Branchenmeldungen 28.11.2014

Pressekonferenz anlässlich des 28. DGI-Kongresses

Pressekonferenz anlässlich des 28. DGI-Kongresses

Foto: © OEMUS MEDIA AG

Auf dem 28. Kongress der DGI präsentieren mehr als 80 international renommierte Referenten aus sieben Ländern aktuelle Entwicklungen und neue Konzepte in der Implantologie. Anlässlich dieser Großveranstaltung fand am 28. November eine Pressekonferenz statt und begrüßte die zahlreich angereisten Medienvertreter.

Zahnimplantate sind zu einer selbstverständlichen Behandlungsform geworden. Jährlich werden in Deutschland schätzungsweise eine Million dieser künstlichen Zahnwurzeln eingepflanzt. Patienten sollten sich jedoch über die Qualifikation ihrer Zahnärztin oder ihres Zahnarztes informieren, rät Dr. Gerhard Iglhaut, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Die Entwicklung in der Implantologie sei zwar rasant, so Iglhaut auf dem 28. Kongress der Fachgesellschaft in Düsseldorf, „doch die Ausbildung und Qualifikation des Zahnarztes bleibe – trotz aller Fortschritte – die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.“

Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie feiert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Entstanden im Jahr 1994 durch die Fusion zweier Gesellschaften, ist die DGI heute mit über 8.000 Mitgliedern die größte Fachgesellschaft Europas auf ihrem Gebiet und die zweitgrößte weltweit.

Impressionen der Pressekonferenz

Da die Implantologie an den Hochschulen im Studium nicht im notwendigen Umfang gelehrt werden kann, kommt der berufsbegleitenden Fortbildung große Bedeutung zu. Hier setzt die DGI die Standards. Das Curriculum Implantologie, das die DGI als erstes strukturiertes Curriculum in der deutschen Zahnmedizin vor 15 Jahren etabliert hat, haben bis heute mehr als 5.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte durchlaufen. Auf dem 28. Kongress der Gesellschaft in Düsseldorf schlossen 120 Teilnehmer die berufsbegleitende Fortbildung mit einer Prüfung ab, 26 beenden den zweijährigen berufsbegleitenden Master-Studiengang, den die DGI zusammen mit der privaten Steinbeis-Hochschule seit 2004/2005 anbietet, und den bereits mehr als 300 Zahnärzte absolviert haben. Jährlich besuchen mehrere hundert Zahnärztinnen und Zahnärzte Fortbildungskurse des Continuums. „Das Interesse von Patientinnen und Patienten an implantatgetragenem Zahnersatz steigt”, sagt DGI-Präsident Dr. Iglhaut, Memmingen, „und in einer steigenden Zahl von Praxen wird die Implantattherapie angeboten. Für jüngere Zahnärztinnen und Zahnärzte gehört sie zumeist von Beginn an zu den angebotenen Konzepten – und damit auch die Mitgliedschaft in der Implantologie.“ Hinzu kommt: Der demografische Wandel wird die Anforderungen an die zahnmedizinische Versorgung verändern. „In der Implantologie werden wir mehr ältere Patienten haben und die Indikationsklassen werden sich verschieben“, so Iglhaut. War die klassische Indikation für Implantate bei Senioren bislang die Befestigung einer Totalprothese im Unterkiefer, wächst nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Mundgesundheit inzwischen in allen Altersgruppen der Anteil der Einzelzahnversorgungen. Iglhaut: „Der Trend geht weg von der Präparation gesunder Zahnsubstanz für Brückenversorgungen hin zum Einzelzahn-Implantat.“

