Wissenschaft und Forschung 21.09.2015

Gehirn zieht Zucker Süßstoffen vor

Gehirn zieht Zucker Süßstoffen vor

Foto: © akulamatiau – Fotolia

Die gemeinhin als lästig und eklig empfundene Fruchtfliege, genauer gesagt die Drosophila melanogaster, könnte eventuell die Antwort liefern, warum wir von künstlichen Zuckern nicht so satt werden, wie von natürlichen.

Monica Dus und ihr Kollegen von der University of Michigan haben sich spezieller mit der Fruchtfliege und ihrem Ess- bzw. Sättigungsverhalten auseinandergesetzt. Sie haben in einer Studie1 untersucht, wie sie verschiedene Zucker zu sich nehmen und was dabei in ihrem Neuronennetz vor sich geht. Sie konnten sechs Zellen ausmachen, die das diuretische Hormon 44 (Dh44) produzieren, wenn Nährstoffe aufgenommen werden – bekamen die Fliegen nährstoffarme Zucker, so reagierten die Neurozellen anders. Das Hormon Dh44 wird bei den Fruchtfliegen wiederum im Verdauungstrakt und im Gehirn von Rezeptoren wahrgenommen. Dadurch stellt sich ein Sättigungsgefühl ein. Ein ähnlicher Mechanismus könnte auch beim Menschen ablaufen. Bei der Zufuhr von künstlich gesüßten Nährmitteln, die über „leere Kalorien“ verfügen, stellt sich nicht so schnell ein Sättigungsgefühl ein, wie beim Konsum von Glukose oder Fruktose. Die Fliegen wählten daher im Test den nahrhaften Zucker.

Solch einen Vorgang in Bezug auf Fruktose konnten Wissenschaftler aus der Schweiz kürzlich bereits beim Menschen beobachten (ZWP online berichtete).

1 Nutrient Sensor in the Brain Directs the Action of the Brain-Gut Axis in Drosophila. Monica Dus et al. Neuron, Volume 87, Issue 1, 1 July 2015, Pages 139–151 DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.neuron.2015.05.032.

Autor: Karola Richter
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