Branchenmeldungen 18.07.2016

Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz erprobt Früherkennung bei Kleinkindern

Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz erprobt Früherkennung bei Kleinkindern

Foto: © seregraff – fotolia.com

Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen sind ab sofort fester Bestandteil des gelben Kinderuntersuchungsheftes in der Südwestpfalz. In einem Pilotprojekt betreuen Zahnärzte systematisch Kinder vom ersten Milchzahn an. Ziel ist es, den Kariesbefall bei Ein- bis Dreijährigen zu verringern. 

Drei zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder im Alter vom 6. bis zum 29. Lebensmonat stehen im sogenannten gelben Heft, das Eltern in der Region Pirmasens-Zweibrücken nun bekommen. Mit diesem zusätzlichen Angebot wollen Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Rheinland-Pfalz und Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) die zahnärztliche Vorsorge bei Kleinkindern verbessern und die frühkindliche Karies stoppen. Dafür setzen KZV  Rheinland-Pfalz und KV RLP auf die Zusammenarbeit von Zahnärzten und Kinderärzten: Bei den Kinderuntersuchungen U5 bis U7 verweist der Arzt verbindlich an den Zahnarzt. 

Pilotprojekt schließt Versorgungslücke 

Die Initiative der Zahnärzte und Ärzte hat einen ernsten Hintergrund: Karies ist die häufigste chronische Erkrankung im Kleinkind- und Vorschulalter – oft mit gravierenden Folgen für die Allgemeingesundheit. „Milchzahnkaries bei Kleinkindern ist unser Sorgenkind. Im Gegensatz zur Karies an bleibenden Zähnen verzeichnen wir hier keinen Rückgang“, erklärt Sanitätsrat Dr. Helmut Stein, Vorstandsvorsitzender der KZV Rheinland-Pfalz. Studien belegen, dass bis zu 15 Prozent der  2½-Jährigen betroffen sind – mit steigender Tendenz. Zudem zeigt sich, dass bei der Hälfte der Erstklässler, die Karies haben, die Schäden in den ersten drei Lebensjahren entstanden sind. 

Eine Ursache hierfür liegt im System der gesetzlichen Präventionsleistungen. Bislang haben Kinder erst ab dem 30. Lebensmonat Anspruch auf Früherkennungsuntersuchungen beim Zahnarzt. „Damit setzen wir zu spät an“, sagt Stein. „Nur wenn Eltern früher als bisher mit ihren Kindern in die Zahnarztpraxis kommen, können wir die frühkindliche Karies eindämmen. Das heißt, sobald der erste Zahn da ist.“ Zahnärzte können Eltern dadurch rechtzeitig über die richtige Zahnpflege beim Kind aufklären und für die Ursachen und Folgen der Milchzahnkaries sensibilisieren. Darüber hinaus  können sie erste kleine Schäden entdecken und behandeln. Schmerzen, teure Zahnsanierungen häufig unter Narkose oder gar Schäden an den bleibenden Zähnen der Kinder sowie Sprachentwicklungsstörungen lassen sich so vermeiden. 

Gelbes Heft schafft Verbindlichkeit 

KZV Rheinland-Pfalz und KV RLP setzen im Pilotprojekt auf die hohe Akzeptanz und die Verbindlichkeit, die das gelbe Kinderuntersuchungsheft schafft. „Kinderärzte haben einen sehr engen Kontakt und ein Vertrauensverhältnis zu den Eltern. Daran wollen wir anknüpfen“, sagt Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, Vorstandsvorsitzende der KV RLP. „Zerstörte Milchzähne sind auch für die Kinderärzte keine Bagatelle. Im Pilotprojekt haben Ärzte nun gemeinsam mit Zahnärzten die Chance, einen  weiteren wichtigen Grundstein für die kindliche Gesundheit zu legen.“ 

Zahnärzte und Ärzte erhalten für ihre Initiative breite Unterstützung von den Gesundheitspartnern in der Südwestpfalz. Neben der Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Pirmasens-Zweibrücken sind das Netzwerk „Bündnis Frühe Hilfen“ sowie das Netzwerk „Pakt für Pirmasens“ beteiligt. Unterstützt wird das Projekt zudem von den gesetzlichen Krankenkassen und der Landesregierung. 

Impulse für gesetzliche Neuregelung 

Das Pilotprojekt „Frühkindliche Karies vermeiden“ greift einer geplanten gesetzlichen Neuregelung vor. Mitte Mai hat der Gemeinsame Bundesausschuss auf Initiative der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung beschlossen, künftig rechtskräftige Verweise vom Kinderarzt an den Zahnarzt ins gelbe Kinderuntersuchungsheft und in der Folge zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kleinkinder in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen. Für die dazu notwendigen weiteren Beratungen auf Bundesebene will das Pilotprojekt Impulse geben.

Quelle: KZV Rheinland-Pfalz

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