Wissenschaft und Forschung 24.08.2017

Klebtechniker wollen für längeren Halt beim Zahnersatz sorgen

Klebtechniker wollen für längeren Halt beim Zahnersatz sorgen

Foto: Alexandr Mitiuc – stock.adobe.com

Forscher der Uni Kassel entwickeln Klebverbindungen, die dafür sorgen, dass künstliche Zähne im Mund von Patienten länger halten. Entsprechend seltener müssten Patienten in Zukunft ihre sogenannten Kronen austauschen lassen. Ziel der Forscher ist es, gemeinsam mit Experten aus der Praxis einen standardisierten Prozess für diese Klebverfahren zu entwickeln.

Wenn ein Zahn gezogen werden muss oder ausfällt, gibt es Ersatz: Zunächst wird ein Implantat in den Kieferknochen eingesetzt, dann wird der eigentliche Zahnersatz – umgangssprachlich auch Krone genannt – draufgeklebt. Wie lange dieser Zahnersatz, der den eigentlichen Zahn nachformt, dann tatsächlich im Mund hält, hängt maßgeblich von der Klebverbindung ab, die das Titanimplantat und den Zahnersatz zusammenhält.

Die Kasseler Ingenieure um Prof. Dr.-Ing. Stefan Böhm, Leiter des Fachgebiets Trennende und Fügende Fertigungsverfahren an der Universität Kassel, suchen im Projekt „Zahnfee“ nach dem Verfahren zur Herstellung der optimalen Klebverbindung. Dazu werden die Oberflächen mit Hilfe von Strahlverfahren und chemischen Mitteln behandelt. Durch diese beiden Schritte verändern die Forscher die Topographie und chemischen Eigenschaften der Oberfläche, die für eine lange Haltbarkeit der Klebverbindung notwendig sind.

Prof. Böhm erklärt: „Das ist wie bei dem Handtuch an der Badezimmerwand – ist die Klebung nicht belastungsgerecht ausgelegt, löst sich der Haken an der Wand von den Fliesen und fällt wieder auf den Boden. Wir versuchen, durch die Bearbeitung und Vorbereitung der Oberfläche, dieses zu vermeiden.“

Die Kasseler Forscher arbeiten in diesem Forschungsvorhaben eng mit dem Naturwissenschaftlichen- und dem Medizinischen Institut der Uni Tübingen zusammen. Außerdem kooperieren die Forscher mit Dentallaboren und dem Verband deutscher Zahntechniker-Innungen.

Prof. Böhm: „Wir sind keine Dentaltechniker oder Zahnärzte, aber wir können mit unserer Forschung die Dentaltechnik unterstützen. Unsere Expertise beruht auf der Entwicklung von neuen Klebtechniken, so dass die verwendeten Materialien bestmöglich zusammenhalten. Bei unserer Forschung ist uns eine enge Abstimmung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der Medizin und den Expertinnen und Experten aus der Praxis sehr wichtig. Denn natürlich müssen wir sicherstellen, dass die Klebverbindungen, die wir entwickeln, mit der Mundflora harmonieren und auch dann halten, wenn die Patienten Eis essen oder sehr heißen Kaffee trinken.“

Das Projekt „Zahnfee“ ist im September 2016 gestartet und läuft noch bis September 2018. Fördermittelgeber für das Projekt ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Fördervereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF).

Quelle: Uni Kassel

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