Branchenmeldungen 21.02.2011
Was Sie schon immer über Veneers wissen wollten
Über 40 Zahntechniker und -technikerinnen aus der ganzen Schweiz trafen sich am 31. März 2010 im Restaurant „Au Premier“ Zürich auf Einladung von Cendres+Métaux Creation Willi Geller. Bei „talk+more“ referieren „oral design“-Mitglieder technisch und ästhetisch anspruchsvolle Arbeiten und diskutieren über die präsentierten Fälle. Oral design Member Bertrand Thiévent, Zürich, wählte das Thema: „Was Sie schon immer über Veneers wissen wollten.“ Vom additional Veneer bis zum 360°-Veneer, Platinfolie versus feuerfester Stumpf, Diagnostik, Indikation, Verfärbungen, Modell und Stumpfherstellung, Materialwahl etc.
In ihrer Einleitung freute sich Kundenberaterin Daryl D. Meier von Cendres+Métaux SA über das grosse Interesse an dieser Fortbildungsreihe. Die anschliessende Diskussion zeigte das Engagement, welches die mehrheitlich jungen und kreativen Teilnehmer Qualitätsarbeiten entgegenbringen. Bertrand Thiévent hat für Dental Tribune einen Fall aufbereitet und fotografisch dokumentiert, den wir hier unseren Leserinnen und Lesern vorstellen.
Additional Veneer oder non-prep Veneer auf Platin-Folie
Voll im Trend sind seit geraumer Zeit Bonded Porcelain Restorations (BPR) in jeglicher Grösse. Von einflächig bis 360 Grad sind diesen Rekonstruktionen keine Grenzen gesetzt. Die Möglichkeiten der Herstellung reichen von
– CAD/CAM-gefrästen Veneers
– gepressten und bemalten
– gepressten und geschichteten
– geschichteten auf feuerfesten Stümpfen bis hin zu
– geschichteten auf Folie.
Die Königsdisziplin ist das Schichten auf Folie.
Weshalb auf Platinfolie brennen?
Der Unterschied von dem auf Platinfolie gebrannten Veneer gegenüber dem auf feuerfestem Stumpf hergestellten ist, dass die Keramik viel homogener verglast und somit auch eine höhere Festigkeit aufweist. Beim Brennen steigen keine Gase auf, da die Folie die entstehende Hitze gasfrei direkt in die Keramik reflektiert. Hierdurch kann die Feldspat-Keramik – in diesem Fall Creation CC – seine ganze Stärke ausspielen: Fluoreszenz, Opaleszenz und hoch irisierende Lichtbrechung.
Das Handikap ist sicher, dass wir, wenn wir auf Folie brennen, weder die Schichtung noch die Farbe überprüfen können. Wir müssen uns ganz auf die Farbwahl und auf unsere Erfahrung verlassen.
• Indikation:
– Zapfenzähne
– Lückenschluss (Diastema)
– Verschluss von Interdentalräumen
– Formkorrekturen ohne Korrektur der Farbe
• Diagnostik:
– Wax-up
– Try-in Wax-up
– Mock-up
Unser Fall:
Die Patientin mit limitiertem Budget stört sich an den grossen Lücken zwischen den lateralen und zentralen oberen Schneidezähnen (Abb. 1). Ziel ist non-invasiv die Lücken zu schliessen. Ein idealer Fall für non-prep Veneers (Abb. 2a, b).
Voraussetzung ist eine Abformung des Oberkiefers, wobei bei den lateralen Schneidezähnen Retraktionsfäden gelegt werden, um den Übergang des Veneers zum eigenen Zahn interapproximal 1 mm unter die Gingiva legen zu können. Somit kann die Papille in den Interdentalraum „gestossen“ werden. Aus der konkaven Papille wird eine konvexe. Als Arbeitsmodell empfiehlt sich ein Modell mit herausnehmbaren Stümpfen (Geller Modell).
Herstellung des non-invasiven Veneers auf Platinfolie:
Als Material verwenden wir Platinfolie von 0,025 mm Stärke (C+M), die vor dem Falten weichgeglüht wird. Das Adaptieren der Folie erfordert etwas Übung. Alle Falten müssen möglichst in den interdentalen oder palatinalen Bereich gelegt und abgeflacht werden (Abb. 3a, b, c). Die Technik stammt eigentlich aus der Jacketkronenzeit.
Verblendung:
Als Verblendmaterial kommen grundsätzlich alle ätzbaren Keramiken infrage. In diesem Fall verwenden wir aus den oben erwähnten Gründen die Creation CC.
Erster Brand:
Grössere Ergänzungen im zervikalen oder interdentalen Bereich werden mit Opakdentin oder Aproximaldentin aufgebaut. Das ist entscheidend, um den Helligkeitswert hoch zu halten. Der weitere Aufbau ist identisch mit jeder konventionellen Verblendung. Wichtig ist jedoch, dass alle Übergänge zum natürlichen Zahn mit klarer Transpa-Masse (Ultraclear CC) komplettiert werden.
Korrekturbrand:
Vor dem Korrekturbrand muss die Platinfolie erneut auf dem Gipsstumpf adaptiert werden. Dabei frakturiert die Facette, was jedoch gleichgültig ist. Mit wenig Glasurmasse können die Risse gefüllt und verschmelzen gleichzeitig mit dem Korrekturband.
Ausarbeitung:
Die Veneers werden mit Shofu-Steinen und -Diamanten ausgearbeitet. Für die Ausarbeitung aller Übergänge kommen flexible, dünne Diamantscheiben sowie diamantierte, elastische Discs zur Verwendung.
Glanzbrand:
Auch vor dem Glanzbrand wird die Folie erneut adaptiert und das Veneer anschliessend ohne Vakuum gebrannt. Hierbei wird nie Glasurmasse verwendet, da diese die dynamische Lichtstreuung beeinträchtigt.
Die Facette wird nach der Abkühlung ins Wasser gelegt, was die Entfernung der Folie wesentlich erleichtert (Abb. 6). Die interapproximalen Kontaktpunkte werden auf einem ungesägten Modell eingepasst. Eine Aufpassung der Facette auf den Gipsstumpf erübrigt sich meistens, da die Passung erstaunlicherweise exzellent ist. Anschliessend wird die Restauration geätzt und mit 37%iger Phosphorsäure, gefolgt von Wasser, im Ultraschall gereinigt.
Fazit:
Mit keinem System lassen sich derart dünne und glasig homogene Keramikschalen mit solch hoher Adaptionsmöglichkeit herstellen, die sich sorgfältig adhäsiv geklebt „unsichtbar“ machen (Abb. 7).
Kurshinweis
Den zweiten Teil von „Was Sie schon immer über Veneers wissen wollten“ mit B. Thiévent erleben Sie am 29. September 2010.
Kursprogramm und Informationen:
www.cmsa.ch/dental
daryl.meier@cmsa.ch
www.oraldesign-zuerich.ch
www.creation-willigeller.com