Wissenschaft und Forschung 19.05.2023

Menschliche DNA aus 20.000 Jahre altem Zahn gewonnen



Menschliche DNA aus 20.000 Jahre altem Zahn gewonnen

Foto: Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology

Artefakte aus Stein, Knochen oder Zähnen geben wichtige Einblicke in die Lebensweise der Frühmenschen, ihr Verhalten und ihre Kultur. Bisher war es jedoch schwierig, diese Artefakte bestimmten Personen zuzuordnen. 

Um Kulturgüter direkt bestimmten Personen zuzuordnen, hat ein Forscherteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig eine neuartige Methode zur DNA-Isolierung aus Knochen und Zähnen entwickelt.

Zunächst testeten die Forscher den Einfluss verschiedener Chemikalien auf die Oberflächenstruktur von Knochen- und Zahnstücken und entwickelten ein zerstörungsfreies, Phosphat-basiertes Verfahren zur DNA-Extraktion. Archäologen Maxim Kozlikin und Michael Shunkov legten im Jahr 2019 einen Hirschzahnanhänger aus dem Jungpaläolithikum beiseite, ohne sich der neuen Methode bewusst zu sein. Die Leipziger Genetiker isolierten daraus nicht nur die DNA des Tieres, eines Wapiti-Hirsches, sondern auch große Mengen uralter menschlicher DNA.

Basierend auf der Analyse der mitochondrialen DNA, die ausschließlich von der Mutter an ihre Kinder vererbt wird, kamen die Forscher zu dem Schluss, dass der größte Teil der DNA wahrscheinlich von einem einzelnen Menschen stammt. Anhand der Wapiti- und menschlichen Mitochondriengenome konnten sie das Alter des Anhängers auf 19.000 bis 25.000 Jahre schätzen. Zusätzlich zur mitochondrialen DNA haben die Forscher auch einen wesentlichen Teil des Kerngenoms ihres menschlichen Besitzers gewonnen. Anhand der Anzahl der X-Chromosomen stellten sie fest, dass der Anhänger von einer Frau hergestellt, benutzt oder getragen wurde.

Die Forscher hoffen nun, ihre Methode auf viele andere Objekte anwenden zu können, die in der Steinzeit aus Knochen und Zähnen hergestellt wurden. So könnten sie mehr über die genetische Abstammung und das Geschlecht der Personen erfahren, die diese Objekte hergestellt, benutzt oder getragen haben. Diese Erkenntnisse könnten uns helfen, unser Verständnis von der Entwicklung des menschlichen Verhaltens und der Kultur in der Vergangenheit zu vertiefen.

Quelle: Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology

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