Einfach wird einfacher – komplex komplizierter. Neue Materialien und Methoden haben in den letzten Jahren zwar einfache Eingriffe einfacher gemacht, doch andererseits wachsen mit den Möglichkeiten auch die Komplexität der Behandlung und die Ansprüche von Zahnärzten und Patienten an das Therapie-Ergebnis. Oft müssen nicht nur Zähne ersetzt werden. Bei längerer Zahnlosigkeit, die den Kieferknochen schrumpfen lässt, muss das verloren gegangene Knochengewebe vor oder während einer Implantation wieder aufgebaut werden. Erkrankungen des Zahnhalteapparates („Parodontitis“) kommen häufig hinzu und sind inzwischen die häufigste Ursache für Zahnverlust. Unsere Patienten erwarten von uns möglichst minimal-invasive Eingriffe mit vorhersagbarem Ergebnis. Darum ist eine fundierte Ausbildung für den Patientenschutz wichtig. Iglhaut: „Weder die neuesten Implantatsysteme noch eine hochgerüstete technische Ausstattung der Praxis können Training und ständiges Lernen ersetzen.“

Transparente Informationen für Patienten. In der implantologischen Fortbildung gibt es indes nicht nur gravierende qualitative Unterschiede, sondern vor allem für Patienten keine Transparenz in der Titelflut: Nicht jede Urkunde, die in einem Wartezimmer hängt, ist ein Garant dafür, dass der Inhaber die Implantologie gründlich gelernt hat. Ein Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie kann darum beispielsweise viel oder wenig bedeuten. Die DGI vergibt ihn nur, wenn der Bewerber strenge Anforderungen erfüllt, andere Anbieter vergeben ihn für einen Wochenend-Kurs. Auf ihrer Website listet die DGI darum nicht nur ihre Mitglieder auf, sondern informiert auch darüber, welche Qualifikation diese haben und welche Anforderungen dafür erfüllt sein müssen.

e-academy. Die modernen digitalen Möglichkeiten eröffnen neue Perspektiven für die Fortbildung und den Austausch. Mit ihrer japanischen Schwestergesellschaft (JSOI) hat die DGI ein internationales Fachjournal (open access) etabliert, das „International Journal for Implant Dentistry“. In der Fortbildung ist die digitale Zukunft ebenfalls eingezogen. Iglhaut: „Wir setzen auf E-Learning, das unseren Mitgliedern neue Möglichkeiten des selbstbestimmten Lernens eröffnet und den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern unterstützt. Wir präsentieren diese moderne Form des Lernens hier auf dem Kongress.“

Impressionen des 28. DGI-Kongresses

Implantologie 2014 neu gedacht: Was kommt, was bleibt
 
„Wir können in der Implantologie heute Konzepte umsetzen, die früher so nicht möglich schienen oder an die man einfach nicht gedacht hat“, erklärt Prof. Dr. Frank Schwarz vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Präsident des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Warum Zahnärzte gezogene Zähne nicht mehr wegwerfen sollten, welche Verfahren in der Implantologie weiterhin Bestand haben und welche in die Kiste des Überholten gehören, diskutieren mehr als 1.800 Teilnehmer auf der Tagung, die vom 27. bis 29. November in Düsseldorf stattfindet. Alle fünf Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit – dies gilt auch für die Implantologie. Seit Gründung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie im Jahr 1994 hat sich daher das Wissen auf diesem Gebiet rasant erweitert. „Dies bedeutet jedoch nicht nur, dass wir mehr Wissen und neue Konzepte haben, sondern auch, dass viele Methoden, die vor kurzem noch als Standard galten, im Grunde überholt sind“, erklärt Prof. Dr. Frank Schwarz von der Westdeutschen Kieferklinik der Universität Düsseldorf.

Dazu gehören bestimmte Prinzipien, die bislang eine Implantattherapie zu einer sehr zeitaufwändigen Behandlung machten. „Der richtige Zeitpunkt für eine Implantation ist dafür ein Beispiel“, sagt Professor Schwarz. „Einen Zahn ziehen und dann ein halbes Jahr bis zur Implantation warten ist obsolet“, so der Experte. Ob ein Implantat sofort nach der Extraktion gesetzt werden kann, hängt zwar von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Ort der Implantation und der Knochenqualität, doch binnen sechs Wochen nach der Extraktion ist die Implantation in den meisten Fällen möglich. Nur wenn Knochen vor einer Implantation aufgebaut wird, beträgt die Wartezeit vier bis sechs Monate.

