Branchenmeldungen 02.12.2024

Was bedeutet eine Zahnextraktion für die Umwelt?

Was bedeutet eine Zahnextraktion für die Umwelt?

Foto: Foto: alexisdc/ Illustrationen: tanyabosyk – stock.adobe.com

Im Sommer dieses Jahres veranstaltete CP GABA ein Expertentreffen in Hamburg, für das Vertreter aus diversen Bereichen zusammenkamen, um gemeinsam darüber zu diskutierten, wie Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin realisiert werden kann. Eine Referentin des Treffens war Zahnärztin Dr. Ariadne Frank von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die unter anderem eine themenbezogene Studie¹ vorstellte, zu der sie uns im Folgenden Rede und Antwort steht.

Frau Dr. Frank, worum handelt es sich bei Ihrer Studie?

Im Rahmen des Expertentreffens durften wir die Ergebnisse einer Lebenszyklusanalyse präsentieren, die an der Charité in Berlin durchgeführt wurde und erstmals detailliert die Umwelt­auswirkungen einer Zahnextraktion untersucht hat. Ziel dieser Studie war es, den gesamten Prozess – von der Vorbereitung bis zur eigentlichen Behandlung – unter ökologischen Gesichtspunkten zu untersuchen und sowohl den Ressourcenverbrauch als auch die entstehenden Emissionen zu analysieren. Besonders innovativ war, dass erstmals auch die An- und Abfahrtswege von Patienten und Personal mit ihren CO₂-Belastungen in die Analyse einbezogen wurden. Hierfür wurden Daten zu genutzten Fortbewegungsmitteln und zurückgelegten Strecken erhoben. So ließ sich präzise berechnen, wie stark diese Wege die Umweltbelastung beeinflussen und inwieweit digitale Alternativen, etwa im Bereich der Aufklärung, zur Emis­sionsreduktion beitragen könnten.

Zu welchen Kernerkenntnissen gelangt die Studie?

Unsere Studie hat gezeigt, dass die Umweltbelastung einer Zahnextraktion durch mehrere Faktoren geprägt ist, insbesondere durch Fahrtwege von Patienten und dem Personal. Diese sind der größte Verursacher von Emissionen, gefolgt von dem Energieverbrauch für die Sterilisation von Instrumenten, der Entsorgung von Materialien und dem Einsatz von Reinigungsmitteln. Eine zentrale Erkenntnis war, dass digitale Aufklärungsprozesse die Emissionen um circa 32,6 Prozent reduzieren könnten. Durch diese Maßnahme ließen sich nicht nur die Fahrtwege, son­dern auch der damit verbundene ökologische Fuß­abdruck deutlich reduzieren. Insgesamt zeigt unsere Untersuchung, wie entscheidend selbst kleine ­Prozessänderungen sein können, um die Um­weltbelastung im Rahmen zahnärztlicher Be­handlungen zu senken.


Dr. Ariadne Frank:
„Insgesamt zeigt unsere Untersuchung, wie entscheidend selbst kleine Prozessänderungen sein können, um die Umweltbelastung im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen zu senken.“


Was macht für Sie als Praktikerin ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen in der Zahnmedizin aus und welche Rolle spielt dabei auch die Prävention?

Ein nachhaltiges Handling von Ressourcen bedeutet für mich, Behandlungsprozesse effi­zient zu gestalten und Materialien gezielt dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen bringen. Nachhaltigkeit bedeutet daher auch, bestehende Prozesse zu hinterfragen und an modernen Lösungen auszurichten, die öko­logisch sinnvoll sind. Dies beginnt bei der Reduktion unnötiger Anfahrten – eine Maßnahme, die durch digitale Aufklärung unterstützt werden könnte. Lebenszyklusanalysen spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie hel­fen präzise zu erkennen, wo Ressourcen eingespart und Abläufe optimiert werden können.

Prävention spielt sicherlich eine entscheidende Rolle: Wenn Zahnerkrankungen frühzeitig vorgebeugt werden, reduziert das den Behandlungsbedarf und somit den Verbrauch von Ressourcen. Präventive Maßnahmen tragen also nicht nur zur Gesundheit der Patienten bei, sondern bieten langfristig eine Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck in der Zahnmedizin nachhaltig zu verringern. Und daran sollten wir alle interessiert sein!

Was versteht man unter einer Lebenszyklusanalyse?

Lebenszyklusanalysen (LCA) bewerten die Umwelt­auswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung über dessen gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoff­gewinnung bis hin zur Entsorgung. Sie ermöglichen, belastende Einflüsse wie Energieverbrauch, Emissionen und Abfallproduktion zu identifizieren. In der Zahnmedizin können LCAs helfen, nachhaltigere Prozesse zu gestalten, indem sie aufzeigen, welche Bereiche besonders umwelt­intensiv sind und wo Einsparpotenziale bestehen – eine wichtige Grundlage, um Entscheidungen für eine umweltschonendere Praxis zu treffen.

 Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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