Branchenmeldungen 23.06.2014
Tablets für die Krankengeschichte: MKG-Chirurgen wegweisend
Das digitale Zeitalter ist inzwischen auch am Krankenbett angekommen. Immer mehr Kliniken erwägen die Anamneseerhebung per Tablet PC. Bisher mussten Patienten den gut bekannten Fragebogen zur Person und Krankengeschichte handschriftlich ausfüllen und in der Praxis oder Klinik abgeben. Das ist vielleicht bald Geschichte. Einige Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen haben bereits Tablets zur Anamneseerhebung im klinischen Alltag in Gebrauch. Stellt sich die Frage nach dem Nutzen, und vor allem: Was halten die Patienten vom digitalen Fragebogen?
Die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Mainz hat dazu ihren Patienten auf den Zahn gefühlt und die aktuellen Untersuchungsergebnisse jetzt im Rahmen des 64. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 11. – 14. Juni 2014 vorgestellt.
Das Team um Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner ging bei der Studie der Frage nach, welchen Einfluss die digitale Anamneseerhebung auf den Patienten und die Erhebung selbst hat. Dazu wurden 100 zufällig ausgewählte Patienten (53 männlich und 47 weiblich) der Mainzer Klinikambulanz neben der herkömmlichen schriftlichen Anamneseerhebung gebeten, diese zusätzlich digital auf einem Tablet Computer durchzuführen. 20 Probanden verweigerten die digitale Anamnese, 80 füllten die Anamnese mit Fragebogen aus. Das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren (der jüngste Patient war 12, der älteste 77 Jahre). Von diesen 80 Probanden besaßen lediglich 20 Patienten privat selbst ein Tablet.
38 Probanden füllten sowohl die schriftliche als auch die digitale Erhebung aus, wobei sich in den Antworten mit freiem Text 68 unterschiedliche und bei denen mit vorgegebenem Text 64 unterschiedliche Angaben zeigten. Bei 31 Patienten stand nur die digitale Version zur Verfügung, die restlichen 11 Personen hatten die digitale Anamnese nicht gespeichert.
Wie die Patienten die neue digitale Datenerhebung finden? 95 % antworteten in punkto Bedienerfreundlichkeit mit sehr gut, 5 % mit gut. 95 % der Probanden haben nach eigenen Angaben die digitale Anamnese sehr zufrieden stellend, 3,75 % zufrieden stellend und 1,25 % nicht zufrieden stellend ausfüllen können. Beim Datenschutz sahen 50 % eine hohe, 38,75 % eine mittlere und 10 % eine niedrige Vertrauenswürdigkeit. Eine Enthaltung gab es dabei auch.
Die Schlussfolgerung des MKG-Chirurgenteams: Die digitale Anamneseerhebung mit dem Tablet Computer wird insgesamt positiv von Patienten aufgenommen. Sowohl die Bedienerfreundlichkeit als auch die Durchführung der Erhebung zeigen sich durchweg als positiv, obwohl es Bedenken beim Datenschutz gibt. Die objektive Auswertung der digitalen gegenüber der schriftlichen Anamneseerhebung ergibt jedoch auch das Bild unterschiedlicher Antworten. Dies könne möglicherweise auf das neue Medium des Tablet Computers zurückgeführt werden und müsse gegebenenfalls noch weiter analysiert werden, so die Mainzer Fachärzte.
Weitere Informationen zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de
Quelle: DGMKG