Die gezogene Wurzel ersetzt fehlendes Knochengewebe. Und auch hier zeichnet sich eine Veränderung ab: „Wir können Zähne, genauer gesagt Zahnwurzeln unmittelbar nach der Extraktion zum Aufbau des Kieferknochens verwenden“, umreißt Professor Schwarz neue Forschungsergebnisse seiner Gruppe, die demnächst bei Patienten im Rahmen klinischer Studien erprobt werden. Im Experiment haben Schwarz und sein Team gezogene Zahnwurzeln mit Mini-Schrauben auf den Kieferknochen aufgeschraubt, um ihn zu verbreitern. Vier Monate später, nachdem die Wurzel eingeheilt ist, kann dann ein Implantat gesetzt werden. „Dies klingt kurios“, schmunzelt Professor Schwarz, „aber so können wir die Verwendung von Ersatzmaterialien oder aufwändige Eingriffe zur Knochenentnahme für den Kieferaufbau vermeiden. Denkbar ist auch, eine Zahnwurzel weiter hinten im Kiefer unter der Schleimhaut einzupflanzen und bei Bedarf wieder herauszunehmen. „Zahnärzte sind darauf trainiert, gezogene Zähne wegzuwerfen“, sagt Schwarz. „Hier ist nun ein Umlernen angesagt, da wir die Wurzeln zum Kieferaufbau verwenden können.“

Kurze und dünne Implantate. Auch kürzere und dünnere Implantate machen eine Implantattherapie inzwischen schonender und können größere Eingriffe zum Aufbau des Kiefers vermeiden. „Die Zeit der dicken Implantate mit mehr als fünf Millimeter Durchmesser ist vorbei“, betont Professor Schwarz. Vier Millimeter Durchmesser und sogar weniger – abhängig vom Ort der Implantation – sind heute die Regel. Auch was die Länge betrifft, haben sich moderne Implantate verändert: Sechs bis zehn Millimeter sind üblich, es gibt inzwischen auch noch kürzere Implantate zwischen vier und sechs Millimeter, die in bestimmten Regionen eingesetzt werden können.

2-4-6-8. Eine herausnehmbare Prothese kann bei einem zahnlosen Unterkiefer auf zwei, beim zahnlosen Oberkiefer auf vier Implantaten stabilisiert werden. Festsitzender Zahnersatz braucht im zahnlosen Unterkiefer sechs und im Oberkiefer acht Implantate.

Risikofaktoren einer Implantatbehandlung abschätzen und kontrollieren
 
Bestimmte Erkrankungen und Medikamente gelten als Risikofaktoren für eine Implantat-Therapie. Vor allem steigt seit einigen Jahren die Zahl der Patienten, die mit Medikamenten gegen Knochenabbau behandelt werden. Kommen weitere Faktoren hinzu, kann die Therapie mit solchen Bisphosphonaten zu schwer heilbaren Kiefernekrosen führen. Wie das individuelle Risiko ermittelt und wie es reduziert werden kann, präsentiert Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz von den Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden auf dem 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, der vom 27. bis 29. November in Düsseldorf stattfindet. Zahnärztinnen und Zahnärzte sind nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels zunehmend mit Patienten konfrontiert, die unter chronischen Erkrankungen leiden und/oder regelmäßig verschiedene Medikamente einnehmen müssen. Einige können den Erfolg einer Implantat-Therapie beeinträchtigen. Das Spektrum reicht von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis über (unbehandelten) Diabetes bis hin zu Osteoporose und Tumorleiden. „In den vergangenen Jahren haben sich zwar viele Kontraindikationen einer Implantat-Therapie relativiert, doch manche früher eher seltenen Indikationseinschränkungen gewinnen an Bedeutung“, erklärt Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz von den Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.

Eine wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten wird mit Bisphosphonaten behandelt. Diese Substanzen hemmen zwar den Abbau von Knochengewebe, vermindern aber auch dessen Umbaurate sowie die Neubildung von Knochen. Zum Einsatz kommen sie etwa in der Therapie der Osteoporose, aber auch bei Krebspatienten, bei denen Metastasen Knochengewebe zerstören.

