Wissenschaft und Forschung 03.11.2022
Infektiöse Endokarditis und zahnärztliche Eingriffe
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Antibiotikaprophylaxe gegen infektiöse Endokarditis befürwortet
Zahnärzte sollten Antibiotika verabreichen, um infektiöse Endokarditis bei Hochrisikopatienten zu verhindern, so die Ergebnisse einer neuen Studie der Universität Sheffield. Eine Studie britischer Forscher deutet darauf hin, dass es Zahnärzten erlaubt sein sollte, Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko Antibiotika zu verschreiben.
Die in der Studie präsentierten Daten legen nahe, dass Bakterien, die während einer zahnärztlichen Behandlung über den Mund in den Blutkreislauf gelangen, für 30 oder sogar 40 % der Fälle von infektiöser Endokarditis (IE) verantwortlich sein könnten. Dabei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der als Folge einer Endokarditis auftritt, wobei die Infektion unter anderem auch die Klappen und Hohlräume des Herzens und der Blutgefäße befällt.
Die aktuellen Leitlinien des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) raten von einer routinemäßigen Antibiotikatherapie vor invasiven zahnärztlichen Eingriffen bei Personen mit IE-Risiko ab. Die oben genannte Studie legt jedoch nahe, dass dadurch Hochrisikopatienten während eines größeren zahnärztlichen Eingriffs einer zusätzlichen Infektion ausgesetzt werden können.
Risiko der Entwicklung von IE vermeiden
Prof. Martin H. Thornhill, Professor für Translationale Forschung in der Zahnmedizin an der Universität Sheffield (UK) und Hauptautor der Studie, schrieb: „Wir wissen, dass 30 bis 45 % der Fälle von IE durch orale Bakterien verursacht werden. Bisher war unklar und fraglich, ob es einen signifikanten Zusammenhang zwischen invasiven zahnärztlichen Eingriffen (wie Zahnextraktionen) und infektiöser Endokarditis bei Patienten mit hohem Infektionsrisiko gibt. Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen zum ersten Mal die Empfehlungen der wichtigsten Gremien weltweit, wie der American Heart Association (AHA) und der European Society of Cardiology (ESC).“
Bisher größte Studie über den Zusammenhang von infektiöser Endokarditis und invasiven zahnärztlichen Eingriffen
Das wissenschaftliche Team empfiehlt, dass Personen mit einem hohen Risiko einer infektiösen Endokarditis vor invasiven zahnärztlichen Eingriffen eine Antibiotikaprophylaxe erhalten sollten. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die aktuelle NICE-Leitlinie, die die Angemessenheit der routinemäßigen Anwendung von AP verneint, Hochrisikopatienten einem unnötigen zusätzlichen Risiko der Entwicklung einer infektiösen Endokarditis aussetzt. Diese Frage sollte im Lichte der neuen Beweise bewertet werden“, schrieb Martin H. Thornhill.
Zur Studie.
Quelle: sciencedirect.com