Branchenmeldungen 09.03.2015
Vom Gehirn zum Mund und zurück
Bevor Worte unseren Mund verlassen, geht eine aufwendige Leistung unseres Gehirns vonstatten. Unser Sprachzentrum legt Worte zurecht und bestimmt, wie wir Laute formen und diese äußern werden. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Broca-Zentrum, eines der beiden Hauptkomponenten des Sprachzentrums.
Seit 1861, als der Chirurg Paul Broca diese Hirnregion entdeckte, ist sie neben dem Wernicke-Areal als motorisches Steuerzentrum für unsere Sprache bekannt. Das Broca-Zentrum liegt in der vorderen Großhirnrinde, hinter dem linken Auge. Bisher wurde angenommen, dass die beiden Areale des Sprachzentrums für verschiedene Funktionen – eine zur Sprachgenerierung und eine zur Sprachwahrnehmung – zuständig sind, also voneinander getrennt agieren. Forscher der Universität von Berkeley untersuchten nun in einer Studie bei Epilepsiepatienten diese Zusammenhänge genauer. Dabei stellten sie fest, dass das Broca-Zentrum mit dem Temporallappen zusammenspielt. Dieser ist wiederum für die Sinneswahrnehmungen wichtig. Auch mit dem Motorcortex scheint eine Verbindung zu bestehen, gerade wenn es darum geht, Sprache zu verarbeiten und die Lautformungen unseres Mundes sowie deren Reihenfolge zu planen. Aber, so fand man ebenfalls heraus, löst sich diese Verbindung, sobald wir tatsächlich beginnen Worte zu äußern. Das Broca-Zentrum schaltet sich während des aktiven Sprechvorgangs ab, kann aber – bzw. scheint sogar – bei Unterhaltungen aktiv zu bleiben für die Planung unserer nächsten Worte und Sätze.
1 Redefining the role of Broca’s area in speech, Adeen Flinker, Anna Korzeniewska, Avgusta Y. Shestyuk, Piotr J. Franaszczuk, Nina F. Dronkers, Robert T. Knight, and Nathan E. Crone, PNAS, vol. 112 no. 9, doi: 10.1073/pnas.1414491112