Branchenmeldungen 13.03.2023
Zum 100-jährigen Jubiläum bewertet die IDS Erreichtes und Kommendes
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Dieser Artikel ist unter dem Originaltitel: „ 'Shaping the dental future': zum 100-jährigen Jubiläum bewertet IDS Erreichtes und Kommendes“ erschienen.
Die 40. IDS bedeutet auch 100 Jahre IDS und das ist sicher ein Grund zum Feiern, sagt Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie und Mitorganisator der Veranstaltung. In diesem Interview schildert er im Vorfeld seine Gedanken zum Jubiläum, die Geschichte der IDS und wirft auch einen Blick in die Zukunft.
Herr Pace, was verbindet Sie ganz persönlich mit dem 100-jährigen Jubiläum der IDS?
Ich habe die IDS stets als das erlebt, was sie in erster Linie ist: das führende Event der Branche. Auf der IDS sehen wir regelmäßig den Stand der Technik und die aktuellen Innovationen der Branche. Hierher kommen Zahnärzte, Zahntechniker und ihre Teams, um zu erfahren, welche Chancen ihnen bewährte und neue Konzepte und Produkte bieten können. Das führt zu angeregten Gesprchen, die stets eine belebende Erfahrung sind. Dies schafft die IDS nun schon kontinuierlich über eine so lange Zeit, dass es die Spanne eines Menschenlebens übersteigt – das begeistert mich! Gleichzeitig kann ich den Mut der Messe-Initiatoren nur schwer nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass Deutschland 1923, als die erste IDS stattfand, in einer Krise steckte.
Wie kann man dieser langen Tradition gerecht werden und sich gleichzeitig auf die Zukunft der Zahnarztpraxis konzentrieren?
Ich sage mir, dass es viel Kraft gekostet hat, die IDS zu initiieren und sie mit ihrem genialen Konzept 100 Jahre durchzuführen. Das feiern wir – aber weniger, indem wir lange verweilen und zurückblicken, sondern vor allem, in dem wir der Tradition gerecht werden, Innovationen in Augenschein nehmen und uns damit auf die nächsten 100 Jahre vorbereiten. Im Wesentlichen wird die IDS 2023 eine ausgewogene Mischung aus einer staunenden Rückschau auf die dentalen Umwälzungen der Vergangenheit und einer aufmerksamen Vorausschau.
Wie haben Sie festgelegt, welche bahnbrechenden Fortschritte aus der Vergangenheit hervorgehoben und welche vielversprechenden Innovationsbereiche diskutiert werden sollen?
Das lässt sich am besten an verschiedenen Innovationen festmachen, die auf der IDS vorgestellt wurden oder aktuell vorgestellt werden. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel aus der Vergangenheit stellt sicherlich die Ablösung von Kautschuk durch Methacrylat-Heißpolymerisat als Prothesenkunststoff dar. In diesem Jahr dürften das erweiterte Indikationsspektrum des Intraoralscanners und die Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz große Aufmerksamkeit erregen.
Könnten Sie das Beispiel mit den Prothesenkunststoffen etwas genauer erläutern?
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Kautschuk das Prothesenmaterial der Wahl, obwohl es einige Nachteile hatte. Die Patienten empfanden es als nicht allzu angenehm und das Material entwickelte, wegen der herstellungsbedingt zugesetzten Schwefelanteile, unangenehme Gerüche. Trotzdem konnte zumindest die Kaufunktion hergestellt werden. Es war damals das beste Material, das es gab, und ein Riesenfortschritt gegenüber dem 19. Jahrhundert. Als auf der IDS 1937 die Methacrylat-Heißpolymerisate inklusive eines praktikablen Verfahrens zu ihrer Verarbeitung vorgestellt wurden, waren sie eine echte Sensation und setzten einen neuen Standard. Er brachte den Patienten einen zuvor nie gekannten Tragekomfort und ist noch heute weltweit im Einsatz.
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Sie erwähnten ein erweitertes Anwendungsspektrum für Intraoralscanner. Was können Besucherinnen und Besucher diesbezüglich auf der 40. IDS erwarten?
Wir haben Intraoralscanner zunächst für die Herstellung von Abformungen ohne Abformmaterial kennengelernt. Viele Patienten bevorzugen hier den höheren Komfort des digital gestützten Verfahrens. Es ist außerdem sogar in puncto Genauigkeit bei Restaurationen bis hin zu kleineren Brücken der Elastomer-Abformung überlegen. Diese bleibt allerdings weiterhin unverzichtbar, zum Beispiel bei schwer einsehbaren Bereichen oder in weiten Bereichen der Implantatprothetik.
In Zukunft wird der Intraoralscanner auch zur Eingangsuntersuchung genutzt werden sowie bei der Karies- diagnostik. Hierdurch lassen sich die Informationen aus der klinischen Inspektion und von Röntgenaufnahmen sinnvoll ergänzen. Damit sind wir schon bei der künstlichen Intelligenz, denn sie ist besonders dort stark, wo in bildlichen Darstellungen Strukturen zu erkennen sind, wie etwa Karies und kariesfreie Bereiche.
Der Einsatz leistungsfähiger Intraoralscanner und Bilderkennungssoftware mit künstlicher Intelligenz wird auch dazu beitragen, die Art und Weise zu verändern, wie Zahnärzte und Zahnkliniken mit Patienten kommunizieren. Anhand intraoraler Aufnahmen lassen sich den Patienten-Behandlungsziele und Möglichkeiten oft viel besser erklären.
Wie hat sich das Format der IDS in den letzten 100 Jahren weiterentwickelt?
Die IDS ist seit 100 Jahren eine klassische Präsenzmesse. Sie hat sich in den vergangenen drei Jahren konsequent weiterentwickelt, auch in Richtung Hybridveranstaltung. Wie 2021 bietet die IDS auch in diesem Jahr eine Ergänzung um verschiedene digitale Features. Mit IDSconnect besteht die Möglichkeit, den Besuch in den Messehallen vor- und nachzubereiten, sich darüber hinaus in virtuellen Räumen zu begegnen und sich dort auszutauschen. Diese Tools werden wir in Zukunft stärker nutzen.
Gleichzeitig sehe ich die Wertschätzung für die persönliche Begegnung in den Messehallen steigen. Dies bleibt das höchste der Gefühle, für die Pflege der Kontakte das Effektivste und für uns als soziale Wesen auch das Menschlichste. Ich freue mich auf viele gute Begegnungen und intensiven Austausch der Dentalfamilie auf der 40. IDS!
Dieses Interview ist in der today zur IDS 1/2023 erschienen.