Risikofaktor Bisphosphonate. Während oder nach einer Bisphosphonat-Behandlung können in seltenen Fällen Nekrosen des Kieferknochens auftreten, die schwer zu behandeln sind. Dosis und Dauer der Bisphosphonat-Therapie, die Applikationsform (intravenös oder Tabletten) sowie das jeweilige Medikament beeinflussen das Osteonekrose-Risiko. Doch auch noch andere Faktoren spielen eine Rolle, etwa eine Entzündung des Zahnbetts (Parodontitis), Druckstellen von Prothesen sowie zahnärztliche oder kieferchirurgische Eingriffe.

Geht es um Zahnimplantate, muss darum bei betroffenen Patienten im Einzelfall das Risiko einer Osteonekrose gegen den Nutzen einer Implantattherapie sehr genau abgewogen werden. Denn eine Implantatbehandlung ist zwar ein chirugischer Eingriff, nach dem sich Knochen- und Weichgewebe regenerieren muss, vermeidet aber andererseits beispielsweise Druckstellen durch Prothesen und kann den Erhalt der verbliebenen Zähne unterstützen.

Keine eindimensionale Risikobetrachtung Dank Laufzettel. „Eine eindimensionale Risikobeurteilung – etwa nach Art der Applikationsform oder ausschließlich nach der Indikation der medikamentösen Behandlung – greift daher zu kurz“, betont Professor Grötz. Um das individuelle Risiko betroffener Patienten vor einer Versorgung mit Zahnimplantaten besser einschätzen zu können, steht daher seit einiger Zeit ein so genannter „Laufzettel“ zur Verfügung. Erfasst wird mit dessen Hilfe die Erkrankung des Patienten ebenso die Medikation. Wird der Patient mit Chemotherapeutika, Enzymhemmern, Kortison oder Hormonblockern behandelt? Wie ist es um die Mundhygiene bestellt? Wie ist der Zustand des Zahnfleisches und der Kieferknochen?

„Geht es im Gespräch mit dem Patienten um das Pro und Contra einer Implantattherapie, müssen bei diesen Risiko-Patienten auch Alternativen besprochen werden“, betont Professor Grötz. Kommt eine Implantation in Frage, muss diese unter besonderen „Sicherheitsvorkehrungen“ erfolgen, zu denen etwa eine antibiotische Behandlung gehört. Nötig sind auch engmaschige Kontrolluntersuchungen, um Entzündungen frühzeitig zu entdecken. Inzwischen steigt auch die Zahl der Patienten, die bereits Implantate tragen und sich einer Bisphosphonat-Behandlung unterziehen müssen.  Dann können Entzündungen der Gewebe um ein Implantat herum, auch schon eine Entzündung der Schleimhaut zum Ausgangspunkt einer Kiefernekrose werden. „Darum müssen Entzündungen vor Beginn einer Bisphosphonat-Behandlung unbedingt behandelt werden“, sagt Professor Grötz. Ebenfalls erforderlich sind engmaschige Kontrolluntersuchungen. Kann eine Entzündung nicht eingedämmt werden kann eine Explantation der künstlichen Zahnwurzel erforderlich werden.
 
Zeig’ mir Deine Zähne: Implantate verbessern die Lebensqualität im Alter
 
Zähne sind ein „Ausweis“ im Gesicht. Wie Menschen von ihrem Gegenüber beurteilt werden, hängt unter anderem vom Zustand ihrer Zähne ab – auch im höheren Alter. Dies zeigt eine Studie, an der erstmals auch ältere Menschen teilnahmen. „Ältere profitieren jedoch nicht nur aus sozialen, sondern vor allem aus medizinischen Gründen von Zahnimplantaten, wenn die Indikation korrekt gestellt und reversible Versorgungen gewählt werden“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf auf dem 27. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. 

