Wissenschaft und Forschung 19.01.2015
Dieses Kribbeln im Mund: Hören mit der Zunge
Bei schwerhörigen Menschen ist ein Cochlea-Implantat die häufigste Vorgehensweise, um den Hörsinn zu erhalten. Zukünftig könnte es auch eine nichtinvasive Möglichkeit geben, Audioinformationen zu verarbeiten.
Forscher der Colorado State University haben Prototypen eines Sensors entwickelt, der es ermöglicht, mit der Zunge zu hören. Die Metallplatte wandelt Bluetooth-Signale auf der Zunge in elektrische Impulse um – der Träger nimmt sie als unterschiedlich stark ausgeprägtes Kribbeln wahr und identifiziert sie als Worte. Die Idee dazu hatte Professor John Williams, der sich seit einer Weile für Neurowissenschaften und Wahrnehmungs-Ersatzmöglichkeiten interessiert. Nachdem er selbst begann unter einem Tinnitus zu leiden, machte er sich Gedanken, wie man den Hörsinn ebenfalls technisch ersetzen bzw. erhalten könnte. Er möchte mit seiner Erfindung, die bereits vorläufig patentiert ist, eine Alternative zu Cochlea-Implantaten schaffen. Diese sind nicht für jeden Patienten geeignet und bringen hohe Kosten mit sich. Das „Zungen-Hörgerät“ dagegen soll erschwinglich und bei vielen Patienten einsetzbar sein. Um genau zu definieren, welche elektrischen Signale wo auf der Zunge wahrgenommen werden, führt Williams gemeinsam mit der Neurologin Dr. Leslie Stone-Roy und Studenten eine Studie durch, die die Nerven der Zunge quasi kartografiert. Bisher gab es wenig Forschung dazu, welche Nerven auf der Zunge wie funktionieren und ob sie bei allen Menschen gleich angeordnet sind.