Branchenmeldungen 22.09.2013
Verband medizinischer Fachberufe mit neuer Geschäftsstelle
Mit einer Podiumsdiskussion zur Übertragung ärztlicher Leistungen auf Gesundheitsfachberufe und einem Tag der offenen Tür hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. kürzlich seine neue Geschäftsstelle am Gesundheitscampus 33 in Bochum eingeweiht.
Mehr als 100 Gäste aus Politik und Wirtschaft, Kooperationspartner und
Mitglieder waren der Einladung gefolgt und nutzten die Möglichkeit, die
neuen Räumlichkeiten kennen zu lernen und über die Zukunft des
Gesundheitswesens zu diskutieren.
„Um Patienten eine umfassende und individuelle Betreuung zu ermöglichen,
bedarf es der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen“, erklärte
Hannelore König, 1. geschäftsführende Vorsitzende des Verbandes
medizinischer Fachberufe e.V., zur Eröffnung. „Unser Verband integriert
seit vielen Jahren interdisziplinäre Themen in unsere Kongresse und
Fachtagungen. Die Idee eines Kompetenzzentrums für Gesundheitsfachberufe
des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e.V. hier
am Gesundheitscampus in Bochum haben wir deshalb gern aufgegriffen. Wir
sind uns sicher: Mit dem Umzug in das Kompetenzzentrum gelingt es uns
nun noch besser, die Vernetzung von Akteuren im Gesundheitswesen
praktisch zu leben. Viele Partner und Nachbarn haben uns bereits die
Hand zur Kooperation und für gemeinsame Projekte gereicht, sodass unsere
Mitglieder von dieser Kompetenzbündelung profitieren werden.“
Inwieweit die Übertragung von ärztlichen Tätigkeiten an
Gesundheitsfachberufe eine Antwort auf die Probleme des
Gesundheitswesens sein kann, wurde anschließend in einer
Podiumsdiskussion von verschiedenen Seiten betrachtet. Dabei zeigte
sich, dass Entlastungsmöglichkeiten durch Medizinische Fachangestellte
bereits existieren, sich im Praxisalltag aber nur schwer umsetzen
ließen. So sei die EBM-Ziffer für die nichtärztliche Praxisassistentin
nur in unterversorgten Gebieten anwendbar, wäre aber viel häufiger
notwendig. Auch im fachärztlichen Bereich müssten gute Ideen zunächst
über Projekte realisiert werden, weil die gesetzlichen Grundlagen noch
fehlen. „Die Politik muss schnell reagieren und den Rechtsrahmen
anpassen“, forderte Sabine Ridder, Präsidentin des Verbandes
medizinischer Fachberufe e.V. mit Blick auf die von der Ärztekammer
Westfalen-Lippe vorgestellte Entlastende
Versorgungsassistentin/Schwerpunkt Neurologie und Psychiatrie
(Neuro-EVA).
Auf die juristische Problematik machte Professor Dr. Henrik Schneider
aufmerksam. Der Lehrstuhlinhaber an der Universität Leipzig und Mitautor
eines Gutachtens über unterstützende Tätigkeiten und ständige Aufsicht
von Medizinischen Fachangestellten in der Radiologie stellte fest: „In
der Praxis ist die Delegation längst angekommen. Die juristischen
Kategorien hinken hinterher. Die Leistungsfähigkeit und die Ausbildung
der Medizinischen Fachangestellten wird insbesondere von Juristen
unterschätzt.“
Neben der juristischen Klarstellung sei zudem die finanzielle
Anerkennung der Leistungen der Mitarbeiter/innen in Arzt- und
Zahnarztpraxen notwendig. Sabine Ridder: „Wir erwarten dazu eine
Gleichstellung mit dem stationären Sektor. Gleiche Leistungen, analoge
Fachkompetenz in Sachen Hygiene und Patientensicherheit müssen gleich
bezahlt werden.“
Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. wurde 1963 als Berufsverband der Arzthelferinnen (BdA) gegründet und vertritt als Gewerkschaft seit 1980 auch die Interessen der Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen. Seit dem 6. Juni 2006 trägt der ehemalige BdA den Namen Verband medizinischer Fachberufe e.V. Mit der Satzungsänderung 2010 können auch angestellte Zahntechniker/innen dem Verband beitreten. Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. führt Tarifverhandlungen und engagiert sich für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Medizinischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fachangestellten sowie Zahntechniker/innen. Mehr Infos unter www.vmf-online.de
Quelle: Verband medizinischer Fachberufe e.V.