Branchenmeldungen 30.11.2015
Orale Bakterien als Marker für Schizophrenie
Die Verteilung der oralen Bakterien eines Menschen könnte ein Hinweis auf eine Schizophrenie-Erkrankung sein. Eine Studie von Wissenschaftlern der George Washington University hat Hinweise dafür gefunden. Die Ergebnisse ihrer Metagenomanalyse des oropharyngealen Mikrobioms von 16 Schizophrenie-Patienten und 16 Kontrollpersonen wurden im Journal Peer J veröffentlicht.1
Die Bakterien in unserem Verdauungstrakt sind wichtig für die Verarbeitung von Vitaminen, das Zersetzen von Nahrung und die Abwehr von Infektionen. Aber die Bakterien, die sich in unserem Hals befinden, können nicht nur auf unser Verdauungssystem wirken, sondern auch in unserem Gehirn Mechanismen auslösen. Bei gesunden Menschen sind die oralen Bakterien in bestimmten Proportionen verteilt. Bei Schizophrenie-Erkrankten spielt laut der neuen Studie die Verteilung von Milchsäurebakterien eine besondere Rolle. Es zeigten sich Unterschiede bei Lactobacillus und Bifidobakterien sowie Eubakterium halli – diese kamen häufiger vor. Das Mikrobiom der Erkrankten war funktionell durch eine erhöhte Anzahl von metabolischen Transportsystemen gekennzeichnet, die in Verbindung mit Siderophoren, Glutamat und Vitamin B12 stehen.
Das Team um Eduardo Castro-Nallar möchte seine aktuellen Ergebnisse in einer weiteren Studie genauer analysieren. Eine Definition von bestimmten Bakterien, die sich bei Patienten mit Schizophrenie hervorheben, könnte einen Weg zur Bestimmung von Biomarkern und für eine daraus abzuleitende Medikation darstellen.
Bereits vorausgegangene Studien zeigten, dass ein Zusammenhang zwischen dem individuellen Mikrobiom eines Menschen und seinen kognitiven Fähigkeiten sowie seinem Verhaltensmuster besteht. Bestimmte Substanzen des menschlichen Verdauungssystems beeinflussen das Nervensystem. Die genaue Ursache für Schizophrenie ist derzeit noch unbekannt. Möglicherweise wird sie durch eine Genmutation ausgelöst, die das chemische Gleichgewicht im Gehirn stört und so die Kommunikation von Hormonen und kognitive Signale ändert.
1 Castro-Nallar E et al., Composition, Taxonomy and Functional Diversity of the Oropharynx Microbiome in Individuals With Diversity of the Oropharynx Microbiome in Individuals With Schizophrenia and Controls. Peer J. 2015. DOI: 10.7717/peerj.1140.
Quelle: Medical Daily
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