Die natürlichen Zähne bleiben bei einer steigenden Zahl von Menschen bis ins hohe Alter erhalten. „Da gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, wächst die Zahl der Patienten, die erst im höheren oder hohen Alter mit Zahnersatz versorgt werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf. Dabei spielt neben der Wiederherstellung der Funktion auch die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität eine Rolle, zu der natürlich  soziale Faktoren gehören. Zeig’ mir Deine Zähne … Vom Erscheinungsbild der Zähne hängt beispielsweise ab, wie Menschen Sozialstatus und Bildungsgrad eines anderen beurteilen. Das Team um Frauke Müller untersuchte, wie Versuchspersonen verschiedener Altersgruppen ältere Menschen (Mann und Frau) beurteilten, auf deren Foto die Forscher mittels Bildbearbeitung die Zahnsituation verändert hatten. Getestet wurde dabei der Einfluss beschädigter, altersgemäßer und idealer Zähne. In allen Altersgruppen beeinflusste der Zustand des Gebisses das Urteil. Je regelmässiger die Zähne, desto höher wurde der soziale Status der abgebildeten Personen bewertet. Nur das Urteil von über 80-jährigen Testpersonen wurde vom Zustand der Zähne weniger beeinflusst.

Implantate verbessern die Kaueffizienz. „Kauen hat auf den Körper dieselben postiven Effekte wie Sport; die Herzfrequenz steigt, die Muskulatur wird trainiert, Kognition und Konzentration werden günstig beeinflusst“, sagt Professor Müller – und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Kauen ist ein Sport, der auch im Sitzen und beim Fernsehen funktioniert.“ Darum ist der Erhalt der Kaufunktion von großer Bedeutung. „Alte Leute sollten so lange wie es geht feste Nahrung zu sich nehmen und nicht, wie es in vielen Pflegeheimen üblich ist, einfach auf pürrierte Nahrung gesetzt werden“, betont Professor Müller. Mit dem Zahnverlust geht auch oft eine unbemerkte Umstellung der Nahrungsauswahl einher – verzehrt wird vorzugsweise, was einfach zu kauen ist. Alte Menschen brauchen zwar weniger Kalorien, aber qualitativ die selben Nahrungselemente wie jüngere Menschen. Darum  nehmen implantatprothetische Versorgungen im hohen und auch sehr hohen Alter inzwischen einen unumstrittenen Platz im Behandlungsspektrum für zahnlose Patienten ein.

Flexible Versorgungen. Da die Menschen älter werden, muss eine Implantatversorgung jedoch anpassungsfähig sein. „Beim Alterungsprozess, ändert sich nicht nur die Physiologie, sondern auch die Anatomie“, erklärt Frauke Müller. Dann kann sich ein Vorteil der Implantate – ihre lange Haltbarkeit – als Nachteil erweisen. Wenn das Seh- und Tastvermögen sowie die Geschicklichkeit schwinden, fällt die Mundhygiene zunehmend schwerer. Wenn Implantatträger zu Pflegefällen werden, sind die Pflegekräfte ebenfalls oft mit der Mundhygiene überfordert. Dann droht eine Entzündung der Gewebe um Implantate herum, die Periimplantitis. Eine Pflegeanweisung des Zahnarztes an das Heim hilft dem Personal bei der individuellen Mundhygiene.

„Wir brauchen aus all diesen Gründen in der Implantologie reversible Lösungen“, betont die Expertin. „Wenn Patienten eine implantatgetragene Prothese nicht mehr tragen wollen oder können, dann muss das, was wir eingesetzt haben, herausschraubbar sein, dann müssen wir die Implantate „schlafen legen“.“ Alte Menschen sollten am Fortschritt teilhaben. „Viele Ältere könnten eine bessere orale Lebensqualität haben, sie werden aber nicht informiert und oft sogar nicht untersucht“, kritisiert Professor Müller. Schon zwei Implantate können beispielsweise im zahnlosen Unterkiefer einer Prothese festen Halt geben. Ob auch ein Implantat ausreichend sein könnte, ist noch unklar, weil Langzeitergebnisse fehlen.

Die negative Einstellung älterer Menschen gegenüber einer Implantatversorgung hat vor allem mit Informationsdefiziten zu tun. Viele ältere Menschen lehnen besonders den chirurgischen Eingriff ab. In solchen Fällen setzt Frauke Müller auf gute Information: „Wenn wir die Patienten über die modernen minimalinvasiven Techniken und über kürzere und schmalere Implantate aufklären, gehen die Vorbehalte zurück.“

Quelle: DGI

DGI – Deutsche Gesellschaft für Implantologie auf ZWP online
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