Branchenmeldungen 26.06.2025
Zahnärztinnen sorgen erneut für deutlichen Anstieg
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Derzeit gibt es in Deutschland 102 584 Zahnärztinnen und Zahnärzte. Nicht ganz drei Viertel unter ihnen sind zahnärztlich aktiv, so die Zahlen des aktuellen Statistischen Jahrbuches 23/24 der Bundeszahnärztekammer. Wie der Vergleich mit früheren Jahren zeigt, ist die Zahl der zahnärztlich Tätigen damit leicht angestiegen: um 3,9 Prozent – von 70 130 im Jahr 2013 auf 72 853 im Jahr 2023. Im Freistaat kann in den letzten zehn Jahren ebenso eine Zunahme verzeichnet werden. Die Gesamtzahl der zahnärztlich Tätigen nimmt mit 8,8 Prozent allerdings deutlich mehr zu als im Bundesdurchschnitt (2014: 11 376, 2024: 12 370).
Feminisierung setzt sich weiter fort
Bei der Geschlechterverteilung innerhalb der Zahnärzteschaft erlebt die Fachrichtung seit Langem einen signifikanten Wandel. Während der Beruf früher stark männlich dominiert war, ist heute eine klare Feminisierung erkennbar. In den aktuellen Daten spiegelt sich inzwischen im Bund wie in Bayern eine nahezu paritätische Verteilung wider. So stehen deutschlandweit 37 149 Zahnärzte (51 Prozent) gegenüber 35 704 Zahnärztinnen (49 Prozent) – bezogen auf Letztere mit steigender Tendenz. Der Frauenanteil liegt bei den unter 35-Jährigen bereits bei 63 Prozent und bei den Studienabsolventen 2023 waren sogar mehr als zwei Drittel Frauen. Vor zehn Jahren lag das Verhältnis von praktizierenden Zahnärzten zu Zahnärztinnen bundesweit noch bei 57,1 zu 42,9 Prozent, zur Jahrtausendwende bei 63,7 zu 36,3 Prozent.
Die Zahlen in Bayern zeigen ein ganz ähnliches Bild: 6 254 Männer (50,6 Prozent) und 6 116 Frauen (49,4 Prozent) arbeiten als Zahnärzte beziehungsweise als Zahnärztinnen im Freistaat – im Jahr 2014 lag das Verhältnis bei 59,9 zu 40,1 Prozent.
Diese Tendenz ist allerdings nicht nur in der Zahnmedizin erkennbar. Innerhalb anderer medizinischer Fachrichtungen kommen die praktizierenden Frauen seit Jahren in die Überzahl. Betroffen sind vor allem die Bereiche Allgemeinmedizin, Pädiatrie, Dermatologie, Psychiatrie und Gynäkologie. In chirurgischen Fächern bleibt der Frauenanteil dagegen weiterhin niedrig. So liegt er in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie lediglich bei 13,8 Prozent.
Längere Orientierung als Angestellte
Ebenfalls seit längerer Zeit muss ein Rückgang der Selbstständigkeit in der Zahnärzteschaft festgehalten werden. Während 2013 deutschlandweit noch 76,3 Prozent der aktiven Zahnärztinnen und Zahnärzte niedergelassen waren, sank ihr Anteil bis 2023 auf 61,2 Prozent. Im Gegenzug lässt sich eine kontinuierliche Zunahme der Angestelltenverhältnisse konstatieren: Von 23,7 Prozent Angestellten im Jahr 2013 hat sich ihre Zahl in der letzten Dekade um fast zwei Drittel erhöht auf 38,8 Prozent.
Auch hier gibt es eine parallele Entwicklung bei der bayerischen Zahnärzteschaft. Trotz des bereits festgestellten Anstiegs bei der Gesamtzahl der zahnärztlich Tätigen, nimmt die Zahl der Niedergelassenen von 78,3 Prozent (2014) auf derzeit 61,4 Prozent (2024) ab. Dieser Rückgang geht im Wesentlichen auf die sinkende Zahl der Zahnärzte zurück (von 5 744 auf 4 596). Der Part der Zahnärztinnen in diesem Segment bleibt weitgehend konstant (von 2 774 auf 2 728).
Ganz anders die Situation bei den Angestellten: Ihr Anteil steigt insgesamt von 21,7 auf 38,6 Prozent. Hier ist bei beiden Geschlechtern eine deutliche Expansion zu verzeichnen – bei den Männern von 813 im Jahr 2014 auf 1 443 im Jahr 2024, die angestellten Zahnärztinnen haben sich im genannten Zeitraum mehr als verdoppelt von 1 552 auf 3 154.
Niederlassung nach wie vor beliebt
Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Niederlassung für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht mehr attraktiv wäre. Vielmehr findet der Schritt in die Selbstständigkeit später statt, die Anstellung dient zunächst der eigenen Orientierung. Mittelfristig streben viele Zahnärztinnen und Zahnärzte eine eigene Praxis an. Die längere Übergangsphase wird aktiv genutzt, um praktische Erfahrungen zu sammeln und günstige Rahmenbedingungen auszuloten, beispielsweise hinsichtlich einer geeigneten Praxisübernahme, der familiären Planung oder bei der Wahl des passenden Standortes.
Für eine Vielzahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte bietet die Niederlassung die Chance, Sinnhaftigkeit wie auch Selbstbestimmung im Beruf zu generieren – Kriterien, die für viele Berufseinsteiger weit oben auf der Agenda stehen, wie Studien des Institutes der Deutschen Zahnärzte (IDZ) zeigen. Die höhere Flexibilität von Praxisinhaberinnen und -inhabern bei der Gestaltung der eigenen Arbeitsbedingungen wird als weiterer positiver Aspekt gewertet.
Geschlechtsspezifische Unterschiede gleichen sich beim Gründungsverhalten immer mehr an. Im Jahr 2021 überstieg bei den zahnärztlichen Existenzgründungen der Anteil der Zahnärztinnen erstmals den der männlichen Kollegen. Bei der durchschnittlichen Investitionssumme nähern sich beide Geschlechter ebenfalls an.
An dritter Stelle bei der Zahnarztdichte
Im bundesdeutschen Vergleich erfreulich ist die Zahnarztdichte im Freistaat. Während im Bundesdurchschnitt ein Zahnarzt 1 162 Einwohner behandelt, liegt die Zahl im Flächenstaat Bayern bei 1 094 Einwohnern – und nimmt damit hinter den beiden Stadtstaaten Berlin (881 Einwohner) und Hamburg (907 Einwohner) praktisch gleichauf mit Hessen (1 093 Einwohner) den dritten Platz ein. Schlusslicht ist Brandenburg (1 384 Einwohner). Doch auch in Bayern steht die Zahnärzteschaft zunehmend vor großen demografischen Herausforderungen. Möglichen Versorgungsengpässen – gerade in ländlichen Regionen – muss daher entschieden entgegengetreten werden.
Dieser Beitrag ist im BZB Bayerisches Zahnärzteblatt erschienen.