Who‘s who der deutschen Implantologie als Referenten und den Diskussionsrunden mit den Präsidenten der drei großen implantologischen Fachgesellschaften. So etwas ist einzigartig und so wollen wir es auch belassen.
Aber wir machen weiter und – das sollte unser Ansporn für den diesjährigen Kongress in Berlin sein – setzen Guidelines für die Implantologie. Unsere Teilnehmer sollen nicht nur wissen, wohin unsere gemeinsame Reise gehen wird, sondern auch maßgeblich an der Weggestaltung teilhaben. Diesen Anspruch hatten wir in den vergangenen 50 Jahren und werden ihn auch weiterhin verfolgen.
In der Implantologie gibt es oft Themen, die zu großen Debatten führen, wie etwa Knochenaugmentation und die Wahl des Materials. Werden diese Themen aufgegriffen?
Fakt ist: Jeder Patient ist eine Herausforderung. So individuell wie sie sind auch die Voraussetzungen, Erwartungen und Behandlungsmöglichkeiten. Wir sind uns alle bewusst, dass vor diesem Hintergrund schwierige Entscheidungen getroffen wurden. Das wird im Herbst in Berlin Thema sein. Wir besprechen und hinterfragen die Koniktfelder wie Knochenaugmentation, Implantatprothetik und Materialwahl. Dabei geben wir praxisrelevante Bewertungen und werden bewusst der Frage nachgehen, ob High-End wirklich immer die beste Lösung ist.
Worauf können sich die Teilnehmer in Berlin freuen?
Auf ein herausforderndes zweitägiges Fortbildungsevent voller Wissen und Tipps. Wir konnten ein hochkarätiges Team aus Referenten sowohl von Universitäten als auch aus der Praxis für Vorträge und Live-Übertragungen gewinnen. Ich hatte ja schon erwähnt, was sich in der Zahnmedizin und Implantologie verändert hat, aber eine Sache bleibt konstant: Expertise in der Implantologie hängt primär von der praktischen Erfahrung und innovativen Produkten ab. Während der 23 Table Clinics werden die Teilnehmer die Möglichkeit haben, sich intensiv mit den Referenten zu einer Vielzahl von Themengebieten auszutauschen. Unsere englischsprachigen Gäste können sich über simultane Übersetzung freuen. Unser Programm für junge Zahnärzte – z. B. der Vortrag von Dr. Jochen Tunkel zu Social Media und Dr. Eik Schiegnitz zur Augmentation und zum Weichteilmanagement– zielt darauf ab, den Teilnehmern etwas mit auf den Weg zu geben, vor allem den aktuellen Wissensstand zu den Topthemen der Implantologie. Unser Ziel ist aber nicht nur die reine Wissensvermittlung. Wir wollen wissen, was unsere jungen Kollegen beschäftigt. Dazu haben wir bei der jungen Generation der DGZI nachgefragt. Aber wir haben nicht nur ihre Wünsche aufgenommen, sondern lassen sie zu Wort kommen.
Zum Ende unseres Zukunftspodiums, das dieses Jahr zum ersten Mal den Titel „Young Generation DGZI“ trägt, gibt es eine große Diskussionsrunde. In den vergangenen Jahrzehnten war dieser immer sehr lebendig und hochinteressant, und das erwarte ich auch in diesem Jahr. Damit möchten wir ein Signal aussenden: Junge Implantologen, wir hören euch, nehmen eure Bedürfnisse ernst und wollen euch entgegenkommen.
Eine abschließende Frage: Welche Ziele verfolgt der diesjährige Jahreskongress der DGZI für die praktisch tätigen Implantologen?
Unser Anspruch ist mit zwei Zielen klar deniert: Erstens wollen wir, dass unsere Teilnehmer das Wissen, das sie auf dem zweitägigen Kongress erwerben, bereits am Montag in der Praxis umsetzen können. Zweitens wollen wir, dass die Zahnärzte von der Haltbarkeit der auf dem DGZI-Kongress präsentierten Ergebnisse überzeugt sein können. Als implantologische Fachgesellschaft stehen wir dafür, authentisch, ehrlich und verlässlich zu sein.
Herr Dr. Bach, vielen Dank für das Gespräch.
Dieses Interview ist im Implantologie Journal 07-08/2022 erschienen.