Wissenschaft und Forschung 25.03.2024
Dental FearLess: Die Zukunft für Angstpatienten?
share
Laut einer Studie des NYU College of Dentistry leiden 30 % der Menschen an Angst vor dem Zahnarzt, darunter mehr als 20 %, die erst kürzlich einen Zahnarzt aufgesucht haben.
Gegen diese erschreckend hohe Zahl an Angstpatienten will eine Forschergruppe des NYU und der Penn School of Dental Medicine etwas tun: Das Team entwickelte eine App, die diese Ängste gezielt behandeln soll. Die App mit dem Namen Dental FearLess verwendet dafür Prinzipien der Achtsamkeit und der kognitiven Verhaltenstherapie.
Der Therapieansatz lässt sich dabei bequem von zu Hause aus durchführen, insofern ist er für Patienten sehr zugänglich. Dental FearLess arbeitet mit Lehrmaterial, das über Angst und Furcht aufklärt und zeigt den Anwendern Bewältigungsstrategien auf, die sie beim Zahnarzt anwenden können, wie Atemtechniken oder Entspannungsübungen. Auch Videos sind integriert, die Interaktionen zwischen Zahnärzten und Patienten zeigen, um Angstpatienten mit verschiedenen Situationen vertraut zu machen und effektive Kommunikation zu trainieren.
„Diese Technologien geben den Patienten Strategien an die Hand, mit denen sie ihre Gedanken, Gefühle und ihr Verhalten beim nächsten Zahnarztbesuch in den Griff bekommen können", sagt Richard Heyman, klinischer Psychologe, Co-Direktor der NYU Dentistry Family Translational Research Group und einer der Hauptverantwortlichen für die Untersuchung der Zahnarztangst.
Die App-Entwickler möchten mit ihrem Ansatz den Kreislauf aus Angst, Vermeidung des Zahnarztbesuchs und daraus resultierenden ernsteren Zahnproblemen durchbrechen und die allgemeine Mundgesundheit verbessern. Denn Zahnarztangst ist zwar gut behandelbar, wird aber selten behandelt. Manche Zahnarztpraxen bieten bereits verhaltenstherapeutische Maßnahmen gegen Zahnarztangst an und auch medikamentös kann gegen die Angstzustände vorgegangen werden, doch hier herrscht noch „eine enorme Kluft zwischen Patienten und Zahnärzten", sagt Kelly Daly, Wissenschaftlerin an der NYU Dentistry Family Translational Research Group und Projektleiterin für die Forschung zur Zahnarztangst. Der Ansatz des Forscherteams soll diese Lücke schließen und der Angst begegnen.
In der Dental FearLess-Pilotstudie nutzten 48 Teilnehmer mit schwerer bis mittelschwerer Zahnarztangst die App. Die Ergebnisse sind vielversprechend: 49 % der Probanden gaben an, nach ihrem nächsten Zahnarztbesuch nicht mehr ängstlich gewesen zu sein. Ganze 97 % der Teilnehmer äußerten, dass sie nach der App-Nutzung mit den Unannehmlichkeiten des Zahnarztbesuchs gut umgehen konnten und mehr als die Hälfte (60 %) bekräftigten, dass ihre Angst weniger stark war als erwartet.
Teilnehmer, die nach der Nutzung von Dental FearLess immer noch unter Angstzuständen litten, nahmen anschließend an einer persönlichen Zoom-Sitzung mit einem Anbieter für psychische Gesundheit teil, die auf ihre spezifischen Probleme zugeschnitten war.
Die Forschung wird in einer größeren, nationalen Studie fortgesetzt.
Quelle: New York University/Medical Xpress